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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Problem nicht ansprachen, würde es einfach verschwinden.
Doch leider sagte mir die Erfahrung, dass diese Art Problem bestehen blieb, bis
man es anpackte.
    Als niemand auf unser Klopfen
reagierte, betraten wir das Cottage. Tanner rief nach Peter, aber es kam keine
Antwort. »Sind wohl irgendwohin gegangen.«
    »Was glauben Sie, wohin?«
    »Na ja, sein Volvo steht da, also
vermutlich ins Pali House oder zu Stephanie und Ben.« Er bemerkte, wie ich mich
im Raum umsah, und setzte hinzu: »Starkes Haus, was?«
    Das L’ai Cottage war eine kleinere
Ausgabe des Malihini House: ein Schlafzimmer und ein Raum, der eine Kombination
aus Wohnzimmer und Küche darstellte. Wie Tanner gesagt hatte, war alles mit
Büchern und hawaiianischer Handwerkskunst vollgepfropft. Ein kunstvoll
gefertigter Federumhang zierte eine Wand, Musikinstrumente hingen zwischen zwei
Bücherregalen; Muschelketten, ein Wandteppich, diverse Gemälde und eine
Kollektion von Holz-, Kürbis- und Kokosnusskalebassen waren nur einige der
Objekte, die jedes freie Plätzchen füllten. Die Möbel waren alt, .aber gut
gepflegt, massive Stücke aus dunklem Holz, die vermutlich mit den wellbrightschen
Missionarsvorfahren um Kap Horn hierher gesegelt waren. Ein frei stehender
Glasschrank enthielt eine Waffensammlung, die von den Revolutionskriegen bis in
die Gegenwart reichte. Bei mir löste das Ganze klaustrophobische Gefühle aus.
    Oder vielleicht war es auch die
Tatsache, dass Tanner und ich allein hier waren.
    »Ist das alles noch so, wie Elson es
hinterlassen hat?«, fragte ich ihn.
    »Nein. Als er gerade weg war, hat ja
Iniki zugeschlagen und das Dach des Cottage weggefegt. Dabei ist ein ganz
schöner Schaden entstanden, aber das L’ai Cottage war — wie auch das Pali House
— sehr solide gebaut und stand ansonsten noch. Matt hat es reparieren lassen
und alles, was er von den Sachen seines Vaters bergen konnte, wieder
zurückgeräumt. Pete hat nicht viel dran verändert.«
    »Dieser Hurrikan — das muss ein
einschneidendes Ereignis für die Insel gewesen sein.«
    Russ nickte.
    »Sie sagen, das Pali House stand noch.
Was war mit dem Malihini House?«
    »Das hat der Sturm platt gemacht.
Stephanie und Ben wohnten damals dort, aber sie hatten sich zu Celia
geflüchtet. Sonst wären sie wohl dabei umgekommen. Hinterher wollte Ben sich
dann ein eigenes Haus bauen, und Celia hat das Malihini House als Gästehaus
wieder aufbauen lassen.« Er hielt kopfschüttelnd inne. »So was wie Iniki hatte
keiner von uns je erlebt, und wir sind schlimme Stürme gewohnt. Ich könnte
Ihnen einiges drüber erzählen, und vielleicht tu ich’s auch irgendwann, aber im
Moment will ich das lieber nicht noch mal durchleben.«
    »Dann werden wir stattdessen mal
rausfinden, wo Peter und Glenna stecken.«
    Ich ging zu einem Telefon auf einem der
Lampentischchen; es hatte eine Kurzwahlvorrichtung, und auf dem Aufkleber waren
mehrere Nummern aufgelistet. Bei den Moris meldete sich niemand, aber im Pali
House nahm Peter ab.
    »Tanner und ich sind hier in Ihrem
Cottage«, erklärte ich ihm. »Wir haben eine Kamera gefunden, die die gestohlene
sein könnte, und sie hierher gebracht, um sie Glenna zu zeigen.«
    »Russ ist auch da?«
    »Ja.«
    Pause. Es klang, als hielte er die
Muschel zu. »Kommen Sie doch beide rüber. Und bringen Sie die Kamera mit.«
    Ich legte auf. »Er will, dass wir
rüberkommen.«
    »Wir beide? Das ist erstaunlich. Ich
habe das Pali House seit Jahren nicht mehr betreten dürfen.«
    »Vielleicht ist der Bann ja aufgehoben,
jetzt, wo Celia tot ist. Auf jeden Fall klang er ganz schön gestresst.«
    »Diese ganze verdammte Familie ist
permanent gestresst.« Er zögerte. »Sharon, bevor wir gehen, müssen wir reden.«
    »Worüber?«
    »Über uns beide.«
    »Das ist jetzt nicht der richtige
Augenblick.«
    »Wann dann?«
    »Weiß nicht. Vielleicht nie.«
    Er trat näher an mich heran, legte mir
die Hand auf die Wange und strich mit den Fingerspitzen eine Haarsträhne
zurück. Ich fühlte die Wärme seines Körpers, fühlte einen Wärmestrom in mir
emporsteigen.
    »Wir können nicht einfach so tun, als
wäre nichts.«
    Oh, Himmel, er wollte es einfach nicht
auf sich beruhen lassen. Und Hy auch nicht. Warum war ich die einzige von uns
dreien, die einigermaßen bei Verstand war?
    »Sharon, wir hätten es vielleicht aus
der Welt zwingen können, wenn Hy es nicht aufs Tapet gebracht hätte. Aber er
hat’s getan, und jetzt —« Seine Hände umfassten meine Schultern, und er

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