Spiel mit dem Mörder
reagierte, zuckte die Schwester mit den Schultern und fuhr fort: »Ich habe ihn beruhigt und ihm versprochen, Sie zu finden. Dann habe ich das Mittagessen für den Patienten bestellt und den Beamten, der vor seiner Tür saß, informiert. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Okay.« Sie entließ die Schwester und wandte sich erneut an Clark. »Bitte bleiben Sie noch kurz auf Ihrem Posten. Ich werde dafür sorgen, dass spätestens in einer Stunde die Ablösung erscheint. Falls sich Stiles' Zustand bis dahin irgendwie verändert, geben Sie mir umgehend Bescheid.«
»Zu Befehl, Madam. Mit seinem eigenen Laken«, murmelte der junge Polizist. »Dazu braucht man wirklich Mumm.«
»Irgendetwas braucht man«, stimmte Eve ihm zu, machte kehrt und marschierte in den Warteraum, in dem ihre Assistentin zusammen mit Areena saß.
»Kenneth?« Areena stand unsicher auf.
»Sie haben ihn auf die Intensivstation verlegt.«
»Ich dachte, er wäre … als ich ihn gesehen habe, dachte ich …« Sie sank zurück auf ihren Stuhl. »Oh, was wird denn noch alles passieren?«
»Eliza Rothchild hat behauptet, Tragödien passierten immer dreifach.«
»Aberglaube. Ich bin besonders abergläubisch gewesen, aber jetzt … Wird er wieder gesund werden?«
»Der Arzt ist ziemlich optimistisch. Woher haben Sie gewusst, dass Kenneth hier zu finden ist?«
»Wie? Ach so. Ich hatte es heute Morgen in den Nachrichten gehört. Es hieß, er wäre verletzt worden, als er versuchte, die Stadt zu verlassen. Und dass er der Hauptverdächtige für den Mord an Richard ist. Das glaube ich nie und nimmer. Ich wollte ihn besuchen, um ihm zu versichern, dass ich davon überzeugt bin, dass das alles ein grauenhafter Irrtum ist.«
»Warum glauben Sie das?«
»Weil Kenneth eindeutig niemals in der Lage wäre, so etwas zu tun. Ein Mord erfordert Kaltblütigkeit und Berechnung. Und das sind Eigenschaften, die er einfach nicht besitzt.«
»Manchmal erfolgt ein Mord auch aus einem Impuls heraus, völlig spontan.«
»Das wissen Sie natürlich besser als ich. Aber ich kenne Kenneth. Er hat niemanden umgebracht.«
»Kennen Sie eine gewisse Anja Carvell?«
»Carvell? Nein, ich glaube nicht. Sollte ich sie kennen? Werde ich Kenneth sehen dürfen?«
»Das kann ich nicht entscheiden.«
»Ich versuche es wenigstens.«
Als Areena aufstand, meinte Eve: »Ihnen ist doch wohl bewusst, dass, falls Kenneth Stiles den Mord an Richard Draco geplant hat, er derjenige gewesen ist, der Ihnen das Messer in die Hand gegeben hat.«
Areena wurde kreidebleich. »Das ist ein weiterer Grund, weshalb ich weiß, dass er es ganz bestimmt nicht war.«
»Warum?«
»Er ist durch und durch ein Gentleman und täte einer Frau so etwas niemals an. Darf ich jetzt gehen, Lieutenant?«
»Ja, Sie dürfen gehen.«
In der Tür blieb sie noch einmal stehen und sah Eve fragend an. »Sie haben um sein Leben gekämpft. Ich habe Sie dabei beobachtet. Sie glauben, dass er ein Mörder ist, und trotzdem haben Sie um sein Leben gekämpft. Warum?«
»Vielleicht wollte ich einfach nicht, dass er sich der gerechten Strafe für sein Tun entzieht.«
»Ich glaube, dass noch mehr dahintersteckt. Ich bin mir allerdings nicht klar, was.«
»Was für ein Tag«, murmelte Peabody, als sie beide alleine waren.
»Und er fängt gerade erst richtig an. Los, Peabody. Wir haben noch alle Hände voll zu tun.«
Sie wandte sich zum Gehen und wäre um ein Haar mit Nadine zusammengeprallt, die den Korridor heraufgeschlendert kam.
»Ach, machen Sie neuerdings Unfallberichte?«, fragte Eve mit leiser Ironie. »Ich dachte, dass Sie für derart niedere Arbeiten inzwischen viel zu wichtig sind.«
»Dafür ist man nie zu wichtig. Wie geht es Kenneth Stiles?«
»Kein Kommentar.«
»Kommen Sie schon, Dallas. Ich habe einen Informanten hier im Krankenhaus. Ich habe gehört, Stiles hätte versucht, sich aufzuhängen. Ist er also verantwortlich für Richard Dracos Tod?«
»Welches der beiden Worte haben Sie nicht verstanden, das Kein oder das Kommentar? «
Die hohen, schmalen Absätze ihrer modernen Schuhe machten es Nadine nicht leicht, schnellen Schrittes den Korridor hinunterzustöckeln, doch hielt sie weiter mit dem Lieutenant Schritt. »Wird er wegen Mordes unter Anklage gestellt? Gibt es noch andere Verdächtige? Bestätigen Sie, dass Stiles während eines Fluchtversuchs Verletzungen erlitten hat?«
»Das wurde bereits in den Nachrichten gemeldet.«
»Sicher, wobei es überall angeblich und möglicherweise geheißen
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