Spiel mit dem Feuer
dass sie mich nicht geliebt hat und
dass sie keine Mutter sein wollte und dass sie’s gräßlich fand, in einer — wie
sie’s nannte — miesen kleinen Bruchbude zu wohnen, mit einem Mann, der die
meiste Zeit weg war. Sie fing an zu kiffen und zu koksen und mit den falschen
Leuten rumzuhängen. Als ich dahinter gekommen bin, hing sie schon an der
Nadel.« Er lachte bitter. »Ich war anscheinend immer ein bisschen schwer von
Begriff, wenn’s um Liza ging.«
»Mach dir deswegen keine Vorwürfe,
Russ. Du hast getan, was du konntest, was du musstest.«
»Mag sein. Aber es war trotzdem nicht
genug. Nach vier Jahren ist Liza mit einem Junkie abgehauen, und ich hab die
Scheidung eingereicht und das Sorgerecht beantragt. Ein Jahr drauf hat sie sich
den goldenen Schuss gesetzt.«
»Traurig.«
»Ja, allerdings.«
»Wusste außer dir und Mona noch jemand,
dass Elson Caseys Vater war?«
»Matt hat’s immer vermutet. Liza hat
mir erzählt, er hat sie mal beide zusammen in Elsons Wald gesehen und ist ihr
ein paar Mal nachgegangen, wenn sie sich mit seinem Vater getroffen hat. Ich
schätze, als ich neulich mit Casey im Pali House war, hat’s bei ihm geklingelt.
Du hast ja gesehen, wie er den Schwanz eingekniffen hat, als es um die
Anfechtung des Testaments ging.«
»Ich habe aber auch gesehen, wie du ihn
dran erinnert hast, wer Caseys Mutter war.«
Er grinste durchtrieben. »Schuldig im
Sinne der Anklage. Wenn man sein Leben lang vor Leuten wie Matt Wellbright
gebuckelt hat —«
»Alles klar. Meinst du, die Familie
kann diese Testamentsklausel irgendwie anfechten?«
»Ist alles ziemlich wasserdicht. Und
zur Sicherheit hab ich auch noch eine eidesstattliche Erklärung von Elson, dass
er der Vater ist.«
»Schlau von dir.«
»Schlau von ihm.«
»Ist das die ganze Geschichte?«
»Nein, da ist noch was. Das Wichtigste
ist, warum Elson der Meinung war, dass Liza und das Kind Schutz brauchten.«
»Und warum war er dieser Meinung?«
»Wegen Celia. Sie war schon öfter mal
gewalttätig geworden. Nichts Schlimmes, aber sie steckte voller aufgestauter
Wut. Elson hat mir gesagt, es fing schon bald nach ihrer Heirat an. Eifersucht,
grundlose Verdächtigungen. Später richtete es sich dann auch gegen die Kinder.
Brüllerei, Schläge.«
»Kindesmisshandlung.«
»So heißt das heute. Damals hatten die
Leute da noch nicht so ein Bewusstsein. Und sie und Elson waren beide nicht von
Pappe, aber sie ist zuerst handgreiflich geworden. Mona hat sie mal auf der
Ranch in Haena Pferde schlagen sehen. Sie war berüchtigt dafür, sich auf Partys
zu besaufen und dann auf jeden loszugehen. Mona war’s, die Elson gesagt hat,
dass Liza und das Kleine Schutz brauchen würden.«
Ich dachte über das nach, was er da
eben erzählt hatte, verknüpfte es mit dem, was Donna Malakaua über die
Ridley-Töchter gesagt hatte. »Russ, um die Zeit, als Elson Kauai verlassen hat —
hattest du da Kontakt mit ihm?«
»Nicht mehr so wie früher. Dass Liza jetzt
meine Frau war, hat unser Verhältnis belastet. Und später musste ich dann damit
klarkommen, wie Casey auf den Tod ihrer Mutter reagiert hat. Jedenfalls hab ich
Elson kaum noch gesehen.«
»Wusstest du, dass er eine neue Frau
kennen gelernt hatte und mit ihr weggehen wollte, um auf dem Festland ein neues
Leben zu beginnen?«
»Ich hatte den Verdacht, dass er auf
seinen Reisen jemanden kennen gelernt hatte, schon kurz nachdem ich Liza
geheiratet hatte, aber ich konnte nichts aus ihm rauskriegen. In der Hinsicht
war er total verschlossen. Um sich vor Celia zu schützen, schätze ich mal.«
Und um die Frau zu schützen. In seinem
Tagebuch hatte er sie immer nur »mein Einundalles« genannt.
Ich fragte: »Glaubst du, Mona wusste
von seinen Plänen?«
»Vermutlich. Warum fragst du sie nicht
selbst?«
»So, wie sie sich in der Kirche
benommen hat, glaube ich nicht, dass sie mit mir reden würde. Könntest du
versuchen, sie dazu zu bringen?«
»Klar.«
Die Trauergäste verließen jetzt das
Grab und gingen zu verschiedenen Autos, die am Straßenrand parkten. Ich stand
auf. »Danke für dein Vertrauen, Russ.«
»Du bist nun mal so vertrauenswürdig.«
Er erhob sich ebenfalls. Ich wusste, er wollte mich berühren, und ich wünschte
mir nichts sehnlicher, als ihn zu berühren, aber wir hielten uns beide im Zaum.
»Wo willst du jetzt hin?«, fragte er.
»Zum Malihini House, schauen, ob Glenna
wieder aufgetaucht ist. Ich mach mir wirklich Sorgen um sie.«
»Na ja, wenn sie nicht da ist und
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