Spiel mit dem Tod
nicht unhöflich“, er klärte Leo. „Sie ist IC. Im Charakter, sie spielt ihre Rolle.“
„Genau“, sagte Alice und grinste ihren Vater an. „Und jetzt gerade bin ich AC, außerhalb des Charakters.“
„Was ist mit dem Junkfood hier?“ erkundigte sich Tony.
„Das ist ein Spielerding. Energiedrinks, Speck, Chips, je widerlicher, desto besser.“
„Das richtige Spiel für mich“, sagte Tony.
„Energiedrinks?“ fragte Stacy.
„Eine Menge Koffein. Dank Dads Beharrlichkeit gibt es aber auch Doppelportionen Kaffee.“
Als sich alle mit Getränken eingedeckt hatten, setzten sie sich.
„Da ihr alle Neulinge seid“, begann Alice, „dachte ich mir, dass wir die einfache Version spielen.“
Leo räusperte sich. „Neulinge? Wie bitte?“
Sie lachte. „Bis auf Dad natürlich.“ Dann fuhr sie fort: „Es gibt mehrere unterschiedliche Szenarien, auch eine direkte Gegenüberstellung zwischen White Rabbit und einem ausgewählten Charakter. Die Grundgeschichte geht so: White Rabbit hat Wunderland unter seine Kontrolle gebracht. Diesen Ort, an dem die Zeit anders herum lief, einst voller irritierender, aber sanfter Schönheit, hat er zu einem Schauplatz des Todes gemacht. Und des Bösen. Die Natur ist vollkommen durcheinander gebracht. Mit Schwarzer Magie kontrolliert er die Kreaturen, die in Wunderland leben. Alice und ihre Freunde müssen White Rabbit vernichten, nicht nur um Wunderland und dessen König und Königin zu retten – sondern die ganze Welt oben darüber genauso. Denn White Rabbit ist gefährlich nahe daran, seine dunkle Macht auch auf unsere Welt auszudehnen.“
Leo schaltete sich ein. „Wie in jedem guten Buch oder Film haben die besten Spiele eine Geschichte, seine Helden eine große Mission. Der Einsatz ist hoch, die Uhr tickt.“
„Himmel noch mal“, sagte Tony mit vollem Mund, „und ich dachte, ich würde hier einfach irgendeinem Fiesling in den Arsch treten.“
Leo lachte. „Das werden Sie auch, Detective. Aber hier geht es um mehr als Hauen und Stechen.“
„Hauen und Stechen?“ wiederholte Spencer.
„Ein Spiel, das mehr ist als nur das fast end lose Abschlachten der Bösen – und was dem Spieler sonst noch im Weg steht. Ich finde, das wird auf Dauer langweilig, aber manche Spieler wollen nichts anderes.“ Leo sah zu seiner Tochter. „Alice?“
Sie fuhr mit ihren Erläuterungen fort. „Ich habe für jeden hier einen Charakter ausgesucht, was normalerweise von den Spielern selbst gemacht wird. Natürlich gehört Alice zu der Gruppe von Helden. Sie leitet das Team. Die anderen Mitglieder des Teams von heute sind da Vinci, Nero und Angel.“
Sie nahm eine Plastiktüte vom Boden neben sich auf, öffnete sie und zog eine Miniatur heraus. Handgemalt auf Pappe stellte es ein junges Mädchen dar. „Alice“, sagte sie und reichte Stacy das Bild. „Sie sind die Anführerin. Sie sind intelligent und mutig, mit übermenschlichen Kräften. Außer ihrer Körperkraft besitzt sie noch eine Waffe, eine Armbrust. Alice hat das Herz einer Kriegerin und den Geist einer Abenteurerin.“ Alice zog eine zweite Figur aus der Tüte. „Da Vinci“, sagte sie und hielt eine Kopie von da Vincis berühmter Zeichnung „Vitruvianischer Mensch“ hoch. Sie klemmte es in einen Plastikhalter und schob es zu Spencer. „Da Vinci ist ein Genie. Er ist ein Meister des Zaubers. Er besitzt außerdem die Fähigkeit, Gedanken zu lesen, doch er kann auch getäuscht werden. Wie auch immer, seine Stärke liegt im Geist, nicht im Körper.“
Spencer verzog den Mund. „Wie sexy.“
Alice zog eine weitere Figur hervor, einen Mann mit schwarzen Jeans, T-Shirt und dunkler Brille. „Nero“, kommentierte sie.
Etwas in ihrem Tonfall stachelte Stacys Neugier an. „Wie ist seine Geschichte?“
„Nero ist die undurchsichtigste Figur von allen. Die gefährlichste.“
„Warum?“ Tony richtete sich auf, weil er offenbar erwartete, dass er den Charakter spielen sollte.
„Er ist ein Geisterbeschwörer.“
„Ein was?“
„Ein Charakter mit magischer Kraft, der sich auf Totenzauber spezialisiert hat. Er ist schwer zu kontrollieren und oft nicht vertrauenswürdig. Ich habe mich gefragt, ob es überhaupt gut ist, die Figur in eine Gruppe wie eure hineinzunehmen, weil ihr keine Erfahrung habt.“
Stacy sah zu Spencer. Sie nahm an, dass er dasselbe dachte wie sie – dass es irgendwie unheimlich war, wie Alice die Charaktere beschrieb, so als wären sie real und könnten selbstständig denken.
„Es gibt
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