Spiel mit dem Feuer
großen
Scotch mit Soda. Etwas verspätet fragte er mich, ob ich auch einen Drink wolle,
aber ich schüttelte den Kopf.
»Wenn sie erst mal eine Nacht richtig
geschlafen hat, ist sie wieder okay«, erklärte er mir. »Danke, dass Sie sie
heimgebracht haben.«
Ich bezweifelte, dass Jillian je wieder
okay sein würde, es sei denn, sie bekäme die therapeutische Hilfe, die sie
benötigte, aber jetzt war nicht der Moment, dieses Thema anzusprechen. »Keine
Ursache«, sagte ich. »Wo ist Stephanie?«
»Ich hab sie heimgeschickt. Sie ist
erschöpft.«
Waren wir das nicht alle? »Matthew, ich
muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Wussten Sie, daß Jillian schwanger ist?«
»Das kann nicht sein! Wir haben gar
nicht —« Er überspielte seine Verlegenheit, indem er von seinem Whiskey trank.
»Ja, sie hat gesagt, sie kriegt ein
Kind und hofft auf einen Jungen. Sie will kein Ridley-Mädchen, sagt, mit denen
stimmt was nicht. War Ridley nicht der Mädchenname Ihrer Mutter?« Den hatte ich
in Micks Background-Check zu Celia gesehen.
»Doch.«
»Was glauben Sie, was Jillian damit
gemeint hat?«
»Keinen Schimmer.« Zu prompt. Er wußte
sehr wohl, wovon seine Frau gesprochen hatte. »Sie sagen, Sie haben sie im La’i
Cottage gefunden. Was hat sie da gemacht?«
»Einen Koffer gesucht.«
»Einen Koffer?«
»Einen kleinen ockerfarbenen mit einem
Zahlenschloss. Haben Sie eine Ahnung, worum es da ging?«
»Na ja, ich habe einen Aktenkoffer, auf
den die Beschreibung passt, aber ich wüßte nicht, was sie damit wollen könnte
oder warum sie im Cottage danach suchen sollte.«
»Sie schien ihn jemandem schicken zu
wollen. Sie fragte mich, ob ich mich mit Überseepaketen auskenne. Und sie
wollte ihn aufs Postamt in Waimea bringen, wo sie keiner kennt.«
»Gott, was ist nur mit ihr los?« Er
kippte ein Drittel seines Drinks hinunter, und seine unruhigen Augen verrieten,
dass sein Gehirn arbeitete.
»Da ist noch was«, sagte ich. »Die
Feuerwehr glaubt, daß der Windbruch mit Benzin getränkt und dann angezündet
wurde. Brandstiftung. Und ich glaube, dass Ihre Frau es getan hat.«
»Unmöglich!«
»Ihr Haar und ihr Kleid rochen nach
Benzin, als ich sie gefunden habe. Ist Ihnen das nicht aufgefallen?«
»Nein.« Er stellte sein Glas ab und
erhob sich. »Ich muss schnell was überprüfen.«
Fünf Minuten später war er wieder da,
aschfahl im Gesicht. »Ich habe die Benzinvorräte in der Garage kontrolliert.
Wir halten immer eine ganze Menge Benzin bereit, für die Gartengeräte und für
den Fall, dass wir das Notstromaggregat anwerfen müssen. Es ist so gut wie weg.«
»Könnte Jillian drangekommen sein,
während Sie heute draußen waren, um nach ihr zu suchen?«
Er trug sein Glas zur Kredenz und goss
es fast voll. »Na ja, Jill ist geschickt und hat sich öfters schon irgendwo
rein- oder rausgeschlichen, ohne dass es jemand mitgekriegt hat.«
»Aber ist sie denn stark genug, um
schwere Benzinkanister bis zum Windbruch zu schleppen?«
»Sie ist kräftiger, als sie aussieht — das
ganze Herumgewandere. Und das Benzin war in Plastikkanistern. Falls sie’s
vorhergeplant hatte, könnte sie kleinere Mengen unbemerkt weggebracht haben.«
»Haben Sie eine Ahnung, warum sie
dieses Areal in Brand gesteckt haben könnte?«
Er antwortete nicht.
Ich wiederholte meine Frage.
Er schüttelte den Kopf, aber an seinen
Augen sah ich, dass ihm ein Zusammenhang dämmerte. »Hören Sie, haben Sie sonst
noch jemandem was davon gesagt?«
»Nein. Ich habe Jillian direkt hierher
gebracht.«
»Ich möchte, dass Sie’s für sich
behalten, bis sie wieder klar im Kopf ist und ich sie selbst fragen kann.«
»Das ist nur fair.«
Matthew trat an das Fenster zur
Terrasse und kehrte mir den Rücken zu. Wegen der Außenscheinwerfer konnte ich
keine Spiegelung in der Scheibe sehen. Nach einem Weilchen sagte er: »Nochmals
vielen Dank, dass Sie Jill gefunden haben, Sharon. Es war ein sehr langer Tag,
und morgen Nachmittag ist Mutters Beerdigung. Ich möchte jetzt allein sein.«
Der Hubschrauber stand immer noch auf
dem Rasen vor dem Malihini House. Russ musste bei Stephanie und Ben sein. Ich
ging hangaufwärts und spähte zur Garage hoch, um festzustellen, ob Peters Volvo
dort stand. Nein, aber falls Glenna zurück war, konnte sie ihn auch beim
Cottage abgestellt haben und zu Fuß zu den Moris gegangen sein, um
herauszufinden, was los war. Hier im Haus war alles dunkel, aber ich sah
trotzdem kurz nach. Sämtliche Räume waren leer.
Wieder
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