Spiel mit dem Tod
sein.“
53. KAPITEL
Samstag, 19. März 2005
8:10 Uhr
Malone tätigte ein paar Anrufe und schaffte es, Stacy auf die Liste von Personen zu setzen, die Zugang zum Old-Parish-Gefängnis bekamen. Aber bevor sie Bobby Gantreaux dort einen Besuch abstattete, wollte sie sich zuerst, wenigstens am Telefon, nach Alice erkundigen.
„Wie sieht es bei Ihnen aus?“ fragte Stacy, als Mrs. Maitlin ans Telefon kam.
„Ich habe Mr. Leo noch nie so bedrückt erlebt.“
„Und wie geht es Alice?“
„Sie ist sehr ruhig.“
„Kann ich mal mit ihr reden?“
Einen Augenblick später meldete sich Alice. „Stacy? Wo sind Sie?“
„Ich überprüfe eine Spur. Geht es dir gut?“
„Ja. Die Polizei hat jemanden hergeschickt. Er steht draußen und hält Wache.“
„Gut.“
„Sie sind gestern nicht nach Hause gekommen.“
„Ich habe bei einem Freund übernachtet. Wie geht es deinem Dad?“
„Er macht sich für eine Verabredung in der Innenstadt fertig. Wollen Sie mit ihm reden?“
Sie dachte an sein Drehbuch. „Nein, lieber nicht.“
Einen Moment lang schwieg Alice, dann sprach sie mit gesenkter Stimme weiter. „Dad hat Angst. Er würde es nie zugeben, aber ich merke es.“
Angst davor, getötet zu werden? Oder gefasst? „Es geht schon in Ordnung, Alice. Ich werde nicht zulassen, dass euch was passiert.“
„Wann kommen Sie zurück?“
„Bald. Unternimm nichts, bevor ich nicht da bin. Verstanden? Keine Nachrichten an White Rabbit.“
„Ja, Ma’am.“
Stacy lächelte über ihren Versuch, sie zu necken. Was war aus dem mürrischen Teenager geworden, der sie anfangs davor gewarnt hatte, ihr bloß nicht in die Quere zu kommen?
Spencer hatte ihr den Besuch im Gefängnis mit Hilfe einer Cousine ermöglicht, die dort arbeitete. Als sie Bobby vor dem kugelsicheren Glas gegenüber stand, nahm sie das Sprechgerät in die Hand. Er tat dasselbe. „Hallo, Bobby.“
Er schnaubte nur. „Was wollen Sie denn hier?“
„Mit Ihnen reden.“
„Kein Interesse.“
Er wollte schon den Hörer auflegen, aber sie hielt ihn zurück. „Ich bin davon überzeugt, dass Sie Cassie und Beth nicht getötet haben.“
Sie war über ihre Worte mindestens genauso erstaunt wie er. Er setzte sich wieder.
„Soll das ein Witz sein?“
„Nein. Sie sind vielleicht ein Vergewaltiger, aber ich glaube nicht, dass Sie ein Mörder sind.“
„Warum?“
Nur ein Gefühl, du Idiot. „Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.“
„Was auch immer.“ Er fläzte sich in seinen Stuhl.
„Warum sind Sie an jenem Abend zu Cassie gegangen?“
„Ich wollte mit ihr reden.“
„Worüber?“
„Ich wollte es noch mal mit ihr versuchen.“
„Aha.“
Er hob eine Schulter. „Nennen Sie mich ruhig romantisch.“
„Sie sind also nicht zu ihr gegangen, um sie zu töten?“
„Nein.“
„Warum dann? Um sie zu vergewaltigen?“
„Nein.“
„Ich sehe schon, warum die Polizei Sie verhaftet hat. Sie sind nicht glaubwürdig.“
„Lecken Sie mich.“
„Nein danke.“ Sie stand auf. „Einen schönen Tag noch.“
„Warten Sie! Ich hab gesehen, wie sie aus dem Luigi’s kam, draußen auf dem Campus. Da bin ich ihr nach Hause gefolgt.“
„Nur so?“
„Ja. Wie ein idiotisches Arschloch.“
„Und?“
„Ich habe eine Weile draußen vor dem Haus gesessen.“
Sie konnte sich gut vorstellen, wie er vor Cassies Tür saß und von Minute zu Minute wütender wurde. Sie hasste. Sie bestrafen wollte. Sie dafür bezahlen lassen wollte, dass sie ihm wehtat.
„Und?“
„Und hab beschlossen, die Sache durchzuziehen.“
Die Sache durchziehen. Merkwürdiger Ausdruck für einem Serienvergewaltiger.
„Was ist passiert?“
„Sie hat aufgemacht. Mich reingelassen. Wir haben geredet.“
„Das können Sie mir nicht erzählen.“ Er erwiderte nichts darauf. „Sie hätte Sie niemals freiwillig in die Wohnung gelassen, Bobby.“
„Nein?“
„Nein. Also, Sie haben sich reingedrängt. Sie waren sauer. Sie wollten sich dafür rächen, dass sie Sie abgewiesen hat. Erniedrigt.“ Sie lehnte sich vor. „Was hat Sie zurückgehalten?“
„Jemand hat geklingelt.“
Sie spürte plötzlich eine prickelnde Erregung. „Wer?“
„Keine Ahnung. Irgendein Typ. Hab ich nie vorher gesehen.“
„Könnten Sie ihn auf einem Foto wiedererkennen?“
„Vielleicht.“ Als sie ihn ungläubig ansah, verteidigte er sich. „Ich war wütend. Eifersüchtig. Dachte, dass sie was mit ihm hatte. Ich bin gegangen.“
„Hat sie ihn beim Namen genannt? Denken
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