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Spiel mit dem Tod (German Edition)

Spiel mit dem Tod (German Edition)

Titel: Spiel mit dem Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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intern?»
    «Zum Teil. Wenn Sie allerdings eine Idee haben, prüfen wir sie. Ist sie gut, bieten wir sie eben zunächst TV1 an. Wenn die ablehnen, suchen wir eine TV-Station, die sich an den Kosten der Produktion beteiligt. Oder Sie bringen nebst der Idee auch gleich das nötige Kleingeld mit. Entscheidend ist in jedem Fall das Konzept. Es muss die Zuschauer fesseln und hohe Einschaltquoten erzielen. Wir konzentrieren uns deshalb auf Sensationen.»
    «Schmuddel-TV!», kommentierte Nadine.
    «Emotionen, meine Liebe. Das ist das Stichwort. Es gibt nun mal zwei Arten von Menschen auf dieser Welt. Die Exhibitionisten und die Voyeure. Und beide sind gut für mein Geschäft. Zu welchen gehören Sie, Frau Assistentin?»
    Nadine schäumte vor Wut, liess sich aber nicht das Geringste anmerken. Von mir kriegst du keine Emotionen, du blöde Kuh, dachte sie und lächelte zuckersüss.
    «Sind noch andere an Magnum beteiligt?», fragte Ferrari. Er versuchte das weibliche Spannungsfeld zu entladen und so einen Zickenkrieg zu verhindern.
    «Nein. Das ist zu hundert Prozent mein Kind. Ich habe Magnum aufgebaut, Tag und Nacht dafür gearbeitet. Inzwischen gehören wir zu den Spitzenproduktionsfirmen. Seit die privaten Stationen wie Pilze aus dem Boden schiessen, gibt es zu wenig gutes Material. Wir liefern es. Die Fernsehstationen sind ganz heiss darauf.»
    «So in Richtung von ‹Big Brother›?»
    «Eine geniale Idee. Fantastisch. Aber Schnee von gestern. Im Augenblick sind Personalityshows und Ähnliches voll im Trend. In einem Jahr ist das out und etwas Neues in. Eine schnelllebige Zeit. Wir haben uns auf das Aufdecken von Skandalen im zwischenmenschlichen Bereich spezialisiert. Dabei rücken wir die Guten ins rechte Licht, die Bösen stellen wir an den Pranger. Genau wie Sie, Ferrari. Wir sind sozusagen Berufskollegen.» Denise Grieder kicherte.
    «Klingt gut. Ist aber nicht so», murrte Nadine, ihren Vorsatz vergessend.
    «Oh! Eine harte Kritikerin. Was gefällt Ihnen an unserem Konzept nicht?»
    «Auf Leute, die schon am Boden liegen, sollte man nicht noch trampeln.»
    «Eine Idealistin! Wie süss.»
    «Das hat nichts mit Idealismus zu tun. Doch eher mit Anstand.»
    «Ach Gott, Kindchen, die Leute sind ganz geil auf Tragödien. Also liefern wir sie. Wir müssen nichts erfinden und nicht in der Ferne schweifen, einzig und allein die Augen offen halten und dem Nachbarn etwas genauer auf die Finger schauen. Et voilà.»
    «Brot und Spiele!»
    Nadine konnte sich nur noch mit Mühe zurückhalten.
    «Nur Spiele. Das Brot sollen sie gefälligst selber backen.»
    «Die Faszination des Schrecklichen, einfach widerlich!»
    «Nicht schrecklich. Der ganz normale Alltag, das Leben der Familie Schweizer!»
    Die Konversation schien aus den Fugen zu geraten. Ferrari räusperte sich und goss sich selbst einen Cognac nach.
    «Ich darf doch? Wer ist im Moment gefragt?»
    «Politiker, Industrielle und ihre heimlichen Drahtzieher. Und glauben Sie mir, da gibt es eine Menge guten Stoff. Sensationelle Geschichten, die das Leben schreibt.»
    «Daran zweifle ich nicht. Am Telefon erwähnten Sie Hans Rost. Was genau wollten Sie mit mir besprechen, Frau Grieder?»
    Ferrari versuchte das Gespräch voranzutreiben. Wer wusste, ob sich die beiden Frauen am Ende noch in die Haare gerieten.
    «Genau. Anselm sprach mit Ihnen über den anonymen Anruf?»
    «Ja. Eine männliche Stimme.»
    «Klang sehr sonor. Nicht mehr jugendlich. Eher so in unserem Alter.»
    Ferrari fühlte sich geschmeichelt.
    «Würden Sie die Stimme wiedererkennen?»
    «Tja, ich weiss nicht. Wahrscheinlich schon. Aber deswegen wollte ich nicht mit Ihnen sprechen. Es ist etwas Eigenartiges passiert. Ich erhielt heute früh per Post eine DVD. Ich legte sie zunächst achtlos auf die Seite, dachte, es sei eine Arbeitsprobe eines Möchtegernproduzenten. Einer meiner Geschäftspartner versetzte mich am Mittag. Da schob ich die DVD rein und …»
    Denise Grieder holte tief Luft.
    «Sie machen mich neugierig.»
    «Kommen Sie bitte mit, ich möchte Ihnen die DVD vorspielen. Sie dürfen ruhig mitkommen, Frau Kupfer. Sie stören überhaupt nicht.»
    «Dumme Kuh!», flüsterte Nadine, aber doch so laut, dass es nicht nur der Kommissär hören konnte.
    Zuerst flimmerte das Bild. Dann erschien Hans Rost auf dem Bildschirm. Er wirkte total verunsichert. Er schaute direkt in die Kamera. Nachdem er sich anscheinend gefangen hatte, begann er zu sprechen.
    «Mein Name ist Hans Rost. Ich bin Zollinspektor.

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