Spiel mit dem Feuer
zog
mich an sich.
»Nein!« Ich riss mich los und trat
einen Schritt zurück. »Wir werden nicht dran rühren. Wenn wir drüber reden, sagen
wir vielleicht Dinge, die wir nicht wieder zurücknehmen können.« Ich drehte
mich um und strebte zur Tür. »Wir müssen los. Im Pah House warten sie auf uns.«
»Hör auf.«
»Nein, hör du auf! Ich habe das nicht
gewollt. Ich hab mein Leben, meine Zukunftspläne. Bring mir das nicht in
Unordnung.«
Ein paar Sekunden tat und sagte er gar
nichts. Dann nahm er die Kamera und folgte mir. Als er die Tür hinter uns
schloss, sagte er leise: »Ich bin nicht der einzige, der hier Unordnung
stiftet.«
Peter empfing uns an der Tür zum Pali
House, sichtlich strapaziert. Als er Casey sah — die Tanner unbedingt hatte
mitnehmen wollen schien er überrascht, begrüßte sie aber freundlich. Tanner
sagte: »Tut mir Leid wegen deiner Mutter, Pete.«
»Danke«, erwiderte Peter und klopfte ihm
auf die Schulter.
Mir kam der Gedanke, dass die beiden
viel eher wie Brüder wirkten als Peter und Matthew. Da war so eine Art
Geistesverwandtschaft: diese Neugier auf die Welt und das, was sie zu bieten
hatte, diese Bereitschaft, Risiken einzugehen. Und dieses Einfühlungsvermögen:
Peter hatte bemerkt, dass Casey verschüchtert wirkte, und nahm ihre Hand, als
er uns zur Terrasse führte. Gott sei Dank, denn die Spannung dort war zum
Schneiden.
Stephanie und Ben saßen Seite an Seite
auf dem Korbsofa, ernst und wachsam. Geschäft ist Geschäft, dachte ich. Glenna
hockte ein Stück daneben auf einem Puff und betrachtete die Szene, als wollte
sie gleich anfangen zu filmen. Ich erwartete schon fast, dass sie durch den
Fingerrahmen visierte. Matthew folgte mit abgehackten Schritten einer Reihe
aquamarinblauer Fliesen, die aus Dekorationsgründen in den Terrakottaboden
eingelegt waren. Seine Stirn war vor lauter Konzentration gerunzelt, und er
schien in ein Selbstgespräch versunken. Als wir auf die Terrasse hinaustraten,
blieb erstehen und wandte sich uns zu, die herabhängenden Hände zu Fäusten
geballt.
»Wer zum Teufel ist die da?« Er zeigte
auf Casey.
Tanner berührte beruhigend ihren Kopf.
»Eine Verwandte von dir, Matt — meine Tochter Sarah.«
Diesmal verwahrte sich Casey nicht
gegen den »missionarsmäßigen« Namen. Aber sie hielt Matthew stand, als er sie
roh von Kopf bis Fuß taxierte, und sah ihm mit einer für ihr Alter
ungewöhnlichen Freimütigkeit in die Augen.
Russ setzte hinzu: »Ihr wisst ja
vermutlich, dass Liza Santos ihre Mutter war.« Sein Ton hatte etwas
Provozierendes.
Matthews Wangen liefen rot an, und sein
Blick zuckte zu Russ hinüber. Einen Moment lang funkelte er ihn wütend an und
presste die Lippen aufeinander, als könne ihm etwas entschlüpfen, was er
womöglich bereuen würde. Was steckt dahinter?, dachte ich, während ich
beobachtete, wie Tanner ruhig zurückstarrte.
Matthew guckte als Erster weg. »Tja,
Russ«, sagte er, »das hier ist eine Unterredung unter Erwachsenen.«
Peter fragte Casey: »Wie wär’s mit Eis
oder Mineralwasser?«
Sie sah Tanner fragend an, und als er
nickte, sagte sie: »Gern. Mahalo .« Peter nannte ihr den Namen der Köchin
und erklärte ihr den Weg zur Küche. Im Gehen bedachte sie Matthew mit einem
Blick, der besagte, dass sie diesen Verwandten äußerst merkwürdig fand.
Glenna räusperte sich. »Sharon? Ist das
die Kamera, die Sie gefunden haben?«
Ich nickte, und Tanner brachte sie ihr.
Sie inspizierte sie, prüfte die Seriennummer. »Ja, das ist die, die uns
gestohlen wurde. Wo haben Sie sie gefunden?«
»Darüber möchte ich lieber später
reden, wenn’s recht ist.«
»Wie Sie meinen.«
Auf Peters und Stephanies Drängen
setzten wir uns — alle, außer Matthew, der wieder auf und ab zu marschieren
begann. Ben sagte: »Wir haben dich hergebeten, Russ, weil sich da ein Problem
ergeben hat, das dich betrifft.«
Tanner wartete und wirkte nur mäßig
interessiert.
»Es geht um... Ich fange wohl besser
von vorn an: Die Testamente von Elson und Celia lagen hier im Safe, und ich
habe sie heute Morgen unserem Anwalt, Michael Blankenship, übergeben. Sie
wurden Anfang der achtziger Jahre aufgesetzt und sind weitgehend gleichlautend,
bis auf die jeweiligen Vermächtnisse an bestimmte Wohltätigkeitseinrichtungen.
Demnach fällt der Hauptteil des Vermögens an den jeweils überlebenden Partner
und nach dessen Tod zu gleichen Teilen an Stephanie, Peter, Matthew und Drew.
Ein Zusatz zu Celias Testament von 1990 schließt
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