Spiel mit der Liebe
nicht, Harcourt ist der Sohn eines Herzogs, und er ist in der gehobenen Gesellschaft gut gelitten. Wenn man bedenkt, wie begrenzt deine Auswahl in den letzten Jahren geworden ist - und die Tatsache, dass sein Vater bereit wäre, diese Verbindung zu unterstützen -, würde der Mann einen sehr passablen Ehemann für dich abgeben. Das heißt aber noch lange nicht, dass du dich vor ihm zur Schau stellen sollst - dass du dich benehmen sollst wie eine hochklassige Schlampe.«
Eine heiße Röte stieg in ihre Wangen. »Ich habe mich wohl kaum wie eine Schlampe benommen. Ich habe lediglich die Wette angenommen, die er vorgeschlagen hat.«
»Und du hast zehntausend Pfund verloren!«
Kitt starrte auf den Aubusson-Teppich. »Einer von uns beiden musste ja verlieren.«
Ein schrilles Lachen ertönte im Flur, und Kitt hob den Kopf und sah zur Tür. Ihre Stiefmutter, Judith Wentworth, hatte die Hand auf die silberne Türklinke gelegt, betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Sie wird es nie verstehen, Terrance. Ich schwöre dir, von Bescheidenheit hat sie keine Ahnung.« Sie war ein paar Zentimeter kleiner als Kitt, blond und hübsch, mit einem runden Gesicht und großen blauen Augen.
»Vielleicht hast du ja Recht, meine Liebe.« Der Viscount warf Kitt einen harten Blick zu. »Ich bin es leid, ständig zu hören, wie dein Name geflüstert wird, wenn ich einen Raum betrete. Du wirst lernen, dein ungeheuerliches Benehmen unter Kontrolle zu behalten, oder du wirst deine Sachen packen, und ich werde dich in ein Kloster schicken.«
»In ein Kloster?« Beinahe hätte Kitt bei diesem Bild aufgelacht. »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Wirklich nicht? Ich bin noch immer dein gesetzlicher Vormund. Und wenn du dich nicht änderst, dann schwöre ich, werde ich dafür sorgen, dass genau das geschieht.«
Judith stand da und lächelte selbstgefällig. Sie war nur vier Jahre älter als Kitt, viel zu jung für einen Mann im Alter ihres Vaters. Aber der Viscount war vollkommen vernarrt in seine junge Frau, und er würde alles tun, nur um ihr zu gefallen. Kitt war sicher, dass ihre Mutter sich im Grabe umdrehen würde.
Unter dem kalten, missbilligenden Blick zuckte Kitt zusammen. Terrance Wentworth war früher einmal ein gut aussehender Mann gewesen, aber jetzt war er beinahe sechzig, und sein Nacken war dick geworden, und wenn er ein wenig zu viel trank, bildeten sich Tränensäcke unter seinen Augen. Er war kein schlechter Vater, er war lediglich frustriert über ihre Weigerung, sich seinen Befehlen zu unterwerfen, und er war entschlossen, das zu tun, was er als das Beste für sie ansah.
Doch leider stimmte Kitt ihm in dieser Hinsicht überhaupt nicht zu.
»Ist das alles, Vater?«
»Nein, das ist es nicht. Für die nächsten zwei Wochen wirst du in deinem Zimmer eingesperrt bleiben. Du wirst auch deine Mahlzeiten dort einnehmen. Diese Zeit wirst du nutzen, um über dein Benehmen nachzudenken.«
Entsetzen ergriff sie. Ihr Vater war noch nie zuvor so streng mit ihr gewesen, nicht, bis er Judith geheiratet hatte. Aber in letzter Zeit schien er ein anderer Mann geworden zu sein, abwesend und gefühllos. Kitt kämpfte gegen die Tränen an, dabei war sie nicht sicher, ob es Tränen des Schmerzes oder der Wut waren.
»Ich bin eine erwachsene Frau, Vater. Es ist nicht richtig, wenn du mich so behandelst.«
»Eine erwachsene Frau wäre mittlerweile längst verheiratet und hätte vielleicht sogar schon ein Kind.«
Kitt antwortete darauf nicht. Sie hatte nicht vor zu heiraten. Sie konnte den Gedanken an die unangenehmen Pflichten nicht ertragen, die es mit sich brachte, wenn man eine Ehefrau war, und das bedeutete, dass sie niemals Kinder bekommen würde. Ein leises Gefühl des Bedauerns regte sich, als sie daran dachte, welche Entscheidung sie getroffen hatte.
»Und dann ist da noch etwas.«
Sie biss sich von innen auf die Wange, damit ihre Lippen nicht zitterten. »Ja?«
»Ich gebe dir zwei Monate Zeit, in denen du dir einen Ehemann aussuchen kannst. Danach werde ich einen für dich auswählen.«
Ihre Schultern wurden steif. »Du kannst mich nicht zwingen, zu heiraten. Ich habe mein eigenes Geld. Ich kann mein eigenes Leben leben. Ich brauche weder dich noch einen Ehemann.«
»Du vergisst, meine Liebe, dass ich der Treuhänder über das Gut deiner Großmutter bin, bis du vierundzwanzig Jahre alt bist. Bis jetzt war ich sehr großzügig. Doch nach deinem Benehmen am gestrigen Abend wird sich das ändern. Du wirst
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