Spiel mit dem Tod (German Edition)
unauffällig gehalten, nur die drei Buchstaben BRS zierten den Eingang. Ferrari meldete sich am Empfang an und wurde kurz darauf von Ernst Maurer abgeholt.
«Kommen Sie bitte mit in mein Büro», flüsterte er im Ton eines Verschwörers. «Das bleibt aber alles unter uns. Schön unter uns. Ich riskiere hier Kopf und Kragen.»
«Sie können sich voll auf mich verlassen, Herr Maurer.»
Er schob dem Kommissär ein Dossier über den Tisch.
«Ich habe einen Blick darauf geworfen, Herr Ferrari. Ehrlich gesagt, es ist mir bei der Sache nicht ganz geheuer. Gar nicht geheuer. Die Bank wird doch nicht in einen Skandal verwickelt werden?»
Er griff geistesabwesend nach einem Glas Wasser.
«Wie meinen Sie das?» Ferrari war neugierig geworden.
«Schauen Sie sich das Konto bitte an.»
Ferrari blätterte die Auszüge durch und konnte nicht glauben, was er sah.
«Ist das wirklich das Konto von Hans Rost?»
«Ohne Zweifel.»
Maurer wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiss von der Stirn.
«Ich sehe also richtig, Hans Rost verfügt über ein Vermögen von beinahe einer Million Franken?»
«Der jetzige Stand des Vermögens, ums genau zu sagen. Blättern Sie zurück. Ursprünglich belief sich die einbezahlte Summe auf zwei Millionen.»
Ferrari begann sich intensiv in die Kontoauszüge zu vertiefen.
«Die erste halbe Million wurde vor eineinhalb Jahren einbezahlt. Dann folgten weitere drei Tranchen in der Höhe von je einer halben Million Franken. Können Sie mir sagen, wer die Einzahlungen getätigt hat?»
«Diese Frage habe ich erwartet. Darum bin ich der Sache nachgegangen. Hans Rost bezahlte die Beträge bar ein.»
«Ist hier in der Bank niemand auf den Gedanken gekommen, dass da etwas nicht stimmen könnte?»
Maurer machte eine abwehrende Bewegung.
«Fragen Sie mich das lieber nicht! So genau will ich es auch gar nicht wissen.»
«Das zum Thema Geldwäscherei.»
«Bitte nicht so pauschal. Einer oder einige fallen immer wieder durch die Maschen. Ich bin nicht die Bank, Herr Ferrari. Meine weiteren Nachforschungen sind im Sand verlaufen, denn die Einzahlungen wurden alle von unserem ehemaligen Hauptkassier Heinrich Sommer verbucht.»
«Was bedeutet das? Kann ich ihn kurz aufsuchen und mit ihm sprechen?»
«Da müssen Sie nach Argentinien oder nein, warten Sie, nach Australien fliegen. Er ist vor drei Monaten ausgewandert.»
«Etwa zu dem Zeitpunkt, an dem die Einzahlungen aufhörten?»
«Nicht ungefähr, genau zu dem Zeitpunkt. Sonderbar. Wirklich sonderbar.»
«Können Sie mir das Personaldossier von Heinrich Sommer besorgen?»
Maurer zog es aus einer der unteren Schubladen hervor.
«Damit habe ich gerechnet.»
«Sie sind sehr kooperativ. Vielen Dank.»
Der Kommissär blätterte die Akte durch. Sommer hatte den gleichen Jahrgang wie Rost. Aufgewachsen im Kleinbasel, Ausbildung zum Bankkaufmann, geschieden, keine Kinder. Hobbys Wandern, Musizieren und … Kegeln! Das konnte kein Zufall sein. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelte es sich um ein weiteres Harmonie-Mitglied. Hans Rost, Heinz Werner und Heinrich Sommer. Ein Trio, das in die Jahre gekommen war. Was verband die drei? Vermutlich mehr als das Kegeln. Einmal Freunde, immer Freunde? Gingen sie zusammen durch dick und dünn? Einer für alle und alle für einen? Oder wagte einer von ihnen einen Alleingang? Mit tödlichem Ausgang? War die Vergangenheit der Schlüssel zu einem ungeahnten Geheimnis? Die Gedanken überschlugen sich in Ferraris Kopf.
«Sehr aufschlussreich, Herr Maurer. Ich nehme an, die beiden kannten sich gut. Wahrscheinlich gingen sie sogar zusammen zur Schule. Und sie frönten auch einem gemeinsamen Hobby, dem Kegeln.»
«Eine schreckliche Angewohnheit! Ich spiele lieber Golf.»
«Ich hätte zum Kontoauszug noch ein paar Fragen.»
«Die ich hoffentlich beantworten kann.»
«Im vergangenen Jahr kam es nur zu zwei grösseren Transaktionen. Hier im Frühjahr 2006 wurden 400 000 Franken und im Herbst eine halbe Million abgehoben beziehungsweise auf ein anderes Konto überwiesen. Können Sie mir darüber Aufschluss geben?»
Maurer strahlte.
«Auch diese Frage habe ich erwartet. Die 400 000 wurden an einen Hansruedi Pfirter und die halbe Million einem gewissen Heinz Werner überwiesen. Kennen Sie die beiden Herren?»
Ferrari sass mit offenem Mund da, für einen kleinen Augenblick sprachlos.
«Ganz bestimmt?», hörte sich der Kommissär wie von Ferne fragen.
«Unsere Bank irrt sich nie. Absolut nie, Herr
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