Spiel mit dem Tod
einen Parkplatz an der Straße zu finden. Sie war in dem Gewirr von Einbahnstraßen umhergeirrt, um nach einer halben Stunde aufzugeben und auf einen der unverschämt teuren Parkplätze des Bezirks zu fahren.
Heute versuchte sie nicht einmal, nach einer freien Lücke zu suchen. Sie bog in den ersten Parkplatz ein, an dem sie vorbeikam, nahm ein Ticket und gab dem Wächter die Schlüssel.
New Orleans versetzte sie immer noch ins Staunen. Sie fühlte sich wie eine Fremde in einem fremden Land. Dallas war relativ jung, die Einwohner dort waren stolz, wenn sie ihre Wurzeln bis 1922 zurückverfolgen konnten. Dagegen war New Orleans eine historische Stadt mit einer reichen Tradition, wunderschöner verfallender Architektur und hundert Jahre alten Kakerlaken. Und New Orleans war eine Stadt, die sich an den eigenen Exzessen ergötzte. Üppige Mahlzeiten. Heiseres Lachen. Zu viel Alkohol. Alles vollkommen akzeptabel in der Stadt, deren Motto – Let The Good Times Roll – mehr war als ein Slogan des Tourismusamtes.
Nirgendwo war das offensichtlicher als im French Quarter. Stripteaseclubs und Bars, Restaurant neben Restaurant, Souvenir- und Antiquitätenläden, Musikklubs, Hotels und Wohnhäuser existierten nebeneinander in diesem sechs mal dreizehn Häuserblocks großen Areal, dem historischen Kern von New Orleans.
Dazu gab es in dem Quartier Dutzende von Posterläden und Kunstgalerien. Sie versuchte, die Herkunft der Postkarten herauszufinden. Eine der Karten war zweifellos eine Massenproduktion, die wahrscheinlich al lein im Viertel in über hundert Läden verkauft wurde. Bei den anderen beiden, da war sie sicher, handelte es sich um etwas Besonderes.
Stacy stand auf dem Gehweg an der Ecke Decatur und St. Peter Street. Die unterschiedlichsten Typen liefen an ihr vorbei, von Männern in Geschäftsanzügen bis zu einem Transvestiten in Netzstrümpfen und einem roten Lederminirock.
Leo hatte ihr die Karte mitgegeben, auf der das weiße Kaninchen Alice in das Kaninchenloch hinunterführt. Spencer hatte die andere als Beweismittel mitgenommen. Wenn es ihr Fall gewesen wäre, hätte sie beide Karten einkassiert.
Zu ihrem Glück hatte er das nicht getan.
Sie lief die Straße hinunter, bis sie an der Ecke Royal Street einen Posterladen erreichte, der sich „Picture This“ nannte. Sie betrat den Laden.
Der Verkäufer, ein junger Typ mit wildem Lockenkopf, stand am Verkaufstresen und telefonierte auf seinem Handy. Als er sie sah, beendete er das Gespräch und kam zu ihr herüber. „Kann ich Ihnen behilflich sein, suchen Sie was Bestimmtes?“
„Hallo.“ Sie lächelte. „Die Karte hier hat ein Freund von mir bekommen, und ich versuche so was in der Art zu finden.“
Er blickte auf die Karte und schüttelte den Kopf. „Das haben wir nicht.“
„Auch nicht etwas Ähnliches?“
„Nein.“
Sie hob die Postkarte noch einmal hoch. „Irgendeine Idee, wo ich danach suchen könnte?“
„Nein. Tut mir Leid.“
In den folgenden sechs Läden wiederholte sich die Szene. Stacy überquerte die Straße, um zur anderen Seite von der Royal zu gelangen und weiter zur Canal Street zu laufen. An der nächsten Ecke gab es einen Posterladen mit dem Namen „Reflections“. Sie ging hinein und bemerkte so fort, dass das Angebot in diesem Geschäft vielseitiger war als in den anderen.
„Kann ich Ihnen weiterhelfen?“ fragte ein Mann, der auf der Schwelle zum hinteren Raum stand.
„Ich hoffe.“ Stacy schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln. „Ich wollte fragen, ob Sie so etwas führen?“ Sie zeigte ihm die Karte.
„Tut mir Leid.“
Sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. „Ich habe befürchtet, dass Sie das sagen.“
„Darf ich mal?“ Er betrachtete die Illustration genauer und runzelte dabei die Stirn. „Interessantes Bild. Woher haben Sie das?“
„Einige davon hat mein Freund geschickt bekommen. Ich bin eine große Liebhaberin der Geschichte ‚Alice im Wunderland‘ und dachte, ich könnte eine Serie kaufen, wenn sie nicht zu teuer ist.“
Er rieb mit Zeigefinger und Daumen über eine Ecke der Karte. „Davon werden Sie keine Serie finden, fürchte ich.“
„Wie meinen Sie das?“
„Das ist ein Original, kein Druck.“ Er hielt die Karte gegen das Licht und kniff die Augen zusammen. „Tinte und Feder. Gutes Papier. Säurefrei. Der Künstler oder die Künstlerin kennt sich aus.“
„Haben Sie eine Ahnung, von welchem Künstler das sein könnte?“
„Vielleicht.“
„Vielleicht?“
„Das Bild
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