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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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blitzte erst Ablehnung, dann Unglauben und schließlich ehrliches Entsetzen in Carlys Augen auf. »Nein, das ist eine Lüge. Eine bösartige, widerliche Lüge. Du elendige Hexe.«
    Sie riss einen kleinen Blumentopf vom Tisch und warf ihn kraftvoll gegen die Wand. »Das ist nicht wahr.«
    »Es ist dokumentiert«, erklärte Eve tonlos. »Richard Draco war ihr leiblicher Vater.«
    »Nein. Nein.« Carly stürzte sich auf Eve, schubste sie unsanft gegen den Tisch, und das Porzellan der Lampe, die dabei auf den Boden fiel, zerbarst mit einem lauten Knall. Eve schüttelte den Kopf, als Peabody ihr helfen wollte, und blieb, als ihr Carly eine schallende Ohrfeige verpasste, völlig reglos stehen.
    »Nehmen Sie das zurück! Nehmen Sie das zurück!«, schrie sie und war mit ihren dunklen Augen und den tränennassen kreidebleichen Wangen wunderschön. Sie packte Eve am Kragen ihres Hemdes, schüttelte sie durch und brach dann mit einem abgrundtiefen Stöhnen über ihr zusammen.
    »O Gott. Oh, mein Gott.«
    »Carly.« Michael kam aus der Küche ins Wohnzimmer gestürzt. Ein Blick in sein Gesicht genügte, um zu wissen, dass er alles mitbekommen hatte, doch als er zu Carly rannte und versuchte, sie tröstend zu umarmen, schubste sie ihn heftig von sich und kreuzte abwehrend die Arme vor der Brust.
    »Rühr mich nicht an. Rühr mich bloß nicht an.« Wie das Wachs einer erloschenen Kerze glitt sie auf den Boden.
    »Peabody, bringen Sie Michael zurück in die Küche.«
    Er trat einen Schritt zurück und starrte Eve feindselig an. »Das, was Sie da getan haben, war unglaublich grausam. Jawohl, grausam.« Damit stapfte er, gefolgt von Peabody, zurück in den angrenzenden Raum.
    Eve hockte sich neben Carly. Ihre Wange brannte von dem Schlag, innerlich jedoch war ihr eiskalt. »Es tut mir Leid.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    Carly hob den Kopf und betrachtete sie mit einem gequälten Blick: »Ich weiß nicht, wen ich momentan mehr verabscheue: Sie oder mich selbst.«
    »Wenn Ihnen nicht bewusst war, dass Sie eine Blutsverwandte von ihm waren, gibt es keinen Grund, aus dem Sie Abscheu vor sich empfinden müssten.«
    »Ich habe mit ihm geschlafen. Ich habe ihn angefasst und habe zugelassen, dass er mich überall berührt. Können Sie sich vorstellen, wie ich mich deshalb fühle? Wie schmutzig ich mir vorkomme?«
    O Gott, ja. Mit einem Mal war Eve unermesslich müde. Sie kämpfte gegen ihre eigenen Dämonen an und schaute Carly ins Gesicht. »Er war für Sie ein Fremder.«
    Carlys Atem stockte. »Er hat es gewusst, nicht wahr? Plötzlich ergibt alles einen grauenhaften Sinn. Dass er derart hinter mit her war, wie er mich angesehen, was er zu mir gesagt hat. Wir wären aus demselben Holz geschnitzt, hat er zu mir gesagt und dabei gelacht.« Wieder packte sie den Kragen von Eves Hemd. »Hat er es gewusst?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich bin froh, dass er tot ist. Ich wünschte, ich hätte ihn getötet. Ich wünschte bei Gott, dass ich selbst das Messer in der Hand gehalten hätte. Ich werde niemals aufhören zu wünschen, ich hätte ihn selber umgebracht.«
    »Haben Sie mir nichts zu sagen, Peabody?« Sie fuhren mit dem Lift hinunter ins Foyer, und Peabody guckte streng geradeaus.
    »Nein, Madam.«
    Jede Faser ihres Körpers tat Eve weh. »Es hat Ihnen nicht gefallen, wie ich in dieser Sache vorgegangen bin.«
    »Es steht mir nicht zu, Ihre Vorgehensweise zu kommentieren, Lieutenant.«
    »So ein Blödsinn.«
    »Also gut. Ich verstehe wirklich nicht, weshalb Sie es ihr sagen mussten.«
    »Es ist wichtig«, schnauzte Eve. »Jede Verbindung, die es zwischen Draco und den anderen gibt, kann von Bedeutung sein.«
    »Sie haben sie eiskalt erwischt.«
    »Dann hat meine Vorgehensweise also nicht Ihren Ansprüchen genügt.«
    »Sie haben mich gefragt«, raunzte Peabody zurück. »Wenn Sie es ihr schon sagen mussten, warum dann ohne jede Vorwarnung mitten ins Gesicht? Warum haben Sie es ihr nicht etwas schonender beigebracht?«
    »Schonender? Ihr Vater hat sie gefickt. Sagen Sie mir, wie man so was vorsichtig formuliert. Sagen Sie mir, wie man eine solche Nachricht nett verpackt.«
    Als sie Peabody ansah, war ihr Blick nicht weniger gequält als der von Carly, nachdem ihr die Bedeutung von Eves Worten aufgegangen war. »Was zum Teufel wissen Sie von solchen Dingen? Sie mit Ihrer großen, glücklichen Hippie-Familie, in der man mit sauberen Gesichtern fröhlich plappernd beim Abendessen sitzt?«
    Sie bekam nur noch mit Mühe Luft. Hatte den Eindruck

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