Spiel mit der Liebe
verstanden. Rachal wusste, wie sehr ... ich euch beide geliebt habe, aber ich musste an meine Frau denken. Ich habe Joanne nie geliebt, aber ich ... habe sie respektiert. Und jetzt ist Joanne nicht mehr da, und es gibt nichts ... um mich davon abzuhalten, das zu tun, was ich immer tun wollte ... schon so lange.« Er hustete, streckte die zitternde Hand nach dem Taschentuch aus, das Clay ihm reichte, und presste es an seine Lippen.
»In der letzten Woche«, sprach er matt weiter, »habe ich die juristischen Schritte eingeleitet ... um dich vor dem Gesetz ... zu meinem Sohn zu machen. Von diesem Tag an bist du ... Clayton Harcourt Barclay.«
Tränen brannten in Clays Augen. Er hatte nicht mehr geweint, seit er ein Junge war, und er würde es auch jetzt nicht tun, doch dazu brauchte er seine ganze Willenskraft. »Danke, Vater. Du wirst niemals wissen, wie viel mir das bedeutet.« Bei den letzten Worten brach seine Stimme. Er räusperte sich und kämpfte darum, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, doch war er nicht sicher, ob es ihm auch gelingen würde. Er steckte die Hand in die Tasche und zog ein gefaltetes Papier heraus.
»Ich habe auch etwas für dich.« Er hatte das Papier aus seinem Safe geholt, ehe er das Haus verlassen hatte. Er hatte es aus einem Impuls heraus getan, oder vielleicht hatte ihm ein sechster Sinn gesagt, wie schwer verletzt sein Vater war. Mit einer Hand, die heftig zitterte, drückte er das Papier in die eisigen Finger seines Vaters.
»Was ... ist das?«
»Ein Bankwechsel auf fünfzigtausend Pfund. Die Wette, die wir abgeschlossen haben. Es ist das Geld, das du mir gegeben hast, an dem Tag, als ich Kassandra geheiratet habe.«
Die blassen Lippen seines Vaters verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. »Du hast ihn nie eingelöst. Ich weiß. Mein Bankier ... hat es mir gesagt.«
»Ich habe sie nicht des Geldes wegen geheiratet. Ich habe sie von Anfang an gewollt.«
Die Finger seines Vaters schlossen sich um seine Hand. Die Haut fühlte sich trocken und kalt an, so brüchig wie Pergament.
»Ich habe gehört, dass sie ... London verlassen hat. Habt ihr beide ...?«
»Ich habe sie geliebt. Ich weiß nicht, warum sie abgereist ist.«
»Sie ist ... noch jung. Sie war schon immer ... sehr impulsiv. Aber Kitt ist die richtige ... Frau für dich. Denke immer daran, Sohn. Mit der Zeit werden sich die Dinge regeln.«
Clay sagte nichts. Die Dinge mit Kassandra würden sich niemals regeln, und es kümmerte ihn auch nicht länger. Er hatte genug unter seiner Frau gelitten. Er war mit ihr verheiratet, doch er fühlte sich nicht länger wie ein Ehemann. Sie hatte ihm keine Treue gezeigt, keine Fürsorge. Keine Liebe. Er schuldete ihr nichts.
Er blickte auf die eingesunkene Brust des Herzogs mit dem dicken Verband. »Die Blutung wird schlimmer. Lass mich den Arzt holen.« Entschlossen ging er zur Tür.
Die Stimme des Herzogs ließ ihn innehalten. »Da ist noch ... eine kleine Sache.«
Er wandte sich um. »Ja ... ?«
»Ich habe Richard ... enterbt. Ich habe dich ... zu meinem Erben gemacht.«
Clay hätte nicht erstaunter sein können, wenn sein Vater ihm gesagt hätte, er sei zum König gekrönt worden. »Was redest du da?«
»Es hat Dinge gegeben, die ich herausgefunden habe ... Dinge, die ich nicht erlauben kann und auch nicht ... verzeihen. Und da du mir immer mehr ein Sohn warst, als er es je gewesen ist ... kann ich nicht sagen, dass es mir Leid tut, dass es so gekommen ist.«
Eine ganze Minute lang konnte Clay sich nicht mehr bewegen. Die Gedanken wirbelten in seinem Kopf, er versuchte, sie so zu ordnen, dass sie einen Sinn ergaben. Den Rathmore-Titel und den Reichtum. Sein Vater gab ihm alles, er vertraute ihm alles an, was er besaß, alles, was er sich in den vielen Jahren aufgebaut hatte. »Bist du dir auch ganz sicher, Vater? Bist du absolut sicher, dass es das ist, was du willst?«
Rathmore gelang ein schwaches, schmerzliches Lächeln. »Absolut... sicher.«
Clay hielt seine Gefühle unter Kontrolle, sein Hals war so eng, dass er kaum sprechen konnte. »Ich werde dich nicht enttäuschen, Vater. Das verspreche ich dir.«
»Ich weiß, dass du das nicht tun wirst, Sohn. Du ... hast es nie getan.«
Clay blinzelte heftig, dann ging er durch die Tür und rief nach dem Arzt. Durch einen Schleier von Tränen sah er den Mann.
Drei Tage später war sein Vater tot.
Clay wurde der siebte Herzog von Rathmore, einer der reichsten Männer in England. Bitter fragte er sich, ob es
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