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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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aber da war keiner.«
    »Entschuldigen? Wofür?«
    »Für unser Benehmen auf der Party am
Freitag. Wir waren alle ein bißchen aus dem Tritt. Sind’s schon die ganze Zeit,
seit Peter wieder da ist.«
    »Sie meinen, wegen der Probleme bei der
Filmerei?«
    »Sagen wir mal, seine Rückkehr hat
einen Haufen Dinge wieder aufgewühlt.« Er sah Sitka in Richtung Windbruch
rennen und brüllte: »Hierher!« Der Hund beachtete ihn nicht weiter.
    »Ich würde mir keine Sorgen machen,
dass ihm dort drinnen was passiert.«
    »Sie vielleicht nicht, ich schon. Auf
dieser Insel kampieren überall Landstreicher. Erst letzten Monat habe ich zwei
dabei erwischt, wie sie gerade in diesem Gestrüpp Feuer machen wollten.«
    »Dieses Areal sieht zwar reizvoll aus,
aber es scheint ja ein ziemliches Ärgernis zu sein. Wäre es nicht besser, es zu
roden und eine Gartenfläche draus zu machen?«
    »Nein.« Er schüttelte nachdrücklich den
Kopf. »Das war der Wald meines Vaters; dort wuchsen über fünfzig verschiedene
einheimische Bäume und Pflanzen. Ich will, dass er so bleibt, zum Gedenken an
ihn.«
    Was hatten diese Wellbright-Söhne nur
mit dieser Denkmalsetzerei für ihren Vater?
    Als könnte er meine Gedanken lesen,
fuhr Matthew fort: »Peter versucht ihn mit einem Film unsterblich zu machen.
Ich habe meine eigene Art, sein Andenken zu bewahren.« Er hielt kurz inne. »Wo
waren Sie denn gestern Abend alle?«
    Ich entschied mich für eine
Halbwahrheit. »Im Shack, mit Russ Tanner.«
    Er schob die Lippen vor, verengte die
Augen hinter den dicken Brillengläsern. »Ach, der gute, alte Ace.«
    »Sie mögen ihn wohl nicht sonderlich.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich mag vor
allem die Art und Weise nicht, wie er sich meiner Familie aufgedrängt hat.«
    »Ist er nicht mit Ihnen verwandt?«
    »Entfernt. Seine Urgroßmutter war eine
Wellbright, eine Missionarstochter, die die Gemeinde schockierte, indem sie mit
einem reinblütigen Hawaiianer durchging. Das ist nicht die Art von
Familienbanden, die uns verpflichten würden, ihn zum Sonntagsessen einzuladen.
Der Nachname Tanner kommt von einer anderen Missionarssippe auf Mauai, aber
fliegt er etwa je dort rüber, um bei denen zu schmarotzen? Ach, ich will gar
nicht von Russ reden. Der war sein Leben lang nur eine Plage.«
    Matthew rief wieder nach Sitka. Diesmal
kam der Hund, wobei er so tat, als sei es seine eigene Idee. Matthews Gesicht
war jetzt resigniert und ein wenig traurig. Wenn er noch nicht mal seinem Hund
gegenüber Autorität beweisen konnte, wie sollte er dann seine Familie im Griff
behalten? Dann leuchteten seine Augen erleichtert auf. Ich folgte seinem Blick
und sah eine schlanke Gestalt in einem weiten, weißen Kleid den Strand
entlangkommen. Jillian — ihr langes, helles Haar hing unter dem Strohhut
hervor. »Tja«, sagte ich, »da ist ja schon mal eine von den Vermissten.«
    »Wird auch Zeit. Vielleicht weiß sie
ja, wo Mutter steckt.« Er winkte seiner Frau zu, und sie winkte zurück. »Ach,
wo ich gerade dran denke«, setzte er hinzu, »könnten Sie und Hy nicht heute
Abend im Pali House vorbeischauen? Wir hätten gern einen Bericht über die
Sicherheitsmaßnahmen und auch über Ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse.«
    Dieses Ansinnen überraschte und ärgerte
mich. »Es entspricht nicht meinen Gewohnheiten, irgendjemand anderem als meinem
Klienten Bericht zu erstatten.«
    Um seinen Mund zuckte es ärgerlich.
»Sie werden von wellbrightschem Geld bezahlt. Das macht uns alle zu Ihren
Klienten.« Jillian war ein paar Meter weiter stehen geblieben. Sie bückte sich
und schrieb etwas in den Sand. »Jill?«, sagte Matthew.
    Sie ignorierte ihn, verwischte das
Geschreibsel mit dem Fuß und begann von vorn.
    »Jillian!« Er ging hin und ergriff ihre
Hand. Sie richtete sich auf. Zu mir sagte Matthew: »Acht Uhr, formlos.« Dann
führte er sie davon.
    Nein, dachte ich, ich würde nicht noch
einen Abend damit zubringen, den Wellbrights beim Trinken und Streiten
zuzuschauen. Und meine Ermittlungsergebnisse würde ich niemandem außer Glenna
mitteilen. Schließlich stand ihre Unterschrift unter meinem Vertrag.
    Aus reiner Neugier ging ich hinüber, um
zu gucken, was Jillian da geschrieben hatte. Nur ein einziges Wort war lesbar:
»Bitte«, in einer unbeholfenen, rückwärts geneigten Kinderschrift. Na ja, diese
traumatisierte Frau hatte sicher viele Bitten auf dem Herzen.
    Dann spazierte ich in die Gegenrichtung
los, gefolgt von den Hunden. Die Lavazunge erstreckte sich bis ins Wasser,

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