Spiel mit dem Tod
Sie nach, Bobby. Es ist wichtig. Der Unterschied beim Strafmaß für Vergewaltigung und Mord beeinflusst den ganzen Rest Ihres Lebens.“
„Sie hat keinen Namen gesagt.“
„Sind Sie sicher?“
„Ja, verdammt!“
„Haben Sie das der Polizei erzählt?“
„Ja, habe ich.“ Er zuckte die Schultern. „Sie behaupten halt, ich würde lügen.“
Also haben sie nicht weiter nachgefragt. Sie hatten ja ihren Täter. „War er groß? Klein? Mittelgroß?“
„Mittelgroß.“
„Dunkles Haar oder …“
„Er hatte eine Mütze auf.“
„Eine Mütze?“
„Ja, eine Strickmütze. So eine wie dieser Hip-Hop-Typ, Eminem. In Schwarz.“
„Hatte er etwas in der Hand?“
Bobby runzelte nachdenklich die Stirn. „Nein.“
„Haben Sie Caesar gesehen?“
„Ihren Köter?“ Er nickte. „Der kleine Scheißkerl hat versucht, auf meine Schuhe zu pissen.“
Cassie hat Caesar also eingeschlossen, nachdem Bobby die Wohnung verlassen hatte. „Haben Sie eine Ahnung, was für einen Wagen der Typ gefahren hat?“
Er schüttelte den Kopf, und sie fluchte innerlich. Großartig. „Warum haben Sie mich in der Bibliothek überfallen?“
„Weil Sie da waren“, erwiderte er einfach. „Und weil ich sauer auf Sie war. Ich wollte Ihnen Angst machen.“
„Ich habe Sie hoffentlich nicht zu sehr enttäuscht.“
Er sah sich zu den Wärtern um, dann blickte er Stacy an. Seine Augen funkelten vor Zorn. „Sie sollten besser hoffen, dass ich hier nicht rauskomme.“
„Da mache ich mir nicht allzu große Sorgen.“
„Sie finden sich wohl sehr cool, was? So stark.“ Er beugte sich vor. „Ich hätte Ihnen ohne weiteres wehtun können, wenn ich es gewollt hätte. Ich hätte Sie Idiotin ficken können.“
Stacy stand auf. Ruhig hängte sie sich ihre Tasche über die Schulter. Sie wusste, je weniger sie sich durch seine Drohungen beeindruckt zeigte, desto wütender würde er werden.
Als sie die Tür erreicht hatte, drehte sie sich zu ihm um. „Wenn Sie das versucht hätten, Bobby, hätte ich Ihnen den Kuli ins Auge gerammt. Oder direkt in den Arsch.“
Sie verließ das Parish-Gefängnis. Das Sonnenlicht wärmte sie. Stacy atmete tief durch und hatte das Gefühl, als müsste sie sich erst mal gründlich reinigen.
Bobby Gautreaux war eine dreckige kleine Ratte.
Aber hatte er Cassie umgebracht?
Es konnte sein. Aber möglicherweise sagte er die Wahrheit.
Sie ging über den Parkplatz, schloss ihren Wagen auf und stieg ein. Sie war eine Woche lang nicht in ihrer Wohnung gewesen, und sie sollte besser mal vorbeifahren und alles überprüfen.
Das Erste, was ihr auffiel, war der überquellende Briefkasten. Das Zweite, dass ihre Anrufe nicht zu ihrer Handynummer weitergeleitet worden waren.
Der Anrufbeantworter blinkte. Sie drückte auf Play und hörte, wie einige Male der Hörer aufgelegt wurde, dann kam eine Nachricht von ihrer Schwester und eine von ihrem Professor.
„Stacy. Professor McDougal. Ich mache mir Sorgen um Sie. Bitte rufen Sie zurück.“
Professor McDougal. Großartig. Einfach wunderbar.
Sie starrte auf den Anrufbeantworter, in der Gewissheit, dass sie noch bis Weihnachten darauf starren konnte und sich trotzdem nichts ändern würde. Sie steckte in Schwierigkeiten. Wann war sie eigentlich das letzte Mal in der Uni gewesen? Für Montag war ein Referat fällig. Sie hatte es kaum angefangen. Wann war der letzte Termin, um sich von den Seminaren abzumelden, ohne eine Verwarnung zu erhalten? Sie könnte wetten, dass sie den schon verpasst hatte.
Stacy rieb sich die Augen. Sie ging zu ihrer Couch hinüber und ließ sich darauf sinken. Erschöpft lehnte sie den Kopf an die Rückenlehne und schloss die Augen. Sie würde ihr erstes Semester an der Uni nicht bestehen, und wenn sie es nicht bestand, würde man sie nicht zum zweiten zulassen. Selbst wenn ihre Professoren ihr die Chance geben würden, sich auf den laufenden Stand zu bringen, hatte sie gar nicht die Zeit, sich dem Studium zu widmen. White Rabbit zu finden hatte Vorrang. Alice zu beschützen, Kay zu retten. Dafür zu sorgen, dass sie das nächste Semester überhaupt erlebte.
Vielleicht machte ihr das Studieren ja im Grunde auch gar keinen Spaß.
Ihr Handy klingelte. „Killian.“
„Billie Bellini, Superspionin.“
Stacy setzte sich auf, alle Gedanken an das Studium waren vergessen. „Was haben wir denn herausgefunden?“
„Keine vermissten Personen, aber ich denke, das könnte dich interessieren: Dr. Carlson hat den Armen und Mittellosen
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