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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sich das Kinn.
    Ich ging zu ihm hinüber. »Wessen Schuld
ist es, Matthew?«
    »Niemands. Weiß nicht, was ich da für
einen Quatsch rede.«
    »Habt ihr Jillian gefunden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Russ führte Stephanie zu uns herüber,
einen Arm um ihre Schultern. »Wann ist das Feuer ausgebrochen?«, fragte er sie.
    »Ben und ich haben es vielleicht vor
einer Viertelstunde bemerkt. Wir haben auf dem Lanai gesessen und
besprochen, was wir bei Mutters Trauergottesdienst sagen wollen und... Mir war
schon eine ganze Zeit lang so, als ob es nach Benzin riechen würde. Und es hat
dauernd im Windbruch geknackt und geknistert, aber ich habe mir nichts weiter
dabei gedacht. Die Hunde toben dort immer rum. Dann haben wir beide Rauch
gerochen und sind rübergerannt und haben zwischen den Bäumen durchgespäht, und
da war überall Feuer, vom Strand bis rauf zur Straße. Gott sei Dank hatten wir
diesen Kompressor gekauft, für den Fall, dass mal so was passiert und —« Sie
unterbrach sich. »Ich rede blödes Zeug, was?«
    Tanner sagte: »Schon okay, ist dein
gutes Recht.«
    »Jill war schon den ganzen Tag
verschwunden«, setzte sie leise hinzu, »und ich hab mir Sorgen um sie gemacht.
Sie war auch an dem Tag verschwunden, als Iniki kam.«
    »Sie ist damals heil zurückgekommen,
und sie wird auch heute heil zurückkommen.«
    Ich sah zu Matthew hinüber. Er stand
mit eingefallenen Schultern und hängenden Armen da und hörte gar nicht zu.
    »Du sagst, du hast Benzin gerochen?«,
fragte Tanner Stephanie. »Ja, ich schon, Ben nicht. Aber er raucht, deswegen
ist sein Geruchssinn nicht so gut. Außerdem kam es in Wellen, als ob es vom
Wind abhinge.«
    Russ sah mich an, und ich nickte.
Eindeutig Brandstiftung.
    Einen Moment lang standen wir alle
schweigend da und schauten auf die Wasserbäche, die, gemessen an der Macht des
Feuers, nur mickrige Rinnsale schienen. Die Nacht war bis eben reglos und
drückend gewesen, aber jetzt setzte ein kräftiger, böiger Ostwind ein.
    Stephanie sagte: »O Gott, und wenn das
Feuer auf die Nachbargrundstücke übergreift?«
    »Wird es nicht. Sie kriegen es schon
unter Kontrolle.« Aber in Russ’ Stimme schwang Besorgnis.
    Eine heftigere Bö streifte uns.
Myriaden Funken stoben aus dem Windbruch und tanzten durch die Luft. Palmwedel
raschelten, und die Eisenbäume bogen sich im Wind. Mit einem Knall brach
irgendwo ein Ast ab; etwas krachte gegen die Seitenwand des Hauses. Matthew
schrak zusammen und fuhr herum, spähte in Richtung des Geräuschs.
    Am Pool bediente Peter noch immer den
Kompressor, aber Ben hatte es aufgegeben, das Dach zu befeuchten. Er ließ den
Schlauch baumeln und starrte hilflos auf die windgebeutelten Bäume. Trotz der
Außenbeleuchtung wurde die Nacht immer schwärzer. Stephanie schlug sich die
Hand vor den Mund, blass unter der Sonnenbräune. Russ stand mit zurückgelegtem
Kopf da, als kommunizierte er mit einem der mythischen Geister. Und Matthew
sagte ehrfürchtig: »Das erinnert mich an damals, als Iniki kam.«
    Erschrocken sah ich ebenfalls zum
Himmel. Dunkle Wolken waren heraufgezogen, löschten im Nu Mond und Sterne aus.
Kündigte sich so ein Hurrikan an? Aber es war nicht Hurrikansaison, und es
hatte keine Radiowarnungen gegeben. Vor Iniki, dem schlimmsten Sturm in der
schriftlich überlieferten Geschichte der Insel, hatten die Bewohner viele Stunden
Vorbereitungszeit gehabt.
    Plötzlich fiel mir Regen ins Gesicht.
Riesige Tropfen, die vom Wind schräg herangetrieben wurden und auf das Dach und
die Platteneinfassung des Pools klatschten. Stephanie schloss die Augen,
bewegte die Lippen, als murmelte sie ein Gebet. Russ grinste und drückte ihre
Schulter. Peter stieß einen Jubelschrei aus und klopfte Ben so fest auf die
Schulter, dass der ins Wanken kam. Und Matthew sagte mit zittriger Stimme:
»Warum zum Teufel stehen wir hier herum?« Da löste sich der Bann, und wir
rannten alle zum Lanai.
    Dort untergeschlüpft, standen wir
schweigend da und sahen in den peitschenden Regen hinaus. Schließlich lachte
Stephanie auf - ein schrilles, leicht hysterisches Lachen. Sie sagte: »Ich
hätte nie gedacht, dass ich mich freuen würde, so was noch mal zu erleben!«
    »Was meinst du mit ›so was‹?«, fragte
Peter.
    »Ach ja. Du warst ja nicht hier. Es
erinnert mich — uns alle — an Iniki.«
    »Ich dachte, das war nachmittags?«
    »War’s auch. Um halb zwei. Das gleiche
Wetter. So drückend.«
    Ben sagte: »Es war eine trügerische
Stille. Wir waren alle oben im Pali

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