Spiel mit dem Mörder
Löchern übersät. Du bist hundemüde, Lieutenant. Komm, setz dich ein bisschen hin.«
»Ich kann nicht.« Sie blickte sich um, merkte, dass im Augenblick niemand außer ihnen beiden im Wartezimmer war, und presste ihr Gesicht an seine Schulter. »O Gott«, murmelte sie heiser. »Er hat noch blöd gegrinst, als ich ihm gesagt habe, dass er zu meinem Team gehört. Ich dachte, es könnte nichts passieren, aber dann lief plötzlich alles schief. Die Leute sind in Panik ausgebrochen, überall hörte man Schreie, und ich kam einfach nicht schnell genug an den Idioten heran, der da rumgeballert hat. Ich kam einfach nicht schnell genug an ihn heran.«
Er kannte sie gut genug, um sie nur schweigend im Arm zu halten, bis sie wieder etwas gefasster war.
»Ich hätte eine Bitte«, erklärte sie und trat einen Schritt zurück. »Du hast doch hier Beziehungen. Könntest du die spielen lassen und für mich herausfinden, was sie mit ihm machen?«
»Kein Problem.« Er nahm ihr den Plastikbecher aus der Hand und stellte ihn auf einen Tisch. »Setz dich hin und ruh dich etwas aus. Währenddessen gucke ich, was ich in Erfahrung bringen kann.«
Sie nahm tatsächlich Platz und schaffte es, fast eine ganze Minute auf dem Stuhl zu bleiben, bis sie wieder aufstand und erneut den Kaffeeautomaten in Gang setzte.
Während sie den nächsten Becher der bitteren Brühe in die Hand nahm, kam eine Frau herein.
Sie war groß, schlank und hatte genau dieselben freundlichen, arglosen Augen wie ihr Sohn. »Entschuldigung.« Sie sah sich suchend um und wandte sich dann an Eve. »Ich suche einen Lieutenant Dallas.«
»Das bin ich.«
»Oh, ja, das hätte ich mir denken sollen. Troy hat mir so viel von Ihnen erzählt. Ich bin Pauline Trueheart, seine Mutter.«
Eve hatte mit Panik, Trauer, Ärger, Fragen, Vorwürfen gerechnet, Pauline jedoch trat auf sie zu und reichte ihr die Hand.
»Ms Trueheart, ich bedauere es zutiefst, dass Ihr Sohn in Ausübung seines Dienstes zu Schaden gekommen ist. Ich möchte, dass Sie wissen, dass seine Arbeit mustergültig gewesen ist.«
»Das würde er bestimmt sehr gerne hören. Er hegt nämlich große Bewunderung für Sie. Ich hoffe, es ist Ihnen nicht peinlich, wenn ich so weit gehe zu behaupten, dass er sogar ein wenig für Sie schwärmt.«
Statt ihren Kaffee zu trinken, stellte Eve den Becher auf ein Tischchen. »Ms Trueheart, Ihr Sohn stand unter meinem Kommando, als er die Verletzung davongetragen hat.«
»Ja, ich weiß. Der Psychologe hat mir erklärt, was passiert ist. Ich habe auch schon mit jemandem vom Pflegepersonal gesprochen. Sie tun alles in ihrer Macht Stehende, um ihm zu helfen. Er wird bestimmt wieder gesund.«
Lächelnd zog sie Eve mit sich in Richtung eines Stuhls. »Ich wüsste, wenn es anders wäre. Ich würde es spüren. Wissen Sie, er ist alles, was ich habe.«
Pauline setzte sich auf den Stuhl, und Eve nahm ihr gegenüber auf der Kante eines Tisches Platz. »Er ist jung und kräftig.«
»Oh, ja, und er ist ein Kämpfer. Er wollte schon als Kind zur Polizei. Diese Uniform bedeutet ihm sehr viel. Er ist ein wunderbarer junger Mann, Lieutenant, der mir nie etwas anderes als Freude bereitet hat.« Sie blickte Richtung Tür. »Ich hasse es, daran zu denken, dass er Schmerzen hatte.«
»Ms Trueheart …« Eve brach ab und versuchte es noch einmal. »Ich glaube nicht, dass er Schmerzen hatte. Zumindest war er bewusstlos, als ich zu ihm kam.«
»Das ist gut, das hilft. Danke.«
»Wie können Sie mir danken? Schließlich habe ich ihn in diese Situation gebracht.«
»Das haben Sie nicht.« Noch einmal ergriff Pauline Eves Hand. »Sie müssen wirklich eine hervorragende Vorgesetzte sein, wenn Ihnen das Wohlergehen Ihrer Untergebenen derart am Herzen liegt. Mein Sohn möchte den Menschen dienen. Möchte ihnen dienen und sie schützen, so heißt es doch, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich mache mir deswegen häufig Sorgen. Es ist sehr schwer für diejenigen von uns, die Menschen mit diesem Beruf oder besser, dieser Berufung, lieben. Aber ich habe von Anfang an uneingeschränkt an Troy geglaubt, und ich bin mir sicher, dass Ihre Mutter über Sie genau das Gleiche sagt.«
Eve zuckte zusammen, unterdrückte jedoch den Schmerz in ihrer Magengegend und erklärte tonlos: »Ich habe keine Mutter.«
»Oh, das tut mir Leid. Nun.« Sie strich über Eves Ehering. »Aber Sie haben einen Menschen, der Sie liebt. Und der an Sie glaubt.«
»Ja.« Eve wandte den Kopf und schaute zu Roarke, der in diesem Moment
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