Spiel mit der Liebe
genügend Geld bekommen für deine Kleidung und die anderen Dinge.« Er warf seiner Frau einen Blick zu, die zustimmend nickte. »Und in zwei Monaten, wenn du dann nicht bereit bist, zu heiraten, werde ich dich ins Kloster St. Mary’s schicken, wo du die nächsten vier Jahre damit verbringen wirst, zu lernen, deine Eltern zu respektieren.«
Ihr Herz sank. Kitt wandte den Blick von dem wütenden Gesicht ihres Vaters und dem triumphierenden Lächeln ihrer Stiefmutter ab. Sie weigerte sich, ihnen zu zeigen, wie sehr die beiden sie verletzt hatten. Judith hatte versucht, sie loszuwerden, seit dem Tag, an dem sie den Viscount geheiratet hatte. Sie wollte die vollständige und ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Ehemannes ganz allein für sich haben, und endlich schien es so, als sei ihr das gelungen.
Schweigend verließ Kitt die Bibliothek und ging die Treppe hinauf. Im gleichen Augenblick, als sie ihr Schlafzimmer betrat, hörte sie einen der Diener über den Flur kommen, dann klickte es, und die Tür wurde von außen verschlossen.
Ihre Augen brannten vor Tränen, doch Kitt blinzelte, um sie zu vertreiben. Sie hatte doch nur Karten gespielt. Warum war das denn so schrecklich? Hätte ein unverheirateter Mann in ihrem Alter das Gleiche getan, hätte niemand ein Wort darüber verloren. Es war nicht fair - es war ganz einfach nicht fair!
Kitt sank in sich zusammen. Zwei Wochen! Es schien eine Ewigkeit zu sein. Zwei Tage eingesperrt zu sein, war alles, was sie ertragen konnte. Sie könnte natürlich zeichnen. Zeichnen war ihre geheime Leidenschaft, und sie besaß ein beträchtliches Talent dafür. Wenn die Inspiration sie packte, konnte sie sich stundenlang damit beschäftigen. Aber schließlich würde auch das nach einiger Zeit langweilig werden.
Wie würde sie es überleben, so viele Tage lang eingesperrt zu sein? Und was konnte sie tun, um ihr Problem danach zu lösen?
Ihr Vater erwartete von ihr, dass sie heiraten würde. Ein Schauer rann bei dem Gedanken durch ihren Körper. Sie hatte nicht die Absicht, das Eigentum eines Mannes zu werden. Sie würde ihm nicht gehören, würde sich nicht all seinen Launen unterwerfen, als wäre er ein mächtiger und hoch stehender König. Sie war nicht bereit, sich von ihm anfassen zu lassen, sich im Ehebett von ihm erniedrigen zu lassen. Sie war froh, dass Ariel bei Justin ihr Glück gefunden hatte, aber sie glaubte nicht, dass ihr jemals so etwas passieren würde.
In der Stille ihres Schlafzimmers seufzte Kitt auf. Wenn sie die nächsten beiden Wochen überstehen würde, dann könnte sie sich sicherlich etwas einfallen lassen. Sie trat an das Fenster und fühlte die warme Sonne, die durch die Scheiben drang. Ein Rotkehlchen sang auf den Zweigen des Baumes vor ihrem Fenster, sein Gesang war ein Lied der Freiheit.
Kitt streckte die Hand aus und berührte das glatte, warme Glas der Scheibe. Sie wollte ihren Vater glücklich machen. Sie wollte einen Weg finden, Frieden zwischen ihnen beiden zu schaffen.
Die wirkliche Frage war, würde sie es ertragen können, zwei teuflisch lange Wochen eingeschlossen zu sein?
4
Sie hielt es gerade acht Tage aus. Kitt stand in der Eingangshalle von Greville Hall und schob sich die Kapuze ihres feuchten, vom Regen schweren Umhanges vom Kopf, löste das Band an ihrem Hals und ließ den Umhang dann von ihren Schultern gleiten. Sie warf ihn dem Butler zu, einem dürren Mann mit einem langen, ausdruckslosen Gesicht, dann stellte sie ihre Tasche auf den Boden und ging an ihm vorbei durch die Eingangshalle.
»Mylady, bitte, wenn Sie warten würden ...« Er lief hinter ihr her und holte sie an der Tür des Salons ein. Seine buschigen grauen Augenbrauen hoben sich ein wenig über ihre Kühnheit -für Perkins eine heftige Gefühlsregung. »Wie Sie deutlich sehen können, ist die Lady im Augenblick anderweitig beschäftigt. Wenn Sie einfach nur ...«
»Danke, Perkins ...« Kitt schwebte an ihm vorbei in das Zimmer. »Ich werde hier warten, bis die Lady fertig ist.« Sie schickte ihn mit einer Handbewegung davon, und sein dünnes Gesicht lief rot an.
Gekleidet in eine weiche Lederhose, kniehohe Stiefel und eine braune Jacke, ging Kassandra auf ihre beste Freundin zu, die Gräfin von Greville.
»Kitt... was um alles in der Welt... ?«
»Es tut mir Leid, Ariel. Ich wollte dich nicht so überfallen. Ich weiß, dass du deine eigenen Probleme hast mit dem Wiederaufbau des Hauses und allem, was damit zusammenhängt. Ich hatte nur ... ich hatte ganz einfach
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