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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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musterten
Matthew mit analytischem Blick.
    Tanner stand auf und streckte mir die
Hand hin. »Sharon und ich müssen jetzt gehen. Sarahs Tutu fragt sich
sicher schon, wo sie bleibt.«
    Ich zögerte. Einerseits wollte ich ihn
fragen, was es mit dieser Wendung der Geschehnisse auf sich hatte, andererseits
wollte ich so weit wie möglich von ihm weg sein. Schließlich stand ich auf,
ohne seine Hand zu ergreifen, und sagte zu Peter und Glenna: »Wir sehen uns
später im Malihini House.«
     
    Ich wartete, bis wir auf der
geschotterten Zufahrt waren und Casey schon zum Hubschrauber vorrannte. Dann
sagte ich: »Okay... was steckt hinter dieser Verfügung in Elsons Testament?«
    »Du hast doch gehört, was ich ihnen
erklärt habe.«
    »Und das ist die ganze Wahrheit?«
    »So weit, so wahr.«
    »Und der Rest?«
    »Geht niemanden außer Elson und mich
was an.«
    Wir schwenkten von der Einfahrt auf den
Rasen ab, dorthin, wo der wilde Ingwer seinen Duft verbreitete. Heute Abend
hatte dieser Geruch etwas von Fäulnis und Verfall. Ich schaute zu dem
beleuchteten Haus hinauf und dachte an Hy und die Auseinandersetzung, die uns
dort noch bevorstand.
    Mir war, als zerrten sie von allen
Seiten an mir: Glenna, Peter, die übrigen Wellbrights. Hy. Tanner. Ich wollte
diese Ermittlungen nicht fortführen. Ich wollte nicht in dieses Haus
hinaufgehen und meinem Liebsten gegenübertreten. Ich wollte nicht wieder in den
Hubschrauber steigen — nicht mit diesem Mann, der am heftigsten von allen an
mir zog. Ich wollte nicht — Himmel, alles war nur noch negativ bestimmt.
    Ich hielt an. Stand einfach nur da,
müde und verwirrt.
    Tanner ging weiter; als er merkte, dass
ich ihm nicht mehr folgte, kam er zurück und legte mir den Arm um die
Schultern. Diese Berührung verstärkte nur das Gefühl, von allem Normalen und
Vertrauten abgeschnitten zu sein. Ich ließ zu, dass er mich von der Rasenfläche
zu einer Palmengruppe führte. Wehrte mich nicht, als er sich an einen dicken
Stamm einer Palme lehnte und mich an sich zog. Stand passiv da, als er mich
küsste, und fühlte mich unglaublich mies.
    »Ich versteh mich nicht so auf Worte«,
sagte er.
    »Ist mir nicht aufgefallen.«
    »Ich meine, Worte, die dir das alles
leichter machen könnten.«
    »Worte nützen da nichts.«
    »Was dann?«
    »Ich weiß nicht. Gar nichts
wahrscheinlich. Ich bin einfach plötzlich so unglaublich müde.«
    »Dann lass uns nach Waipuna
zurückfliegen, damit du den Wagen holen kannst. Bei so was hilft es, erst mal
drüber zu schlafen.« Drüber zu schlafen? Neben Ripinsky? Wohl kaum.
    Er ließ mich los, und wir gingen zum
Hubschrauber, mit einigem Abstand zwischen uns. Vom Haus kam eine Gestalt
herab. Hy, mit seiner Reisetasche.
    O Gott, was war jetzt los? Ein Anruf
von RKI? Eine Krisensituation irgendwo weit weg?
    Er stellte die Reisetasche neben dem
Hubschrauber ab und wartete auf uns.
    »Was ist?«, fragte Tanner.
    »Ich brauche Sie. Ich muß nach Lihue,
um einen Flug nach Honolulu zu kriegen.«
    Seine Stimme war ruhig, ja, sogar
freundlich, aber er sah mich nicht an.
    »Klar. Irgendwelche Probleme?«
    »Ja. Kann ich McCone einen Moment
allein sprechen?«
    »Ich mache den Vogel schon mal
startklar.«
    Hy fasste mich am Arm und dirigierte
mich zum Lanai hinauf. »Was gibt’s denn für ein Problem?«, fragte ich.
    »Uns beide.«
    »Wenn du deshalb weg willst, tu’s
nicht. Wir können doch reden —«
    »Ich glaube nicht, dass das der
richtige Moment ist.«
    Die Wiederholung meines Dialogs mit
Tanner, nur dass ich jetzt seinen Part hatte. »Wann ist dann der richtige
Moment?«
    »Ich weiß nicht. Wenn du so weit bist.«
    »Wenn ich so weit bin?«
    Er legte mir die Hand auf die Schulter
und hielt mich auf Armeslänge von sich, als hätte er Angst, sein Entschluss
könne ins Wanken geraten, wenn er mich näher an sich heranließ. »Hör zu, McCone,
wir wissen doch alle drei ganz genau, was hier vor sich geht. Er hat dich
gesehen und gewollt. Zwischen euch hat es geklickt. Die Mechanismen der
Anziehung. Ich habe es von Anfang an kommen sehen.«
    »Aber warum hast du dann nichts getan,
um —«
    »Es zu unterbinden? Ich kann dir nicht
sagen, was du tun sollst. Was du fühlen sollst.«
    »Ich weiß nicht, was ich fühle!«
    »Eben. Deshalb will ich dir ja Raum
geben, es herauszufinden. Du musst das tun. Aber ich muss nicht hier
herumsitzen und dir dabei zugucken.«
    Ich umklammerte seinen Arm. Es war, als
ob er drohte, eine Rettungsleine zu kappen. »Wo willst du

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