Spiel mit der Liebe
Clay. An die Art, wie er sich für sie eingesetzt und sich furchtlos in Gefahr begeben hatte. Gütiger Himmel, als sie das Blut auf seinem Hemd gesehen hatte, war sie vor Angst beinahe gelähmt gewesen. Das war der Augenblick, in dem sie gewusst hatte, wie sehr und wie vollkommen sie ihn liebte.
Sein Bild erstand in ihren Gedanken, und ein schmerzlicher Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie liebte ihn so sehr, wie sie es niemals für möglich gehalten hatte, sie liebte seine Loyalität, seine zärtliche Fürsorge, seinen wilden Beschützerinstinkt. In Wirklichkeit liebte sie beinahe alles an ihm. Das Herz tat ihr weh bei dem Gedanken, wie tief sie ihm verfallen war, und um alles noch viel schlimmer zu machen, war er seit der Nacht des Duells noch besorgter um sie und noch charmanter.
Ihre Liebe zu ihm wuchs wie ein Tumor in ihrem Herzen - ein Tumor, den sie verzweifelt aus ihrem Herzen verbannen musste.
Kitt ging durch das Zimmer. In Gedanken war sie bei der Unterhaltung mit Glynis, während sie einen dumpfen Schmerz in ihrer Brust verspürte. Wenn er sich eine andere Frau sucht... die meisten Männer tun das... werde ich es ertragen, so wie jede Frau das ertragen muss.
Ihr Herz pochte heftig. Sie war nicht wie Glynis. Wenn Clay sich eine Geliebte nahm, würde sie das nicht ertragen können. Nicht, wenn sie dann noch so für ihn fühlte, wie sie es im Augenblick tat.
Seit dem Morgen, an dem Glynis sie besucht hatte, hatte Kitt versucht, ein wenig Abstand zwischen sich und Clay zu bringen. Sie hatte sich mit ihm gestritten, hatte ihn gereizt und versucht, ihn dazu zu bringen, die Beherrschung zu verlieren, wie sooft zuvor, doch alles, was er getan hatte, war, den Kopf zu schütteln, zu grinsen und sie zu küssen oder ins Bett zu tragen.
Seine Wunde heilte schnell, und er hatte sich geweigert, im Haus zu bleiben. Stattdessen hatte er sie zu langen Ausfahrten im Park mitgenommen, war mit ihr ins Theater und in die Oper gegangen. Er hatte ihr Geschenke mitgebracht und Arme voller Blumen.
Gütiger Himmel, jeden Tag verfiel sie ihm ein wenig mehr -und fürchtete sich entsetzlich vor dem gefährlichen Weg, der nur zu einem gebrochenen Herzen führen konnte.
Die Schwere in ihrer Brust breitete sich aus, und Tränen traten in ihre Augen. Lieber Gott, sie hätte ihn niemals heiraten dürfen. Sie wusste doch, wie er war. Wie er immer sein würde. Sie hatte Clay schon viele Jahre gekannt. Sein Ruf als Geliebter war Legende. Die Anzahl von Frauen, mit denen er sein Bett geteilt hatte, war das Thema, über das die gehobene Gesellschaft am liebsten sprach. Er verzauberte sie mit einem einzigen Blick, gewann ihre Herzen mit nur einem Lächeln. Clay gab jeder Einzelnen von ihnen das Gefühl, als sei sie die einzige Frau auf der ganzen weiten Welt.
Jetzt war also sie, Kitt, seine letzte Eroberung, die Frau, in die er im Augenblick vernarrt war, die seine ungeteilte Aufmerksamkeit genoss. Aber so sicher, wie die Sonne an jedem Morgen aufging, würde sich das ändern. Der Tag würde kommen, an dem er ihrer müde war und sich eine andere suchen würde.
Um Himmels willen, die Mutter dieses Mannes war sogar die Geliebte eines Herzogs gewesen! Clay war in dem Glauben aufgewachsen, dass es vollkommen normal war, eine Geliebte und gleichzeitig eine Frau zu haben. Sie dachte daran, dass er mit Elizabeth Watkins und noch einem Dutzend anderer Frauen geschlafen hatte, und der schmerzliche Kloß in ihrem Hals wurde noch größer. Lieber Gott, wie hatte sie nur ein solcher Dummkopf sein können? Wie hatte sie zulassen können, dass er sich so tief in ihr Herz geschlichen hatte?
Sie lief unruhig vor dem Fenster auf und ab, ihre Brust schmerzte, die Liebe zu Clay nagte an ihr wie eine Wunde.
Du musst etwas tun!, rief eine Stimme in ihrem Inneren.
Du musst einen Weg finden, dich zu schützen!
Das war die Wahrheit. Lieber Gott, es war die Wahrheit. Was auch immer sie tun musste, sie musste diese verrückte Vernarrtheit beenden, ehe sie davon vollkommen zerstört wurde. Aber es gab keine einfache Möglichkeit, das zu erreichen.
Ihr Herz war schwer, als sie ins Schlafzimmer ging und die Schublade öffnete, um ihren Skizzenblock wegzulegen. Ihre Mappe mit den Zeichnungen lag auch in der Schublade, und sie begann, in ihren letzten Zeichnungen zu blättern, die Clays Dienerschaft zeigten und auch die Bilder von der Hinrichtung. Sie hielt inne, als sie die Bilder sah, die sie im letzten Jahr in Italien gemacht hatte.
Eine Zeichnung ihrer
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