Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
ihm erklärte, wer ich war und warum ich ihn
sprechen wollte, wurde seine Miene düster und verschlossen.
    »Kann ich mich setzen?«, fragte ich.
    Er nickte steif und deutete aufs andere
Ende der Bank.
    Sunny sagte: »Ich laß euch in Ruhe
reden«, und ging zum Haus zurück.
    Georges Blick folgte ihr. »Sie will
nichts davon hören«, sagte er. »Pop hat Tommy schon lang aufgegeben, aber sie
hat immer noch Hoffnung.«
    »Und Sie?«
    Er zuckte die Achseln. Was hieß, dass
er, was seinen Bruder anbelangte, die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben
hatte. Vielleicht, dachte ich, tat ich den Kaohis ja keinen Gefallen, wenn ich
ihnen meine Vermutungen in Bezug auf Tommy verschwieg. Aber es waren ja nur
Vermutungen. Sie stützten sich lediglich auf das kurze Funkeln eines langen
Silberohrrings im Mondlicht. Und außerdem litt Tommys Familie schon genug;
besser, ich ersparte ihnen den schlimmsten Schmerz, bis feststand, daß er tot
war. »Ich verstehe ja, warum Sie Bedenken haben, mit mir zu reden, aber ich
habe nicht vor, irgendwas, was Sie mir sagen, an die Polizei weiterzugeben.«
    »Ich kenne Sie nicht. Wie soll ich da
sicher sein?«
    »Russ Tanner bürgt für mich. Wollen Sie
mit ihm reden?«
    Er zuckte wieder die Achseln, und seine
Finger spielten an der Tischkante herum. »Ich schätze, wenn er Sie hergebracht
hat, sind Sie wohl okay. Was wollen Sie wissen?«
    »Mich interessieren Tommys Freunde.«
    »Freunde!« Er schnaubte verächtlich.
»Hat er nicht.«
    ‘ »Und was ist mit Buzzy Malakaua und
Amy Laurentz?«
    »Die sind das Letzte. Amy auf jeden
Fall. Sie hat früher drüben auf Oahu mit Drogen gedealt, jetzt tut sie’s für
Tommy. Buzzy, der ist einfach nur dumm. Tommy und Amy machen mit ihm, was sie
wollen, dem können sie alles einreden.«
    »Ist er gefährlich?«
    »Buzzy? Ach, wo. Der rennt weg, wenn’s
hart auf hart geht.«
    »Und Amy?«
    »Die steht drauf, Leute
rumzukommandieren — vor allem Männer — , aber ich glaub nicht, dass sie
handgreiflich wird.«
    »Wer arbeitet sonst noch für Tommy?«
    »Ich weiß nur von den beiden.«
    »Okay, Ihre Mutter sagt, Tommy war
letzten Mittwochabend hier.«
    »Yeah. Die andern waren fast alle bei
der Show, aber ich hatte die Nacht vorher durchgemacht, für ein Examen gebüffelt
— ich studier Informatik am Community College — und bin deshalb früh ins Bett.
Tommy hat mich geweckt, als er an die Scheibe gepocht hat. Er war high. Nichts
Außergewöhnliches. Tommy ist immer high.«
    »Er war allein?«
    »Zugedröhnt und allein. Bis auf die
Filmkamera. So ein großes Profiding. Bestimmt teuer. Er hat sie mir gegeben,
damit ich sie für ihn aufbewahre.«
    »Hat er gesagt, wo er sie her hatte?«
    »Oh, klar. Er hat erzählt, ein
Bekannter von ihm steckt in der Klemme, hat sie ihm verkauft, gegen ein Flugticket
zum Festland. Aber Tommy hat noch nie so viel Geld rumliegen gehabt. Was er
einnimmt, das haut er meistens gleich wieder raus. Wenn sie mich fragen, hat er
die Kamera geklemmt.«
    »Geklemmt?«
    »Geklaut.«
    »Haben Sie die Kamera noch?«
    »Klar.«
    »Darf ich sie der Person zeigen, der
sie vermutlich gestohlen wurde? Ich gebe Ihnen eine Quittung.«
    »Brauch keine Quittung für was, was
nicht mir gehört — und auch nicht Tommy.« George stand auf, ging zum Trailer
und kam mit einer Kamera zurück, die aussah wie die, die Kim Shields benutzt
hatte.
    »Hat Tommy sonst noch was gesagt?«
    »Klar. Wenn er high ist, hört er nicht
auf zu reden. Er hat gesagt, er wohnt jetzt in der Zuckermühle, drunten auf der
alten Wellbright-Plantage, mit Buzzy und Amy und zwei andern Typen von Maui.
Jemand hätt ihnen erlaubt, da zu wohnen, aber das glaub ich nicht. Er hat
gesagt, er hat was Großes vor, was, was ihn reich machen wird. Was?, frag ich.
Könnt er nicht sagen. Warum nicht? Weil da hoch gestellte Leute reinverwickelt
sind. Was für Leute? Ich würd sie kennen, wenn er die Namen nennen würd. Und so
weiter, blubber, blubber, blubber. Hat alles nichts zu bedeuten, wenn’s von
Tommy kommt.«
    George sah jetzt zugleich traurig und
wütend aus. Eine Hassliebe, wenn mir je eine begegnet war. Vermutlich empfand
die ganze Familie so — Rob eingeschlossen. Das würde Tommys Verlust für sie nur
noch schlimmer machen.
     

18
Uhr 10
    Der Hubschrauber setzte sanft auf dem
Rasep vor dem Malihini House auf, wobei der Rotor die Äste der Bäume bog wie
ein Sturm. Ich nahm meinen Kopfhörer ab, löste den Sitzgurt, stieg aus und
streckte Casey die Hand hin.
    Tanner hatte

Weitere Kostenlose Bücher