Spiel mit dem Feuer
sich erboten, mich hierher
zu fliegen und anschließend wieder nach Waipuna zu bringen, damit ich den
Datsun holen konnte. Er hatte erklärt, er wolle einen Beileidsbesuch machen und
bei der Gelegenheit Casey ihren Verwandten vorstellen. Ich war einverstanden,
weil ich spürte, dass er noch ein anderes Motiv hatte. Außerdem würde seine
Anwesenheit die Familie wohl erst mal davon abhalten, mich zum Rapport ins Pali
House zu zitieren. Ich hatte nicht vor, mich darauf einzulassen — der Einzige,
der ein Recht auf einen Ermittlungsbericht hatte, war Peter — , aber es war mir
recht, wenn ich eine unerfreuliche Konfrontation vermeiden konnte.
Casey hopste aus dem Hubschrauber und
sah sich um. Ihre Augen wurden immer größer. »Cool«, sagte sie. Und dann:
»Wahnsinn.« Ganz offensichtlich hatte sie keine Ahnung gehabt, wie reich diese
entfernten Verwandten waren.
Tanner stieß jetzt zu uns, die Kamera
geschultert. »Nicht schlecht, was? Und das ist noch nicht mal die Hälfte.«
Sie sah ihn ungläubig an, und wir
stapften in Richtung Haus. Tanner legte mir die Hand auf die Schulter und
beschwerte sich scherzhaft, dass ich einen alten Mann eine so schwere Kamera
den Berg hinaufschleppen ließ.
Hy war auf den Lanai herausgetreten, lehnte am Geländer und beobachtete uns. Er sah locker und
freundlich aus, doch im Näherkommen entdeckte ich in seinen Augen eine Spur von
Spannung...
Ich kannte diesen Blick, hatte ihn oft
genug gesehen, um zu wissen, dass er nichts Gutes verhieß. Kontrollierter Zorn,
der mir wieder bewusst machte, dass dieser Mann, trotz all seiner
Integrationsfähigkeit und Verträglichkeit, doch gefährlich werden konnte.
Sein Blick glitt von meinem Gesicht zu
Tanners Hand auf meiner Schulter und wieder zurück. Dann nickte er leise, als
fände er irgendetwas bestätigt. Russ’ Finger fassten fester zu, aber ich entzog
mich. Die Stelle, wo er mich berührt hatte, fühlte sich unerklärlich heiß an.
Hy lächelte ironisch. »Wie ich sehe,
hat sich die vermisste Kamera wieder angefunden. Und dazu noch eine junge
Dame.« Er nickte in Caseys Richtung.
Ich machte sie miteinander bekannt und
stellte mich neben Hy, während sich Tanner und Casey auf den Stufen
niederließen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das die Kamera ist, die Glenna
gemietet hat«, sagte ich. »Wo ist sie denn?«
»Bei Peter. Er hat vor einer Stunde
etwa angerufen. War ganz aufgeregt — irgendwas mit dem Testament seines
Vaters.«
»Sie sind schon dabei, Testamente zu
lesen? Celia ist noch nicht unter der Erde und Elson noch nicht mal offiziell
tot.«
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nur,
was Glenna mir gesagt hat. Sie ist davongesaust wie ein geölter Blitz. Wollte
vermutlich selbst nach dem Rechten sehen, ihre finanzielle Zukunft sichern.«
Tanner saß aufrecht da, konzentriert und wachsam.
Ich sagte: »Ihre finanzielle Zukunft?
Das versteh ich nicht.«
»Es scheint da in letzter Zeit einiges
zu geben, was du nicht verstehst, McCone. In diesem einen Punkt kann ich dir
auf die Sprünge helfen: Meiner Meinung nach ist Glenna hier rübergekommen, hat
das alles hier gesehen und befunden, dass sie einen Teil davon abhaben will.
Und der beste Weg, das zu bewerkstelligen, war es, sich Peter zu krallen. Erst
mal sah das auch ganz gut aus. Sie hatte einen Tauschhandel anzubieten — ihre
Fähigkeit, diesen Film zu machen, gegen seine Aufmerksamkeiten. Aber jetzt ist
alles geplatzt, und sie kriegt kalte Füße.«
»Ich glaube nicht, dass sie so
habgierig ist.«
»Irgendwas an ihr ist doch seltsam,
seit wir hier sind.«
»Aber sie hat sich nie was aus Geld
gemacht. Sie lebt doch von der Hand in den Mund.«
»Vorher ja. Aber ein Ort wie dieser
ändert manches, oder?« Er sah zu Tanner hinüber.
»Was soll das heißen?«
»Ich sagte, in diesem einen Punkt helfe
ich dir auf die Sprünge. Alles andere ist deine Sache.« Er drehte sich um und
verschwand im Haus.
Ich sah ihm nach und spürte, wie ich
rot wurde, als mir die Bedeutung seiner Worte aufging. Dann sah ich Russ an; er
hatte es auch kapiert.
Was hatte Hy dazu getrieben, es ans
Licht zu zerren?
Russ schickte Casey los, den Strand
erkunden. Dann folgten er und ich dem Pfad zum Cottage, unter Papayaästen, die
schwer von unreifen Früchten waren. Zwischen uns hing lastendes Schweigen. Das
Unausgesprochene lag jetzt offen zutage, und keiner von uns beiden schien in
der Lage, irgendwie damit umzugehen. Ich wusste nicht, was er dachte, hoffte
aber, wenn wir das
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