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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Leid wegen vorhin. Ich weiß
ja, du machst nur deinen Job.«
    Ich schaute auf und sah, wie sich das
Anzeigelämpchen des Scanners in seinen Augen spiegelte. Erhob mich auf die
Zehenspitzen und umfing ihn, als er sich herunterbeugte, um mich zu küssen. Das
ist Wahnsinn, McCone! Du wirfst dein Leben weg.
    Mir egal!
    »Sechs-sechs-Kilo, können Sie mir den
genauen Ort angeben?«
    »Sieht aus wie das wellbrightsche
Gelände. Der Windbruch westlich vom Haus der Moris. Es brennt überall.«
    Tanner hob den Kopf. »Großer Gott!«
    »Sechs-sechs-Kilo, bitte Position
halten.«
    »Hier sechs-sechs-Kilo, verstanden.«
    Wir ließen einander gleichzeitig los,
und meine Fersen plumpsten jäh wieder hinunter. Mich überflutete eine seltsame
Mischung aus Erleichterung und Verwirrung — und Ärger über die Störung. Ich
schüttelte den Kopf. »Es brennt?«
    »Dieser Windbruch ist ein Haufen
Zunder!« Er zog mich bereits zur Tür.
    Wir rannten die Stufen des Lanai hinunter, und er steuerte auf den Hubschrauber zu. »Russ«, rief ich, »du bist
nicht nüchtern!«
    »Das war mein erstes Bier heute, und
ich hab es nicht mal halb ausgetrunken. Außerdem hat das eben dort drinnen
sowieso allen Alkohol verbrannt. Hilf mir, den Vogel startklar zu machen, ja?«
     
    Die Lichter entlang der halbmondförmig
geschwungenen Küste glommen nur schwach, aber drüben im Westen zuckten und
loderten orangerote Flammen.
    Tanner sagte: »Es ist wirklich der
Windbruch.«
    Ich beugte mich vor und zählte
mindestens acht verschiedene Brandherde.
    »Das Feuer muss absichtlich gelegt
worden sein. Funken von einem unbeaufsichtigten Lagerfeuer verteilen sich nicht
so gleichmäßig. Da hat es jemand drauf angelegt, die ganze Fläche
niederzubrennen.«
    Er nickte mit grimmiger Miene.
»Brandstiftung.«
    Jetzt sausten rote Blinklichter die
Straße entlang. Ein Feuerwehrwagen aus Hanalai. Ich machte Russ auf die Lichter
aufmerksam, und er sagte: »Moment, ich geh mal runter, damit wir’s genauer
sehen.«
    Der Hubschrauber glitt seitwärts und
ging über der Strandseite des Windbruchs tiefer hinunter. Die Feuer brannten
kräftig, Funkenkaskaden wirbelten im Wind. Ich roch Rauch: beißend, mit einem
leichten Hauch von Chemie.
    Tanner stieg wieder höher. »Wenn der
Wind noch mehr zulegt, könnte Stephanies und Bens Haus Feuer fangen. Oder eins der
Nachbarhäuser im Westen. Wir gehen beim Malihini House runter und schauen, ob
wir was helfen können.«
    Während er den Hubschrauber herumzog,
umklammerte ich die Sitzkante und guckte hinunter. Ein Flammenbündel loderte,
als sei etwas explodiert, und ein neues schoss plötzlich in Strandnähe aus dem
Gestrüpp empor. Ein weiteres näherte sich mit dämonischer Zielstrebigkeit der
Straße, wo der Feuerwehrwagen stand. Neue Blinklichter tauchten jetzt in der
Ferne auf. Durch die Bäume am Rand des Windbruchs erspähte ich das blaue Dach
des Lani House, dann den türkisblauen Schimmer eines beleuchteten
Swimmingpools. Drumherum standen Gestalten. Sie wirkten so klein und hilflos
angesichts des Wütens der Natur.
     
    Als wir aus dem Hubschrauber geklettert
waren und durch den Baumstreifen am La’i Cottage vorbeirannten, kam ein drittes
Feuerwehrauto mit heulenden Sirenen die Straße entlanggerast, und seine
Blinklichter schienen rot von den Palis wider. Das Cottage war dunkel, aber
Haus und Garten der Moris waren grell illuminiert. Peter und Ben versuchten mit
Hilfe eines Kompressors, Poolwasser aufs Dach zu spritzen. Stephanie und Ben
standen am Rand der Rasenfläche und verfolgten, wie sich die
Löschwasserstrahlen der Feuerwehr im hohen Bogen durch die Luft schwangen.
Mächtige Dampfwolken stiegen zischend aus dem Windbruch, aber die Feuer
brannten weiter.
    Matthew drehte sich um, als er Tanner
und mich hörte. Das Haar stand ihm stachelförmig vom Kopf ab, sein Gesicht war
schweißnass, und er wischte sich zwanghaft die Hände an der Hemdbrust ab.
Stephanie hatte trotz der Hitze einen Pullover umhängen, und ihre Finger
bearbeiteten die Ärmel, als wollten sie sie auswringen. Als sie Russ sah, brach
sie in Tränen aus und lief auf ihn zu. »Oh, Russ, es wird alles abbrennen«,
stieß sie unter Schluchzen hervor. »Warum passieren uns all diese schrecklichen
Dinge?«
    Er nahm sie in die Arme und gab
beruhigende Laute von sich, schaute dabei aber besorgt in Richtung Windbruch.
    Matthew rief aus: »Das ist alles ihre
Schuld!«
    »Wessen?«, fragte Tanner.
    Matthew antwortete nicht, raufte sich
nur das Haar und strich

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