Spiel mit dem Feuer
geleiteten
uns zu einem lang gestreckten Haus mit einem fiberglasüberdachten Sitzplatz.
Sie scheuchten eine Promenadenmischung und zwei Katzen ähnlich unklarer
Provenienz von den Plastikmöbeln, widerstanden dem Gebettel eines Kindes um
einen Eislutscher, versorgten uns alle mit Mineralwasser und plauderten dabei
die ganze Zeit über Freunde und Verwandte, über ihre Feldfrüchte und Russ’
Charterservice. Ich entspannte mich, trank mein Mineralwasser, schob den
ernsten Grund meines Hierseins vorerst beiseite und genoss das fröhliche Chaos
um uns herum. Die Kaohis schienen davon auszugehen, dass Tanner und ich ein
Paar waren, und er sagte nichts, um den Irrtum aufzuklären. Vemutlich gründete
sich ihre Annahme darauf, dass wir so locker und selbstverständlich miteinander
umgingen; der einzige andere Mann, mit dem ich mich nach so kurzer
Bekanntschaft so wohl gefühlt hatte, war Hy.
Allerdings ein Wohlgefühl mit einem
Unterton von Spannung. Der Spannung, die immer da ist, wenn ein Mann und eine
Frau merken, dass sie sich erotisch zueinander hingezogen fühlen. Diese
Spannung war jetzt ganz unverkennbar, und ich ermahnte mich, meine Vernunft
nicht noch weiter abzuschalten, als ich es ohnehin schon getan hatte.
In einer Gesprächspause fragte Tanner
seine Verwandten: »Und was macht euer Ältester?«
Sunnys sonnengebräuntes Gesicht wurde
ernst: »Also, das Thema Tommy vermeiden wir besser.«
»Wieder mal in Schwierigkeiten?«
»Mehr als das, wenn man Grandma
glaubt.«
»Eurer Tutu? Was sagt sie denn
diesmal?«
Sunny wandte sich an mich: »Robs
Großmutter glaubt, dass sie das zweite Gesicht hat, jedenfalls wenn’s um die
Kinder geht. Sie prophezeit immer alles mögliche Unheil, aber zum Glück trifft
es meistens nicht ein. Diesmal behauptet sie, dass Tommy irgendwas
Schreckliches passiert ist und dass wir ihn nie mehr wieder sehen werden.«
Die Härchen in meinem Nacken richteten
sich auf.
Rob brummelte: »Wär vielleicht das
Beste, was uns passieren könnte.«
Sunny sah ihn vorwurfsvoll an, schien
aber nicht besonders schockiert. Offenbar sagte er das nicht zum ersten Mal.
Ich blickte Tanner an. Er bedeutete mir
durch ein Nicken, dass ich mit den Kaohis offen reden konnte.
»Russ fragt deshalb nach Tommy, weil
ich versuche, ihn zu finden. Ich bin Privatdetektivin und arbeite für die
Wellbrights. Es könnte sein, dass ein paar Freunde von Tommy hinter einer Serie
von Unfällen stecken, die ein Filmteam ereilt haben, das von Peter Wellbright
finanziert wird.«
»Pete sorgt sich um dieses Filmteam?«,
sagte Rob. »Und was ist mit seiner Mutter? Das war doch der viel schlimmere
Unfall.« Ich nickte zustimmend, enthielt mich aber jeder Erklärung.
Rob sah Tanner verunsichert an. »Ich
hab gedacht, das wär einfach ein netter Besuch.«
»Ist es ja auch. Sharon ist eine
Freundin von mir und schwer in Ordnung.« Er legte mir die Hand auf die
Schulter.
Sein Cousin musterte mich eingehend und
sah dann Sunny an. »Na ja, gibt keinen Grund, den kleinen Mistkerl zu beschützen.
Wenn er was angestellt hat, muss er dafür gradestehen.«
Ich beugte mich vor, hauptsächlich, um
mich Russ’ irritierender Berührung zu entziehen. »Ich weiß nicht, ob er was
angestellt hat. Er ist wohl gerade nicht hier?«
»War schon wochenlang nicht mehr
daheim. Kommt nur her, wenn er was will.«
Sunny schüttelte den Kopf. »Das stimmt
nicht. Er war letzten Mittwoch da, als wir bei der Show waren. Das hat George
gesagt.«
»Ein Glück, dass ich nicht da war, als
er aufgetaucht ist.«
Sunny seufzte, ging aber nicht darauf
ein. »George ist Tommys kleiner Bruder. Er ist da, falls Sie mit ihm reden
wollen.«
»Würde ich gern.«
»Dann kommen Sie mit.« Sie stand auf
und winkte mir.
Als wir über den Hof gingen, hörte ich
Rob zu Tanner sagen: »Nichts wie Ärger. Der kleine Scheißer bringt nichts wie
Ärger.«
George hatte seinen eigenen Trailer,
hinter den Schuppen und dem Gewächshaus. Es war ein uraltes, silbernes,
buckliges Vehikel, das unglaublich voll gestopft wirkte. Wahrscheinlich trafen
wir ihn deshalb an einem Picknicktisch unter einem benachbarten Baum an. Er saß
da und hackte auf einen Laptop ein, mit einer Intensität, die mich an Mick
erinnerte. Als er uns bemerkte, hob er den Zeigefinger, beendete, was immer er
gerade tat, und drehte sich dann um, wobei er sich einen Schwung dunkler Haare
aus der Stirn strich. Seine Blick war lebhaft, sein rundes Gesicht offen und
fröhlich, aber als seine Mutter
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