Spiel mit dem Feuer
Elson
Wellbright.«
»Und Matthew und Jillian. Stephanie und
Ben. Russell Tanner. Peter. Lassen Sie die Sache auf sich beruhen, Ms. McCone.
Tun Sie, was nötig ist, damit die Anwälte und das Gericht zufrieden sind. Aber
bitte lassen Sie’s ruhen.«
Und das war alles, was ich aus ihr
herausbekam. Unser Essen kam, und sie ging dazu über, muntere Geschichtchen
über die Wellbrights zu erzählen, Anekdoten, die in seltsamem Widerspruch zu
unserem vorherigen Gespräch standen. Vielleicht bereute sie ja ihre Offenheit
und wollte mich auf diese Weise ablenken.
Aber es funktionierte nicht. Es schürte
nur mein Verlangen nach weiteren Informationen.
Wieder in Waipuna, parkte ich vor Donna
Malakauas Perlenladen. Ich blieb im Wagen sitzen und wählte die Nummer von
Micks Apartment in San Francisco. Er war da und klang knurrig, und als ich
fragte, warum er und Charlotte übers Wochenende nicht weggefahren seien,
antwortete er: »‘ne Freundin von ihr kam überraschend vorbei. Sind irgendwohin
verschwunden. Regnet so tierisch, dass ich erwäge, Pläne für eine Arche zu
zeichnen. Und im Fernsehen kommt auch nichts Gescheites.«
»Lust auf ein bisschen Arbeit?«
»Warum nicht? Was soll ich tun?«
»Ich brauche einen Background-Check für
einen Mann, der seit fast sechs Jahren vermisst ist.« Ich gab ihm die näheren
Angaben zu Elson Wellbright durch, die mir Peter geliefert hatte.
»Und wir sollen diesen Typ finden?«
»Ihn oder Beweise dafür, dass er tot
ist.«
»Okay, ich mach mich dran.« Jetzt klang
er ganz fröhlich. Nichts wirkte auf Mick so aufmunternd wie ein schwieriger
Fall. Ich erklärte, dass ich später noch mal anrufen würde, und ging zum
Perlenladen.
Er hieß Crystal Blue Inspiration, und
der Vorhang im Türrahmen bestand aus irisierenden Perlen in verschiedenen
Blautönen. Sie klickten, als ich eintrat. Es war ein kleiner Raum, eher ein
Verkaufsstand als ein Laden. An drei Seiten standen Ladentische, auf denen
setzkastenähnliche Behältnisse lagen. In den Fächern befanden sich lauter
verschiedene Perlensorten, manche schlicht, andere extravagant und handbemalt.
Zwei junge Mädchen mit langem, seidigem Haar beugten sich über einen der
Kästen, fingerten in den Perlen herum und diskutierten das Angebot mit
feierlichem Ernst.
Ich fühlte mich augenblicklich in die
Zeiten zurückversetzt, als meine High-School-Freundinnen und ich die ganze
Strecke von San Diego bis Laguna Beach zu fahren pflegten, um in einen
speziellen Perlenladen zu gehen. Auch wir hatten unsere Kaufentscheidungen mit
einer Inbrunst diskutiert, als müssten sie unser Leben verändern. Es tat gut zu
sehen, dass sich, zumindest an Orten wie Waipuna, doch nicht alles geändert hatte.
Eine massige Frau, die vielleicht Ende
Zwanzig sein mochte, sortierte am hinteren Ladentisch Plastiktütchen mit
Perlen. Sie hatte welliges schwarzes Haar, ein breites, nettes Gesicht und
sorgenvolle Augen. Als ich hereinkam, huschte ihr Blick nervös zu mir herüber.
Dann wandte er sich rasch wieder der Ware zu.
»Ms. Malakaua?«, sagte ich. »Mein Name
ist Sharon McCone. Sue Kamuela —«
»Sie hat mir gesagt, dass Sie
vorbeikommen würden.«
»Können wir reden?«
»Worüber?«
»Über Ihren Bruder, Buzzy.«
Sie sah zu den beiden Teenagern
hinüber. »Adrian? Debbi? Kommt ihr ein Weilchen ohne mich klar?«
Sie stöberten weiter in den
Setzkastenfächern. »Klar, Donna«, sagte die eine.
Donna Malakaua kam um den Ladentisch
herum und bedeutete mir, ihr zu folgen. Wortlos führte sie mich über die Straße
in den Einkaufskomplex, wo wir uns auf einer Bank am Spielplatz niederließen.
Es war heiß geworden, und nur wenige Kinder tummelten sich bei den Schaukeln.
Malakaua seufzte schwer, nahm ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche ihres rosa
Trägerkleids und zündete sich eine an.
»Was wollen Sie von Buzzy?«, fragte
sie.
»Ich hatte gehofft, er könnte mich mit
Amy Laurentz in Kontakt bringen.«
Ihre Lippen verzogen sich, als
schmeckte sie etwas Saures. »Das Miststück. Abschaum, verstehen Sie? Ein
Unglückstag für Buzzy, an dem er die getroffen hat.«
»Vermutlich. Wie lange ist er schon mit
ihr zusammen?«
»Zwei, drei Monate? Schon viel zu
lange.«
»Und wann haben Sie ihn zuletzt
gesehen?«
Sie zog an ihrer Zigarette, beobachtete
die Kinder auf den Schaukeln. »Sue sagt, Sie arbeiten für die Wellbrights. Was
will denn eine reiche Haole-Sippschaft von einer wie Amy?«
»Sie kann mir vielleicht ein paar
Informationen geben, die
Weitere Kostenlose Bücher