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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wagte anzudeuten, dass mit dieser letzten Ridley-Tochter irgendetwas
nicht gestimmt haben könnte.
    Das ist das Heuchlerische an
Beerdigungen: kein kritisches Wort über die Toten, egal, was für Menschen sie
gewesen waren.
    Egal, wie viele kritische Worte sie
verdient hätten. Egal, ob sie Menschen verletzt und ihre eigene Familie
entzweit hatten. Lieber lügen, denn das lindert die Schuldgefühle der
Überlebenden.
    Ich ahnte, dass Celia Wellbrights
Angehörige und Freunde noch lange unter dem leiden würden, was sie ihnen zu
Lebzeiten angetan hatte.
     
    Als sich die Trauergemeinde am Grab
versammelte, nahm Russ meinen Arm und sagte: »Ich steh nicht so auf
Beerdigungen und du bestimmt auch nicht. Lass uns gehen und reden.«
    »Solange es nicht um uns geht.« Ich
ließ mich von ihm um die Kirche herumführen, zu einer Steinbank unter einem Baum
voller duftend gelber Blüten. Wir saßen einen Moment lang wortlos da, dann
sagte er: »Was für ein Theater!«
    »Du meinst den Gottesdienst?«
    »Ja. Sie war wahrhaftig keine Heilige,
aber sie haben es so hingestellt, als ob sie jetzt dort oben an Mutter Theresas
Seite sitzen würde.«
    »Du hast gar nicht geredet.«
    »Wenn mich einer drum gebeten hätte,
dann hätten sie was zu hören gekriegt. Hey, was ist das für eine Geschichte mit
Sweet Pea?«
    »Sie ist gestern nach Honolulu geflogen
und heute mit der Frühmaschine zurückgekommen, aber bis jetzt nicht bei den
Wellbrights aufgetaucht.«
    »Du liebe Güte, das hat Pete gerade
noch gefehlt. Als ob es nicht reichte, dass seine Mutter tot ist, dass es im
Windbruch gebrannt hat und dass Jill durchgedreht ist!«
    »Wo wir gerade von Jillian reden — wie
kam sie dir vor, als ihr nach Oahu geflogen seid?«
    »Ruhig gestellt. Ich glaub, sie hat auf
dem ganzen Weg kein einziges Wort gesagt.«
    »Hat Matthew dir erzählt, wo er sie
hinbringen wollte?«
    »Nein. Ich bin für den Herrn des Pali
House nur ein bezahlter Handlanger.«
    »Ein Handlanger, auf den er ganz schön
sauer sein muss — wegen des Testaments seines Vaters. Willst du mir jetzt die
Geschichte erzählen?«
    »Ja. Irgendwie ist es erleichternd, das
nach all den Jahren endlich mal rauslassen zu können. Der einzige Mensch, der
sonst noch Bescheid weiß, ist Mona, aber wir haben nie drüber geredet. Deine
Geschichte, was das Geld angeht, stimmt ja im Großen und Ganzen, aber du kennst
nur die nackten Fakten. Das Wichtige ist der Rest. Ich fang mal am Anfang an,
bevor das alles passiert ist.
    Liza Santos war die kleine Schwester
von meinem besten Freund. Er ist gleich nach der High School umgekommen, bei
einem Surf-Unfall. Liza hat’s nicht leicht gehabt; bei ihr zu Hause ging’s
ziemlich übel zu, und sie hat sich auch mit den falschen Jungs eingelassen.
Aber sie war gescheit und hübsch, wie Casey, also hab ich versucht, wie ein
großer Bruder auf sie aufzupassen. Nach einer Weile hat sie’s dann gepackt,
weil sie das Zeug dazu hatte. Sie hat ein Vollstipendium an der Universität von
Hawaii gekriegt.«
    »Und dort hat sie studiert, als sie
Elson kennen lernte?«
    »Richtig. War der größte Fehler meines
Lebens, sie ins Pali House zu bringen.«
    »Er hat sie verführt?«
    Russ zuckte zusammen. »Das ist ein
hartes Wort. Er war einsam und hatte das Gefühl, dass sein Leben vorbei war.
Und Liza war kein Unschuldsengel. Außerdem brauchte sie eine Art von Zuwendung
und Fürsorge, die ich ihr nicht geben konnte. Elson war ein gütiger Mensch, die
Vaterfigur, die sie nie gehabt hatte. Ich dachte, das sei alles, hab erst
gemerkt, was da lief, als es schon zu spät war.«
    »Als du dahinter kamst, dass sie
schwanger war?«
    Er nickte. »Elson war ein netter
Mensch, aber er war nicht stark. Jedenfalls nicht stark genug, um sich dem
Beschuss auszusetzen, der über ihn reingebrochen wäre, wenn er sich von Celia
hätte scheiden lassen, um sie zu heiraten. Und Liza war nicht stabil genug, um
es als allein erziehende Mutter zu schaffen. Elson hatte Angst, um sie und um
das Kind, also kam er zu mir und bat mich, sie zu heiraten, dem Kind ein Vater
zu sein, die beiden zu beschützen. Und er hat mir das Startkapital für meinen
Charterservice gegeben, nicht nur, weil er wollte, dass ich ordentlich für sie
sorgen kann, sondern auch, weil er wusste, dass das mein Traum war.«
    »Aber eure Ehe ging schief?«
    »Musste schief gehen. Liza hat Elson
wirklich geliebt oder vielleicht auch nur geglaubt, dass sie’s tut, aber was
macht das für einen Unterschied? Fakt ist,

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