Spiel mit dem Mörder
besser.«
»Hm … kann ich irgendjemandem … was mitbringen?«
»Ist er nicht süß?« Carly lächelte wie eine stolze Mutter über ein wohlerzogenes Kind. »Nun geh schon, Schatz.«
Während Michael in die Küche tapste, wandte sie sich wieder an Eve und bedachte sie, als hätte sie eine freundlich-weiche Maske abgestreift, mit einem kalten, feindseligen Blick. »Ich glaube, freiwilliger Sex zwischen zwei Erwachsenen ist in diesem Staat erlaubt. Vielleicht wenden wir uns also dem eigentlichen Grund Ihres Erscheinens zu.«
»Wie lange Sind Sie und Michael schon ein Paar?«
Carly studierte ihre Fingernägel und kratzte beiläufig an einem winzig kleinen Riss im Lack. »Da Sie gesagt haben, es wäre schon nach neun, seit ungefähr zwölf Stunden. Ich fürchte, den genauen Zeitpunkt, zu dem der Akt vollzogen wurde, kann ich Ihnen nicht nennen. Ich hatte nämlich meine Armbanduhr nicht an.«
»Wollen Sie Punkte für Arroganz bei mir gewinnen?«, fragte Eve ruhig. »Meinetwegen. Wir können gerne auf die Wache fahren und gucken, wer von uns den längeren Atem hat. Oder Sie erklären mir jetzt rundheraus, wie es dazu kam, dass Michael Proctor gestern Abend in Ihrem Bett gelandet ist.«
Carly verzog verärgert das Gesicht, riss sich jedoch zusammen, da ihr der Gedanke, andernfalls auf das Revier gezerrt zu werden, keineswegs gefiel. »Wir sind uns gestern auf der Gedenkfeier über den Weg gelaufen, haben anschließend zusammen was getrunken und kamen dann hierher. Eins führte auf angenehmste Art und Weise zum Nächsten. Haben Sie damit ein Problem?«
»Dass Sie auf der Gedenkfeier für den verstorbenen Verflossenen den nächsten Liebhaber aussuchen? Manche Leute hätten damit sicher ein Problem.«
Carlys Augen blitzten zornig auf, doch meinte sie mit ruhiger Stimme: »Heben Sie sich Ihre engstirnige Sicht der Dinge für jemand anderen auf, der sich dafür interessiert. Zufällig haben Michael und ich sehr vieles gemeinsam, die Chemie zwischen uns beiden hat gestimmt, und wir haben darauf reagiert. Davon abgesehen habe ich ihn wirklich gerne.«
»Eins, was Sie gemeinsam haben, ist die Bekanntschaft mit Richard Draco.«
»Das ist natürlich richtig. Aber Richard ist tot. Und das sind wir beide nicht.«
Michael kam langsam ins Wohnzimmer zurück. »Carly, soll ich lieber gehen?«
»Meinetwegen nicht.« Sie klopfte neben sich aufs Sofa, befahl herausfordernd: »Setz dich!«, und hakte sich, als er der Aufforderung nachkam, zufrieden lächelnd bei ihm ein. »So, Lieutenant, wo waren wir stehen geblieben?«
»Michael, Sie haben mir gegenüber bisher nicht erwähnt, dass auch Ihre Mutter Richard Draco kannte.«
Er fuhr derart zusammen, dass etwas von seinem Kaffee auf seine Hose schwappte, und fragte mit erstickter Stimme: »Meine Mutter? Was hat sie damit zu tun?«
»Sie stand einmal in einem Stück neben Draco auf der Bühne.«
»Deine Mutter ist ebenfalls Schauspielerin?«, fragte Carly verblüfft.
»Sie war es, aber sie hat ihren Beruf vor Jahren an den Nagel gehängt. Noch vor meiner Geburt.« Er stellte seine Tasse auf den Tisch und rieb sinnlos an dem feuchten Fleck auf seinem Bein herum. »Lassen Sie meine Mutter aus dem Spiel. Sie hat nichts getan.«
»Habe ich gesagt, sie hätte was getan?« Er war total nervös, konnte die Hände nicht still halten vor lauter Aufregung, erkannte Eve. »Aber Sie scheinen zu wissen, dass sie einmal mit Draco intim gewesen ist.«
»Das war völlig bedeutungslos. Und es ist Jahre her.«
»Deine Mutter und Richard?« Carly rückte etwas von ihm ab, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können, und erklärte: »Oh. Das ist natürlich heikel.« Sie musterte ihn mitfühlend. »Aber lass dich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, Schatz.«
Doch um seine Ruhe war es längst geschehen. »Hören Sie, sie hatte eine kleine Nebenrolle, das war alles. Sie war keine richtige Schauspielerin. Kurz danach hat sie meinen Vater kennen gelernt und ist seither mit ihm zusammen. Sie hätte mir nichts davon erzählt, wenn sie nicht mitbekommen hätte, dass ich Draco bewundert und deshalb als Zweitbesetzung für ihn vorgesprochen habe. Er hat sie benutzt. Er hat die Frauen ständig benutzt.«
Er wandte sich an Carly. »Sie ist darüber hinweggekommen. Intelligente Frauen schaffen das.«
Seine Mutter, dachte Eve, oder vielleicht Frauen generell, waren seine Schwäche. »Ja, er hat die Frauen gern benutzt. Junge, hübsche Frauen. Sie waren Spielzeug für ihn und er hat sich regelmäßig
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