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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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zu ersticken. Doch die Worte mussten raus.
    »Wenn Ihr Daddy abends in Ihr Zimmer gekommen ist, um Ihnen einen Gutenachtkuss zu geben, ist er nicht zu Ihnen unter die Bettdecke gekrochen, um Sie mit seinen schweißnassen Händen zu begrapschen. In Ihrer hübschen, ordentlichen Welt rammen Väter ihre Schwänze bestimmt nicht in ihre kleinen Töchter rein.«
    Sie marschierte aus dem Fahrstuhl, quer durch das Foyer und durch die Tür nach draußen. Peabody blickte ihr verdattert hinterher.
    Eve lief auf dem Gehweg auf und ab und hätte den beiden weißen Pudeln, die ihr, geführt von einem Droiden, munter kläffend entgegensprangen, am liebsten einen Tritt verpasst. Ihr Schädel drohte zu zerspringen, und sie ballte die Fäuste, damit niemand das Zittern ihrer Hände sah.
    »Dallas.«
    »Nicht«, warnte sie ihre Assistentin. »Lassen Sie mich ein paar Minuten allein.«
    Sie käme ganz bestimmt dagegen an. Sie könnte den heißen Zorn bekämpfen, der das Bedürfnis in ihr weckte, wild um sich zu schlagen und laut zu brüllen. Und wenn es ihr gelungen wäre, blieben nur das Kopfweh und die Übelkeit zurück.
    Und tatsächlich wirkte sie, als sie wenig später zu Peabody zurückkam, bleich, aber gefasst. »Meine persönlichen Bemerkungen waren unangemessen. Ich bitte Sie, mein Benehmen zu entschuldigen.«
    »Nicht nötig.«
    »Doch. Genau, wie es meiner Meinung nach nötig gewesen ist, dort oben derart grausam vorzugehen. Ich habe mich nicht gerade gut dabei gefühlt, aber es klaglos zu erdulden, wenn ich meine schlechte Laune an Ihnen auslasse, gehört eindeutig nicht zu Ihrem Aufgabenbereich.«
    »Schon gut. Das bin ich gewohnt.«
    Peabody bemühte sich zu lächeln, rang jedoch entsetzt nach Luft, als sie einen feuchten Schimmer in Eves Augen erkannte. »Oh, Himmel. Dallas.«
    »Nicht. Scheiße. Ich brauche etwas Zeit für mich.« Sie starrte auf die Fassade des Gebäudes, aus dem sie gekommen war. »Ich mache ein paar Stunden frei. Nehmen Sie den Bus oder die U-Bahn zurück aufs Revier.« Noch ein paar Sekunden länger, und sie bräche tatsächlich vor Peabody in Tränen aus. »Wir treffen uns in zwei Stunden im Roosevelt-Krankenhaus.«
    »In Ordnung, aber …«
    »Zwei Stunden«, wiederholte Eve, hechtete geradezu hinter das Lenkrad ihres Wagens und ließ den Motor an.
    Sie musste nach Hause. Sie musste nach Hause, denn sonst hielte sie nicht länger durch. Aufgrund ihrer elenden Verfassung stellte sie den Autopiloten ihres Fahrzeugs ein, ballte die Fäuste im Schoß, kniff die Augen zusammen und legte ihren Kopf zurück.
    Seit ihrem achten Lebensjahr hatte sie eine hohe Mauer um ihr Unterbewusstsein errichtet, die die Hässlichkeit der Dinge, die ihr bis dahin widerfahren waren, gnädig vor ihr verbarg. Für sie war die Vergangenheit ein weißer Fleck, und schmerzlich hatte sie ihn Stück für Stück mit der Eve Dallas, die sie heute war, gefüllt.
    Sie wusste, was für ein Gefühl es war, wenn durch Risse in der Mauer etwas von der Hässlichkeit der frühen Jahre in ihr Bewusstsein drang.
    Sie wusste, wie es Carly ging. Und sie wusste, was die Ärmste durchzumachen hätte, bis sie halbwegs mit dem Wissen leben könnte, mit dem sie jetzt belastet war.
    Mit dröhnendem Schädel, glasigen Augen und vor Übelkeit verkrampftem Magen erreichte sie das Haus. Halt durch, halt durch, befahl sie sich und wankte mühsam die Stufen zur Tür hinauf.
    »Lieutenant«, begann Summerset, als sie über die Schwelle stolperte.
    »Lassen Sie mich bloß in Ruhe«, schnauzte sie ihn an, doch ihre Stimme zitterte, und während sie hinauf in die obere Etage rannte, rief er bereits über die Gegensprechanlage ihren Mann.
    Am besten, sie legte sich ins Bett. Eine Stunde Ruhe, und sie wäre wieder okay. Doch die Übelkeit wurde stärker, und so bog sie eilends ab zum Bad, fiel dort auf die Knie und spuckte alles, was sie in sich hatte, aus.
    Zu schwach, um wieder aufzustehen, rollte sie sich auf dem Fußboden zusammen und schlug erst, als sie eine herrlich kühle Hand auf ihrer Stirn spürte, die Augen wieder auf.
    »Roarke. Lass mich in Ruhe.«
    »Oh, nein, ganz bestimmt nicht.«
    Sie versuchte, ihm den Rücken zuzukehren, aber er schob seine Arme unter sie und drehte sie zu sich herum.
    »Mir ist schlecht.«
    »Ja, Baby, ich weiß.« Sie fühlte sich zerbrechlich an wie Glas, als er sie vom Boden zog und zu ihrem Bett trug.
    Als er ihr die Stiefel auszog und sie fürsorglich in eine Decke hüllte, fing sie an zu zittern. »Ich musste nach

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