Spiel mit dem Tod
Gerichtsmediziner.
„Wir gehen hoch“, sagte er. Dann zeigte er zur Bank, wo der Mann saß. „Sie haben ein Auge auf unseren Freund da hinten. Wir werden ihm später noch ein paar Fragen stellen.“
Der Junge nickte.
Sie machten sich auf den Weg zu dem Apartment im ersten Stock. Kurz bevor sie eintraten, schmierten sie sich etwas Salbe unter die Nase. Und trotzdem drehte sich bei dem Gestank Spencer fast der Magen um. Er bemühte sich, tief durch die Nase zu atmen und zählte bis zehn, dann bis zwanzig. Als die Geruchsnerven langsam ermüdeten, war es zumindest auszuhalten.
Der erste Raum war elegant eingerichtet mit modernen Möbeln und antiken Stücken, wild gemusterten Bildern und atemberaubenden Blumenarrangements.
„Typisch“, bemerkte Tony, während er sich umsah. „Diese Homosexuellen haben’s echt drauf, was?“
Spencer warf ihm einen Seitenblick zu. „Das waren Innenarchitekten, Spaghetti. Was hast du denn erwartet?“
„Hast du diesendung mal gesehen? ‚Schwuler Blick macht Hetero schick‘?“ Spencer verneinte. „Sie nehmen einen normalen Typ wie mich und verwandeln ihn in einen schnieken Schönling. Das hat schon was.“
„Einen normalen Typ wie dich?“
Tony zog beleidigt die Augenbrauen hoch. „Du glaubst nicht, die könnten mich aufmotzen?“
„Ich glaube, die würden einen Blick auf dich werfen und sich umbringen.“
Bevor sein Partner etwas erwidern konnte, kamen die Leute vom Spurendienst. „He“, rief Tony. „Habt ihr Jungs mal die ‚Schwuler-Blick-Show‘ gesehen?“
„Klar“, erwiderte Frank, der Fotograf. „Haben das nicht alle?“
„Der Junior hier behauptet, sie würden nur einen Blick auf mich werfen und sich umbringen. Seid ihr auch der Meinung?“
„So ziemlich“, sagte einer der anderen Typen grinsend. „Wenn ich deine Frau wäre, würde ich mich auch umbringen.“
„Noch haben wir Tageslicht“, unterbrach sie Spencer. „Können wir jetzt?“
Sie gingen ins Badezimmer. Die Opfer waren aneinander gefesselt, offensichtlich hatte man ihnen befohlen, in die Badewanne zu steigen und sich hinzuknien.
Dort hatte man sie getötet.
Aber das war nicht das Ungewöhnliche daran. Es war das Blut.
Überall. An den Wänden, den Installationen. Auf dem Boden.
Als hätte es jemand dortmit einem Pinsel verteilt. Oder einer Farbrolle.
„Verdammte Scheiße“, schimpfte Tony.
„Du sprichst mir aus der Seele.“ Spencer ging zur Badewanne, immer das Geräusch in den Ohren, das seine Gummisohlen auf dem blutgetränkten Boden machten.
Er bedauerte es, dabei womöglich ein paar Spuren zu verwischen, konnte es aber nicht ändern.
Die Toten hatten sich das Gesicht zugewandt, die Arme auf den Rücken gefesselt. Sie schienen beide etwas über dreißig zu sein. In guter Kondition. Einer trug lediglich seine Unterwäsche, der andere eine Pyjamahose.
Beide hatten eine Schusswunde im Rücken.
Spencer zog die Stirn kraus. Es schien nicht so, als hätten sie sich gewehrt. Warum nicht?
„Was denkst du, Hübscher?“
Er sah seinen Partner an. „Ich frage mich, warum sie sich nicht gewehrt haben.“
„Wahrscheinlich dachten sie, so ihr Leben retten zu können.“
Spencer nickte. „Er hatte eine Pistole. Hat sie hier reingetrieben. Sicher gingen sie davon aus, dass er sie ausrauben wollte.“
„Warum hat er sie nicht gleich erschossen? Warum dieser Aufwand?“
„Er wollte das Blut.“ Spencer zeigte in die Wanne. Der Killer hatte den Stöpsel eingesteckt, damit das Blut nicht abfließen konnte. „ Teil eines Rituals vielleicht?“
„Detectives?“
Sie drehten sich um. Frank stand in der Badezimmertür. Und da sahen sie es. Eine Plastiktüte war an der Tür befestigt. „Denkst du, was ich denke?“ fragte Spencer.
„Dass mir das sehr bekannt vorkommt?“
„Hm.“ Spencer zog die Schutzhandschuhe über und ging zur Tür. „Haben Sie Ihr Foto?“ Als Frank nickte, löste Spencer die Tüte vorsichtig ab.
Er zog die Karte heraus. „Die Rosen sind jetzt rot“.
43. KAPITEL
Donnerstag, 17. März 2005
Monterey-Küste, Kalifornien
15:15 Uhr
Stacy hielt die Luft an, als sie vom Carmel Way auf den berühmten Seventeen Mile Drive abbogen. Die kurvenreiche Landstraße, auf beiden Seiten von dichtem Wald gesäumt, schlängelte sich durch eine atemberaubend schöne Hügellandschaft.
Billies Freund hatte ihnen ein Zimmer im weltbekannten Golf Ressort Lodge at Pebble Beach gebucht.
Und schon eilte ihnen ein Mann entgegen. Er war groß, sehr elegant
Weitere Kostenlose Bücher