Spiel mit dem Mörder
schnell mit ihnen gelangweilt. Ihre Mutter hat ihre Hoffnungen auf eine Karriere am Theater seinetwegen begraben.«
»Möglich.« Michael atmete hörbar aus. »Vielleicht war das einer der Gründe, weshalb sie die Schauspielerei aufgegeben hat. Aber sie hat sich ein neues Leben eingerichtet, mit dem sie glücklich ist.«
»Er hat ihr wehgetan.«
»Ja.« Bitterkeit blitzte in seinen Augen auf. »Ja, er hat ihr wehgetan. Wollen Sie von mir hören, ich hätte ihn deswegen gehasst? Vermutlich habe ich das wirklich auf eine bestimmte Art getan.«
»Michael, sag am besten nichts mehr«, warnte Carly.
»Verdammt.« Seine Stimme verriet neben heißem Ärger ehrliche Überzeugung, als er der jungen Frau erklärte: »Sie spricht von meiner Mutter. Aber meine Mutter war kein billiges Flittchen, kein kleines Spielzeug, das er sich einfach nehmen und dann achtlos wegwerfen konnte, als es ihn gelangweilt hat. Sie war ein nettes, naives junges Mädchen. Das hat er schamlos ausgenutzt.«
»Hat er ihr irgendwelche illegalen Rauschmittel verabreicht?«, fragte Eve. »Hat er sie abhängig gemacht?«
»Nein. Aber er hat es versucht. Der Hurensohn hat es tatsächlich versucht.«
»Michael, du brauchst ihre Fragen nicht zu beantworten.«
»Ich werde diese Sache ein für alle Mal klären, und zwar jetzt sofort.« Heiße Wogen des Zorns gingen von ihm aus. »Sie hat mir erzählt, dass sie ins Zimmer kam, als er gerade ein paar Tropfen von irgendeinem Zeug in ihr Glas gegeben hat. Sie hat ihn gefragt, was das war, und er hat nur gelacht. Er hat gesagt … meine Mutter drückte sich für gewöhnlich nicht derart unflätig aus, aber sie hat wortwörtlich wiederholt, was sie von ihm zu hören bekommen hat. Er hat gesagt, mithilfe dieser Tropfen würde sie wie ein Karnickel rammeln.«
Ein Muskel in seiner Wange zuckte, als er Eve erklärte: »Sie hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber ich habe es sofort gewusst. Mir war klar, dass dieser Schweinehund ihr Wild Rabbit in den Drink geschüttet hat.«
»Aber sie hat nichts davon getrunken?«
»Nein, es hat ihr Angst gemacht. Sie hat ihm gesagt, sie hätte keinen Durst, und da wurde er wütend. Hat sie wüst beschimpft und zu zwingen versucht, dass sie ein paar Schlucke trinkt. Da wurde ihr bewusst, was für eine Sorte Mann er war, und sie rannte davon. Sie war am Boden zerstört und völlig desillusioniert. Und dann ist sie heimgekehrt. Sie hat mir gesagt, dass das die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen ist.
Er hat sich nicht an sie erinnert«, fügte Michael hinzu. »Er besaß nicht mal den Anstand, sich an ihren Namen zu erinnern.«
»Sie haben mit ihm über sie gesprochen?«
»Ich wollte sehen, wie er darauf reagiert. Er hat nicht mal so getan, als ob er sich erinnert. Sie hat ihm nichts bedeutet. Ich bin der festen Überzeugung, dass ihm nie ein Mensch etwas bedeutet hat.«
»Haben Sie ihm erzählt, was er mit ihr gemacht hat? Haben Sie ihn daran erinnert?«
»Nein.« Er sank in sich zusammen, denn der Zornausbruch hatte ihn regelrecht erschöpft. »Nein, ich habe keinen Sinn darin gesehen. Außerdem hätte er, wenn ich ihn weiter damit genervt hätte, sicher für meine Kündigung gesorgt.«
»Nicht. Lass dir nicht wehtun von dieser Geschichte, lass sie nicht so nah an dich heran.«
Eve verfolgte mit zusammengekniffenen Augen, wie Carly ihre Arme um den unglücklichen Michael schlang und mit einem giftigen Blick in ihre Richtung zischte: »Lassen Sie ihn in Ruhe. Macht es Ihnen Spaß, Leute fertig zu machen, die schwächer sind als Sie?«
»Es ist meine Lieblingsbeschäftigung«, antwortete Eve und fügte in Gedanken hinzu: Aber du bist alles andere als schwach. Haben deine leiblichen Eltern dir diese Stärke mitgegeben? Oder eher die Menschen, bei denen du aufgewachsen bist?
»Es muss hart für Sie gewesen sein, Michael, all diese Dinge zu wissen und Draco Tag für Tag zu sehen.«
»Ich habe es, so gut es ging, verdrängt. Schließlich konnte ich das, was damals passiert war, nicht mehr ändern, oder?« Er bemühte sich, das Zucken seiner Achseln trotzig aussehen zu lassen, was ihm jedoch kläglich misslang. »Und nichts, was ich hätte tun können, hätte einen Unterschied gemacht. Außerdem habe ich mir gesagt, dass ich eines Tages an seiner Stelle auf der Bühne stehen und besser sein würde als er. Das reichte mir als Rache aus.«
»Diese Chance haben Sie nun, nicht wahr? Die Chance, in seine Fußstapfen zu treten. Und zwar nicht nur auf der Bühne,
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