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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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hin?«
    »Nach Honolulu, für einen Tag
zumindest. Ich muss unsere Leute dort treffen.«
    »Und dann?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Woher weiß ich, wo ich dich finde?«
    Er griff sachte nach meiner Hand und
löste meine Finger von seinem Arm. »Es ist mit uns ja wohl noch nicht so weit
gekommen, dass du’s nicht mehr schaffst, mich zu finden, wenn du so weit bist.
Das hast du noch immer geschafft.«
     
    Die Nacht war warm und still, bis auf
das leise Rauschen der Brandung. Ingwerduft lag in dem leichten Wind. Er löste
bei mir einen Brechreiz aus.
    Schließlich erhob ich mich aus dem
Sessel, in dem ich gesessen hatte, seit Tanners Hubschrauber gestartet war,
ging ins Haus und machte mir einen Gin Tonic, der hauptsächlich aus Gin
bestand. Dann wanderte ich ins Schlafzimmer zurück und knipste alle Lichter auf
dem Weg dahin an.
    Das ungemachte Bett sprang mich an. Da
waren noch die Abdrücke unserer Körper, so, wie wir nach dem Sex heute Morgen
dagelegen hatten. Es war seltsam unbefriedigend gewesen; er hatte gewirkt, als
sei er mit den Gedanken woanders, und ich war auch nicht richtig bei der Sache
gewesen. Na ja, wenigstens wusste ich jetzt, was ihn beschäftigte.
    Ich zog T-Shirt und Shorts aus,
streifte das lange, schwarz-goldene Baumwollkleid über, das ich vor einer
Ewigkeit auf der wellbrightschen Party getragen hatte. Seine Grundfarbe
entsprach meiner Gemütsverfassung. Dann ging ich wieder ins Wohnzimmer, trank
von meinem Drink und knipste weitere Lampen an. Sie hellten meine Stimmung auch
nicht auf.
    Meine Beziehung zu Hy war nie einfach
gewesen. Wir waren nicht wie Rae und Ricky, die sich bis in die kleinsten
Kleinigkeiten so vollkommen einig waren, dass es schon unheimlich war. Oder wie
Anne-Marie Altman und Hank Zahn, mit deren Anwaltsbüro ich meine Geschäftsräume
im Piergebäude teilte. Sie glaubten an Kompromisse — egal, ob ausgehandelt oder
durch Werfen einer Münze entschieden. Hy und ich waren häufig verschiedener
Meinung und stritten dann lebhaft. Wenn wir eine Münze geworfen hätten, wäre
der Verlierer damit auf und davon gegangen und hätte sie auf den Kopf gehauen.
    Wahrscheinlich waren wir einfach über
zu lange Strecken getrennt: ich in meinem Haus in San Francisco, er auf seiner
Ranch in Mono County, wir beide dazu noch dauernd unterwegs. Doch wir trafen
uns immer wieder an dem Ort, den wir am meisten liebten, in dem Häuschen an der
Küste, das wir Touchstone getauft hatten. Und wenn wir getrennt waren, bestand
zwischen uns eine intuitive Verbindung, die anderen genauso unheimlich
erscheinen mochte wie Raes und Rickys totale Übereinstimmung.
    Ich hatte diese innere Verbindung fast
sofort gespürt. Und seit ich mit Hy zusammen war, hatte ich keinen ernsthaften
Gedanken auf einen anderen Mann verschwendet.
    Was hatte sich geändert?
    Vielleicht ist es einfach eine
Midlife-Crisis, McCone.
    An diese Dinger glaube ich nicht.
    Du bist vierzig. Das ist ein kribbliges
Alter, wie Ricky in einem seiner Songs sagt.
    Was weiß Ricky denn schon? Der ist doch
erst siebenunddreißig!
    Ich stellte mein Glas auf die
Frühstückstheke und griff nach der Ginflasche. Wenn ich diese Nacht schon damit
verbringen sollte, alberne Selbstgespräche zu führen, dann konnte ich das auch
betrunken tun. Mein Blick fiel auf eine Zeitung — die Sonntagsausgabe von Garden
Island — und auf eine Schlagzeile auf der ersten Seite, direkt unterhalb
des Knicks. Ich setzte mich rasch auf einen Hocker und las: »Leichnam am Salt
Pond Beach gefunden, Polizei sucht Hinweise auf Identität.«
    Der Artikel besagte, dass ein von Haien
übel zugerichteter männlicher Leichnam gestern Morgen an einem
County-Park-Strand angetrieben war und dass man ihn ins gerichtsmedizinische
Labor der Polizei von Honolulu geflogen hatte, damit die Gesichtszüge
rekonstruiert und Zeichnungen angefertigt werden konnten. Wer irgendwelche
Hinweise auf die Identität des Toten geben könne, möge sich bitte sofort mit
der Polizei von Kauai in Verbindung setzen.
    Ich stand auf und kramte in der
Schublade des Küchenschreibtischs herum, bis ich eine Karte fand. Salt Pond
Beach lag zwischen Hanapepe und Waimea, an der Südküste. Nach dem, was mich die
Beobachtung bisher über die Strömungsverhältnisse gelehrt hatte, konnte der
Mann, der auf dem Zuckerrohrland ins Meer geworfen worden war, durchaus dort oben
angetrieben worden sein.
    Ich wusste, um der Kaohis willen müßte
ich gleich morgen früh zur Polizei gehen und sagen, was ich gesehen

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