Spiel mit dem Tod (German Edition)
Geschwister, der Vater ein Alkoholiker. Bescheidene Verhältnisse. Früh von zu Hause abgehauen. Hilfsjobs, mal hier, mal dort. Nie lange an einem Ort geblieben. Eine Frau? Nein, die gab es nicht. Auch keine Kinder. Und immer wieder zog es ihn an den Rhein. Hier hatte er keine Sorgen. Hier war er zu Hause. Ferrari nickte. Auf einmal begann die Angel zu zucken.
«Mann, Sie bringen mir Glück. Holen Sie ihn raus.»
Ferrari spulte die Leine auf. Der Fischer stand mit einem Netz bereit, den Fang ins Trockene zu bringen. Ferrari zog die Angel mit einem Ruck zur Seite.
«Mist! Was ist denn das?», schrie der Fischer.
Am Köder hatte sich eine kleine Holzkiste verheddert. Der Kommissär lachte.
«Der Fang gefällt mir. Ich hatte schon Angst, dass ich einen Fisch erschlagen muss.»
«Was die Leute so alles in den Rhein werfen. Eine Schande ist das. Was soll ich mit dem Zeug?»
«Ich nehme die Schachtel mit und entsorge sie. Viel Glück noch.»
Ferrari wandte sich zum Gehen, als sein Handy vibrierte.
«Ferrari.»
«Denise Grieder von TV1. Wir hatten noch nicht das Vergnügen.»
Die Stimme klang angenehm. Ob es ein Vergnügen wird, wird sich zeigen, dachte der Kommissär.
«Wie sind Sie an meine Handynummer gekommen?»
«Mein Geheimnis! Können wir uns treffen? Ich möchte mich mit Ihnen über Hans Rost unterhalten.»
Ferrari hielt für einen Augenblick den Atem an.
«Wann und wo?»
«Sagen wir um 16.30 Uhr. Bei Ihnen oder bei mir?»
«Bei Ihnen. Wo finde ich Sie?»
«Kennen Sie das Peter Merian Haus?»
«Am Bahnhof? Stalder sagte doch, dass Sie im Gundeli wären.»
«Sind wir auch. Aber wir verlegen momentan den Standort zum Bahnhof. Sie finden uns im letzten Teil der Anlage.»
«Bei Straumann?»
«Daneben, im nächsten Trakt. Sie können mit Ihrem Wagen in die Tiefgarage fahren. TV1 ist angeschrieben.»
«Danke, aber ich komme mit dem Tram.»
«Umso besser. Die Haltestelle befindet sich unmittelbar vor dem Gebäude. Also, bis später. Ich freue mich. Tschüss!»
Der Kommissär hörte noch den Summton.
«Tschüss!», flötete er in die piepsende Muschel.
Ferrari rief Nadine an, erzählte ihr kurz, was er in der Bank erfahren hatte, und gab ihr Ort und Zeit des Treffpunkts durch. Nein, mit Denise Grieder wollte er nicht allein sein. Da tat weibliche Unterstützung Not.
Mit sicherem Griff zog der Fischer seine Angel ein, um sie wieder auszuwerfen. Unermüdlich und beständig.
«Das wird heute wohl nichts mit dem Abendessen. Vielleicht morgen.»
«Ist nicht so wichtig. Manchmal werfe ich die Fische sowieso wieder rein. Angeln beruhigt.»
14. Kapitel
Missmutig stieg Ferrari aus dem Achter. Obwohl er provokativ neben einer älteren Dame auf seinen Sitz gelauert hatte, blieb die Reaktion aus. Beim Aussteigen warf er der alten Frau noch einen giftigen Blick zu und ging die letzten Meter zu Fuss.
«Schlechte Laune?»
Nadine erwartete ihn bereits.
«Die Alte sitzt auf meinem Platz.»
«Auf deinem Platz?»
«Ach, nichts weiter. Denise Grieder erwartet uns.»
«Weshalb muss ich denn mitkommen?»
«Ich dachte, ein bisschen Abwechslung würde dir gut tun.»
Nadine verzog das Gesicht. Klar, war es eine willkommene Luftveränderung zum Büroalltag. Keine Frage. Es gab nur einen kleinen Störfaktor, und der hiess Borer.
Denise Grieder hiess den Kommissär wie einen alten Bekannten willkommen.
«Hallo, Ferrari, kommen Sie rein in die gute Stube!»
Er schätzte sie auf Mitte dreissig, attraktiv, nein, er korrigierte sich, eine wunderschöne Frau. Ich bin von Schönheiten umgeben, ging es Ferrari durch den Kopf. Unwillkürlich zog er seinen Bauch ein.
«Das ist meine Assistentin Nadine Kupfer.»
Denise Grieder nickte ihr zu.
«Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?»
«Nein, danke!»
«Ja, gerne!»
«Was nun, Nein oder Ja?»
Nadine schaute den Kommissär fragend an.
«Für mich nichts», antwortete sie spitz.
«Einen Cognac für mich, bitte. Aber nur einen kleinen.»
Ferrari liess sich den Cognac auf der Zunge zergehen.
«Hm, sehr gut! Anselm Stalder sagte mir, Sie seien sein Boss.»
«Magnum gehört mir.»
«Magnum?»
«So heisst meine Produktionsfirma. Es gibt oft Verwechslungen zwischen TV1 und Magnum. Der Einfachheit halber stellen wir uns als TV1 vor. In Wirklichkeit sind wir eine freie Produktionsfirma, die einen Vertrag mit TV1 abgeschlossen hat. Wir müssen alle unsere Produktionen zuerst diesem Sender anbieten. Lehnt er ab, sind wir frei.»
«Und die Produktionsideen entstehen
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