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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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steht — die soll immerhin morgen sein — , und plötzlich
tauchte er aus den Büschen am Straßenrand auf, wo er offenbar nach Jill
gefahndet hatte. Als ich meinte, er solle es locker nehmen, ist er über mich
hergefallen.«
    »Sie glauben nicht, dass Jill sich
selbst gefährdet?«
    »Nein. Okay, sie ist nicht so gut
beieinander, seit sie das Kind verloren hat, aber das ist nichts, was sie nicht
mit Hilfe eines fähigen Therapeuten verarbeiten könnte. Matt hat sie davon
abgehalten. Er behauptet, jeder Mensch müsse in der Lage sein, seine Probleme
selbst in den Griff zu kriegen. Und Jill fügt sich ihm in allem.«
    »Na ja, falls es je schlimmer mit ihr
wird, können Sie ihn ja vielleicht doch noch zur Vernunft bringen. Übrigens — ich
habe Glennas Zettel an der Cottagetür gesehen. Sie ist wohl noch nicht von Oahu
zurück?«
    »Nein. Ich vermute, sie hat
beschlossen, über Nacht dort zu bleiben. Wir hatten letzte Nacht Streit, wegen
des Tagebuchs meines Vaters. Ich habe es nicht gelesen — ich habe eine strikte
Einstellung, was anderer Leute Privatsphäre betrifft — und sie meint, ich soll
es tun. Sie meint, ich soll dafür sorgen, dass es als Begleitband zu dem
Mythenbuch erscheint. Aber sie sagt, es enthält ziemlich schmerzliche private
Sachen, und ich werde das nie zulassen.«
    »Es läuft nicht so gut mit Ihnen
beiden, was?«
    »Sagen wir mal, ich habe sie als Puffer
zwischen mir und meiner Familie benutzt, und das war uns beiden gegenüber nicht
fair.«
     

20
Uhr 02
    Das Tageslicht war im Schwinden, als
ich über das Lavafeld zu den Überbleibseln von Elson Wellbrights Wald
hinaufkletterte. Matthew war vor einer Viertelstunde beim Malihini House
vorbeigekommen, um sich für sein Verhalten von vorhin zu entschuldigen und mich
zu bitten, mich an der Suche nach Jillian zu beteiligen, deren Verschwinden
inzwischen von allen ernst genommen wurde. Ich war unruhig und wusste nichts
Rechtes mit mir anzufangen, und da ich Tanner nicht hatte erreichen können,
hatte ich sofort eingewilligt und mich in Richtung Windbruch aufgemacht. Das
war der einzige Ort, von dem Matthew steif und fest behauptete, dass Jillian
nie dorthin gehen würde. Angesichts des Einfühlungsvermögens, das er bislang in
Bezug auf seine Frau gezeigt hatte, war es sehr gut möglich, dass sie dort war.
Zwischen den schwarzen Felsbrocken lagen sonnengebleichte Stämme und Äste
herum; darüber stieg das Terrain steil an. Aus dem Hang ragten bloßgelegte
Wurzeln, und dahinter erstreckte sich ein Gewirr aus umgestürzten Bäumen.
Nachwachsende Schösslinge reckten schüchterne Zweige empor, wurden aber von der
schweren Masse erdrückt und erstickt. Ich musste an Jillians betrunkene Klage
über Iniki denken. Es stimmte allerdings, dass der Hurrikan »den Wald in
Mikadostäbchen verwandelt« hatte. Ich kletterte den Hang hinauf, indem ich mich
an Baumwurzeln festhielt, und blieb oben stehen, um die kleine Taschenlampe aus
meiner hinteren Hosentasche zu nehmen. Ich leuchtete das immer dichter werdende
Schattendunkel ab. Nichts, nur das wirre Muster der umgestürzten Bäume. Keine
Bewegung, kein Geräusch, und doch war das hier kein friedlicher Ort. Meine
inneren Sensoren registrierten etwas seltsam Unheimliches. Ich blieb einen
Moment stehen, versuchte vergeblich, dieses Gefühl zu analysieren. Dann stieg
ich über einen kleineren Stamm und arbeitete mich im Zickzack auf die ferne
Straße zu.
    Knacken und Rascheln im Gebüsch hinter
mir. Ich fuhr herum, sah niemanden. »Wer ist da?«, fragte ich.
    Das Geräusch verstummte.
    Keiner der beiden Hunde. Sie wären auf
mich zugestürmt. »Jillian? Sind Sie’s?«
    Stille.
    »Ich bin’s, Sharon. Alle suchen Sie.
Alle machen sich Sorgen.«
    Ein leises Geräusch.
    Ich bog einen Ast zur Seite und bewegte
mich langsam auf die Geräuschquelle zu.
    Erneutes Geraschel, und etwas krachte
gegen meine rechte Schulter. Ich schrie auf und hielt mir die schmerzende
Stelle. Etwas anderes prallte von einem nahen Baumstamm ab, direkt vor meine
Füße. Ein Stein, so groß wie ein Golfball. Ich warf mich hinter den Stamm, und
genau in dem Moment hörte ich einen weiteren Stein über meinen Kopf
hinwegsausen.
    Himmel! Ein Treffer an der Schläfe
hätte mich umbringen können. Mir zumindest aber eine Gehirnerschütterung
verpasst.
    Ich kauerte schwer atmend hinter dem
Stamm. Keine weiteren Wurfgeschosse; der Wald war wieder still. Ich wartete gut
zehn Minuten, ehe ich mich langsam zum Strand hinunterarbeitete. Der war

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