Spiel mit dem Tod
regelmäßig seine Zeit und sein ärztliches Können gewidmet. Einmal die Woche hat er Personen behandelt, die ihm durch die Obdachlosenheime und Missionen vermittelt wurden.“
Stacy wusste, worauf Billie hinaus wollte: Wohnungslose wurden normalerweise nicht als vermisst gemeldet. Kein Arbeitgeber, der Alarm schlug, keine Familien oder Freunde, die nach ihnen suchten.
Der Zahnarzt konnte jemanden von ähnlicher Statur wie Danson ausgesucht und ihre zahnärztlichen Protokolle vertauscht haben. Dann hatte Danson den Rest erledigt.
Er hatte alles sorgfältig geplant. Einen Abschiedsbrief hinterlegt. Propangasflaschen in seinen Kofferraum gepackt. Dem Stadtstreicher eine Autofahrt angeboten. Oder ihn gefügig gemacht. Der verkohlte Leichnam war dann durch den dentalen Bericht identifiziert worden.
„Hat der Chief etwas zu deiner Entdeckung gesagt?“
„Er geht durch die Patientenkartei des Zahnarztes und sieht sich die Bankbewegungen an. Er wird den Fall offiziell wiederaufnehmen, wenn er was Verdächtiges findet.“ Sie klang stolz. „Er hat Kontakt zu Malone von der NOPD aufgenommen und versprochen, mit uns ebenfalls in Verbindung zu bleiben. Wenn Charles Richard Danson lebt, werden wir ihn schnappen.“
Stacy horchte bei dem Namen auf. Sie runzelte die Stirn. „Wie hast du ihn genannt?“
„Charles Richard Danson. Das war sein voller Name, aber jeder hat ihn Dick genannt.“
Charles Richard Danson.
Stacy erstarrte, als sie sich an ein Gespräch erinnerte, das sie mit Alices Lehrer über dessen Namen geführt hatte. Er hatte Scherze darüber gemacht, dass seine Eltern ihm so langweilige Namen gegeben hätten.
Clark Randolf Dunbar.
Initialen C.R.D.
„Verdammter Mist“, sagte Stacy. „Ich weiß, wer es ist.“
„Wie bitte?“
„Ich muss Schluss machen.“
„Wage es nicht aufzulegen, bevor du mir …“
„Danson hat einen fatalen Fehler begangen. Den gleichen, den viele machen, die untertauchen oder eine neue Identität annehmen. Er hat einen Namen gewählt, der die gleichen Initialen hat wie sein richtiger. Eine menschliche Schwäche. Die Sehnsucht im tiefsten Inneren, an der Vergangenheit festzuhalten, die sie hinter sich lassen.“
„Und wer ist es?“ flüsterte Billie anerkennend.
„Clark Dunbar“, sagte Stacy, „Alices Privatlehrer.“
54. KAPITEL
Samstag, 19. März 2005
9:30 Uhr
Stacy rannte zu ihrem Auto. Fluchend musste sie feststellen, dass sie zwischen zwei Wagen eingekeilt war, die ihr nicht mal zehn Zentimeter zum Manövrieren ließen.
Definitiv nicht genug.
Leos Haus war kaum einen Kilometer entfernt. Sie konnte hinlaufen – ohne irgendwelche Kotflügel zu zerbeulen.
Unterwegs rief sie Malone an. Er war sofort am Apparat. „Malone.“
„Lass den Privatlehrer von Alice überprüfen, Clark Dunbar“, sagte sie.
„Dir auch einen Guten Morgen, Killian. Ein bisschen unfreundlich heute Morgen, wie?“
„Tu es einfach.“
Nun wurde er ganz geschäftsmäßig. „Das habe ich bereits. Ich habe ihn bereits durch das Vorstrafenregister gejagt. Es gibt keine Eintragungen.“
„Das reicht nicht.“
„Was ist los?“
„Clark Dunbar ist White Rabbit.“ Ein Auto fuhr vorbei, die Fenster heruntergekurbelt, Hip-Hop-Musik dröhnte heraus. „Ich kann das jetzt nicht weiter erklären, vertrau mir einfach.“
„Wo bist du?“
„Auf dem Weg zu Leos Haus. Zu Fuß.“ Sie wartete kurz, sah nach beiden Seiten und überquerte die Fahrbahn – von wildem Hupen begleitet. „Stell jetzt keine Fragen. Halt mich einfach auf dem Laufenden.“
Sie unterbrach die Verbindung, bevor er etwas erwidern konnte, und wählte Leos Handynummer. „Leo, Stacy hier. Clark ist White Rabbit. Wenn Sie ihn sehen, halten Sie sich von ihm fern. Rufen Sie mich an, wenn Sie die Nachricht erhalten haben.“
Als Nächstes rief sie in der Villa an. Mrs. Maitlin nahm ab.
„Valerie, haben Sie etwas von Clark gehört?“
„Stacy? Geht es Ihnen gut? Sie klingen so …“
„Alles in Ordnung. Haben Sie? Von Clark gehört?“
„Er ist hier.“
Stacy sank das Herz. „Er ist da? Ich dachte, er wäre übers Wochenende außerhalb der Stadt.“
„War er auch. Ich war sehr über rascht, ihn zu sehen. Er sagte irgendwas von verwechselten Reservierungen. Warten Sie eine Sekunde.“
Stacy hörte eine männliche Stimme im Hintergrund, dann wie die Haushälterin etwas darauf erwiderte. Kurz darauf war sie wieder am Telefon. „Tut mir Leid. Wo waren …“
„War das eben Clark?“ unterbrach Stacy
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