Spiel mit dem Mörder
hereingekommen war. »Ich schätze, das tut er.«
»Ms Trueheart.« Roarke ging auf die Mutter des verletzten Polizisten zu. »Ich wurde soeben darüber informiert, dass die Operation Ihres Sohnes bald abgeschlossen sein wird.«
Eve spürte, dass die Hände der Mutter bebten, als sie von Roarke wissen wollte: »Sind Sie einer seiner Ärzte?«
»Nein. Ich bin Lieutenant Dallas' Mann.«
»Oh. Hat man Ihnen gesagt, wie - wie es meinem Jungen geht?«
»Sie haben ihn stabilisiert und sind voller Zuversicht. Einer der Chirurgen wird gleich zu Ihnen kommen und Ihnen alles genau erklären.«
»Danke. Man hat mir gesagt, dass es hier in diesem Stockwerk eine Kapelle gibt. Ich glaube, dort werde ich solange warten. Sie sehen müde aus, Lieutenant. Troy würde es sicher gut finden, wenn Sie nach Hause fahren und sich etwas ausruhen würden.«
Als sie wieder mit Roarke allein war, stütze Eve die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab, presste sich die Handballen gegen die Augen und bat: »Sag mir, was du ihr nicht gesagt hast. Ich muss es wissen.«
»Die Rückenverletzung macht Ihnen einige Sorgen.«
»Ist er gelähmt?«
»Sie hoffen, dass die Lähmung nur vorübergehend, dass sie eine Folge der Schwellungen ist. Aber selbst wenn es ernster ist, gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die ziemlich Erfolg versprechend sind.«
»Er muss wieder in den Polizeidienst zurückkehren können. Kannst du einen Spezialisten für ihn besorgen?«
»Ich habe bereits mit einem telefoniert.«
Sie wiegte sich langsam hin und her. »Dafür bin ich dir was schuldig.«
»Jetzt beleidigst du mich, Eve.«
»Hast du seine Mutter gesehen? Hast du gesehen, wie sie war? Wie kann ein Mensch nur derart stark und tapfer sein?«
Roarke umfasste ihre Handgelenke und zog ihre Arme auseinander. »Du siehst einen solchen Menschen, sobald du in den Spiegel blickst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist die Liebe, die sie ihm entgegenbringt. Sie will ihn aus reiner Willenskraft dazu bringen, dass er gesund und glücklich ist, und ich glaube, dass ihr das vielleicht sogar tatsächlich gelingt.«
»Die Liebe einer Mutter ist etwas ganz Besonderes. Eine ganz besondere Macht.«
Sie ließ ihre steifen Schultern kreisen. »Denkst du je an deine Mutter?«
Als er nicht sofort antwortete, sah sie ihn stirnrunzelnd an. »Spontan wollte ich sagen, nein«, erklärte er. »Aber diese Antwort hätte ich dir aus einem Reflex heraus gegeben, nicht, weil sie stimmt. Ja, ab und zu denke ich an sie und frage mich, was wohl aus ihr geworden ist.«
»Und weshalb sie dich verlassen hat?«
»Ich weiß, weshalb sie mich verlassen hat.« Jetzt hatte seine Stimme einen stahlharten, kalten Klang. »Ich war für sie von keinem besonderen Interesse.«
»Ich weiß nicht, warum meine Mutter mich verlassen hat. Ich glaube, das ist das Allerschlimmste. Es nicht zu wissen. Mich nicht mal nur ansatzweise zu erinnern.« Sie atmete zischend aus und war wütend auf sich selbst. »Also ist alles, was ich darüber denke, völlig sinnlose Spekulation.
Apropos Mütter. Ich muss noch mit Carly über ihre Mutter reden.« Sie stand entschlossen auf und drängte die Müdigkeit zurück. »Ich will sehen, in welchem Zustand unser guter Kenneth ist und, falls er bei Bewusstsein ist, kurz mit ihm reden. Dann muss ich noch aufs Revier, um meinen Bericht zu schreiben. Der Commander hat mich nämlich gleich für morgen früh in sein Büro bestellt.«
Er erhob sich ebenfalls. Ihr Gesicht war bleich, ihre Augen erschöpft, und die roten Schnittwunden hoben sich wie leuchtende Ehrenzeichen von ihren Wangen ab. »Du musst dringend schlafen.«
»Ich hau mich einfach auf der Wache hin. Außerdem müsste der Fall, so wie die Dinge stehen, in ein paar Stunden abgeschlossen sein. Dann mache ich erst mal frei.«
»Am besten ein paar Tage. Du könntest nämlich etwas Sonne brauchen.«
»Ich denke darüber nach.« Und da sie allein im Zimmer waren, beugte sie sich zu ihm vor und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
Bereits um zehn nach sieben stand Eve vor Whitneys Schreibtisch. Er hatte ihren Bericht auf Diskette und als Ausdruck vor sich liegen und hörte sich aufmerksam ihre mündlichen Ausführungen dazu an.
»Stiles' behandelnder Arzt schätzt, dass es Mittag werden wird, bis er vernommen werden kann. Zurzeit ist er noch sediert. Sein Zustand ist stabil. Officer Truehearts Zustand hingegen ist weiterhin sehr ernst. Seine Beine reagieren auf keinerlei Reize, und er hat noch nicht vollständig das
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