Spiel mit dem Feuer
zurück sein.«
Er schüttelte den Kopf. »Der erste Flug
geht um fünf Uhr dreißig, Ankunft sechs Uhr fünf. Selbst wenn sie verschlafen
und eine spätere Maschine genommen hätte, wäre sie jetzt schon hier.«
»Vielleicht hat sie auf dem Weg von
Lihue hierher noch irgendwo Halt gemacht.«
»Wo denn? Die Läden haben so früh noch
nicht auf, und sie kennt hier nicht viele Leute. Die, die sie kennt — Russ,
Sue, Eli — , habe ich angerufen. Keiner hat sie gesehen. Ich mache mir Sorgen.«
Vielleicht war seine Sorge ja berechtigt. »Okay«, sagte ich, »sind Sie sicher,
dass sie mit der Hawaiian Air fliegen wollte?«
»Mein Freund schien sich ganz sicher.«
»Dann müssen wir als Erstes herausfinden,
ob sie in einer dieser Maschinen war.«
»Geben die denn solche Informationen
heraus?«
»Mir vermutlich nicht, aber im RKI-Büro
in Honolulu hat sicher jemand Kontakte zu den Fluggesellschaften.« Ich stand
auf und ging ins Haus. Peter folgte mir. Auf dem Notizblock neben dem Telefon
standen mehrere Nummern in Hys Handschrift, darunter auch die von RKI in
Honolulu. Gestern hatte ich dort nicht anrufen wollen, aber jetzt sagte mir
mein sechster Sinn, dass Hy auf dem Weg nach Hause war. Ich drückte die Nummer,
erklärte, wer ich war, und bat, mich mit einem einschlägigen Spezialisten zu
verbinden.
»Ms. McCone, hier ist Jerry Tamura. Ich
wollte Sie später sowieso anrufen. Bevor Mr. Ripinsky gestern zum Festland
abgeflogen ist, hat er mir eine Adresse und eine Telefonnummer von hier
gegeben, damit ich beides für Sie recherchiere. Ich hatte noch was anderes zu
tun und bin erst heute Morgen dazu gekommen, aber ich habe ein paar
Informationen für Sie.«
Das also war mit den Papierfetzchen
passiert, die ich in der Zuckermühle gefunden hatte. Obwohl er zu dem Zeitpunkt
so tief verletzt gewesen war, hatte Hy sie in der Absicht mitgenommen, mir
einen Gefallen zu tun.
»Danke für die Nachforschungen. Und was
haben Sie herausgefunden?«
»Die Adresse ist ein Haus in der Nähe
der Zufahrtsstraße zum Sand Island. Es gehört der Sunshine Corporation, die
hier auf der ganzen Insel billige Häuser aufkauft und dann vermietet. Ich bin
noch dabei herauszufinden, wer dort wohnt. Die Telefonnummer ist nicht
eingetragen, aber ich versuche gerade einen Kontaktmann bei der
Telefongesellschaft zu erreichen, der mir Namen und Adresse des Kunden sagen
kann.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mr.
Tamura. Aber ich fürchte, ich habe noch eine Bitte.«
»Kein Problem. Mr. Ripinsky hat uns
gebeten, Ihnen in jeder Weise behilflich zu sein.«
»Es dürfte nicht so schwierig sein.
Eine Frau namens Glenna Stanleigh hatte eine Reservierung für den
Hawaiian-Air-Flug heute früh um fünf Uhr dreißig. Ich muss wissen, ob sie in
dieser oder irgendeiner späteren Maschine war.«
»Wenn Sie kurz warten möchten, frage
ich meine Kontaktperson bei der Fluggesellschaft.«
»Mahalo.« Und auf Peters fragenden Blick hin
sagte ich: »Er fragt nach.«
Wenige Minuten später war Tamura wieder
dran. »Glenna Stanleigh war in der Sieben-Uhr-dreißig-Maschine. Ankunft in
Lihue um acht Uhr fünf.«
Ich bedankte und verabschiedete mich.
»Tja«, sagte ich zu Peter, »sie ist kurz nach acht hier angekommen.«
»Jetzt bin ich erst recht beunruhigt.«
»Lassen Sie mich noch etwas überprüfen.
Wie lautet Ihre Autonummer?«
Er schrieb sie auf den Notizblock,
während ich die Nummer des Sicherheitsdiensts auf dem Flughafen von Lihue
heraussuchte. Als sich dort ein Mann meldete, stellte ich mich als RKI-Mitarbeiterin
vor und bat ihn nachzusehen, ob Peters Volvo auf dem Parkplatz stand. Er rief
kurz darauf zurück und sagte, nein, der Wagen sei nicht da.
»Wo zum Teufel ist sie hingefahren?«,
fragte Peter.
Ich schüttelte den Kopf, jetzt war auch
ich beunruhigt. Mit dem Auto brauchte man nicht länger als eineinviertel Stunden
vom Flughafen bis zum wellbrightschen Anwesen; selbst mit mehreren
Zwischenstops hätte Glenna mittlerweile hier sein müssen. »Es wäre vielleicht
gut, wenn Sie im Cottage warteten, für den Fall, dass sie anzurufen versucht«,
erklärte ich Peter. »Vielleicht hat sie ja eine Autopanne oder so etwas. Wann
ist der Trauergottesdienst für Ihre Mutter?«
»Um zwei, in der Kirche von Waipuna.«
»Vielleicht taucht Glenna ja dort auf.«
»Vielleicht.« Aber er klang etwa so
optimistisch, wie ich es innerlich war.
Als Peter weg war, ging ich durch den
hinteren Flur zu dem Zimmer, in dem Glenna schlief, wenn sie nicht bei
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