Spiel mit der Liebe
Kassandra wohl leichter fallen würde, mit ihm verheiratet zu sein als mit einem unehelichen Sohn.
Kitt saß auf der Veranda, ihr Skizzenblock lag in ihrem Schoß. Sie beobachtete die drei liebenswerten Kinder ihrer Cousine, die vor ihr auf der Wiese spielten. Dabei verspürte sie einen bittersüßen Schmerz. Sie liebte Kinder. Sie wünschte sich eigene Kinder - Clays Kinder -, aber so, wie die Dinge zwischen ihnen standen, würde dieser Wunsch wohl nie in Erfüllung gehen.
Ehe sie London verlassen hatte, hatte sie die Absicht gehabt, nach ihrer Rückkehr schwanger zu werden. Bis dahin würde sie wieder ganz die Alte sein, sie würde Clays Vorstellung einer Ehe akzeptieren und die Rolle der Ehefrau spielen, wie die gehobene Gesellschaft es von ihr erwartete.
Doch leider war das nicht eingetroffen. Sie liebte ihn noch immer, so wild und verzweifelt wie zu der Zeit, als sie vor ihm weggelaufen war.
Kitt holte zitternd Luft. So sah sie die Dinge jetzt: Wie ein verängstigtes Kind war sie davongelaufen. Nachdem sie Wochen von ihm weg war, erkannte sie die grausame Wirklichkeit -sie hatte ihren Ehemann verlassen. Kalt und berechnend, hatte sie an seine Gefühle keinerlei Gedanken verschwendet, sie hatte ihm auch nicht die geringste Erklärung gegeben.
Sie war so entsetzt gewesen bei dem Gedanken, ihn zu verlieren, dass sie jegliche Möglichkeit weggeworfen hatte, ihrer Ehe eine Chance zu geben.
Sie blickte auf den Brief, den ein Lakai an diesem Morgen gebracht hatte, eine Nachricht von Anna. Er war vor einigen Wochen geschrieben worden und begann recht nett. Anna sprach vom Wetter, von ihren Kindern, von der Soiree, die sie gegeben hatte, und wer alles gekommen war. Es war ein Abschnitt auf der zweiten Seite, dem Teil des Briefes, den Kitt ein Dutzend Mal gelesen hatte, der ihr immer wieder die Tränen in die Augen trieb.
Ich mache mir Sorgen um dich, meine liebe Freundin, und mein Herz bricht bei dem Gedanken an deinen Clay. Er hat dich so schrecklich geliebt, und er war so sehr verletzt. Seit du nicht mehr da bist, ist er ein bitterer Mann geworden.
Ich denke sehr oft an euch beide. Ich frage mich, ob du abgereist bist, weil du dich vor deinen Gefühlen gefürchtet hast. Ich kenne mich in solchen Dingen aus. Nachdem ich meinen Antonio verloren habe, hatte ich Angst, noch einmal verletzt zu werden, Angst, noch einmal einen anderen Mann zu lieben. Aber ich war schon viel zu lange ein Feigling. Ich habe mich in Ford verliebt, und obwohl er mich noch nicht gebeten hat, ihn zu heiraten, ist er ein Mann, der jedes Risiko wert ist. Wenigstens sehe ich das ein und fürchte mich nicht länger.
Wenigstens fürchte ich mich nicht länger.
Die Worte schienen tief in ihrem Inneren zu pulsieren. Genau wie Anna war auch sie ein schlimmer Feigling gewesen. Seit Monaten war sie jetzt weg, versteckte sich in Italien wie ein Kaninchen in seinem Bau und wartete darauf, dass der Schmerz, Clay zu lieben, verschwinden würde. Stattdessen hatte sich diese Liebe nur noch gefestigt, war gewachsen und schmerzte mit jedem Herzschlag.
Ariel hatte ihr geschrieben, hatte sie angefleht, nach Hause zu kommen, sich ihren Problemen zu stellen und um sich zu kämpfen.
Was sie haben wollte, war natürlich Clay.
Er hat dich so sehr geliebt.
War das die Wahrheit? Hatte Clay sie wirklich geliebt?
Mit zitternder Hand legte sie den Brief auf den kleinen Tisch neben ihrem Stuhl und öffnete den Skizzenblock auf ihrem Schoß. Clays lächelndes Gesicht sah sie an, das kantige Kinn, die gerade Nase und die vollen, sinnlichen Lippen. Sie dachte an die Art, wie er sie immer beschützt hatte, wie er immer so sanft, so fürsorglich, so besorgt um sie gewesen war. Die Erinnerung daran, wie er sie so leidenschaftlich geliebt hatte, brannte heiß in ihr.
Hatte er sie geliebt?
Sie starrte auf die Zeichnung, eine von Dutzenden, die sie in den letzten Wochen von ihm gemacht hatte. Sie schien gar nichts anderes mehr zeichnen zu können. Wundervolle Augen starrten sie an, und es lag etwas in ihnen ... Sie blätterte die Seiten um, betrachtete eine Skizze von Clay im Bett, die muskulösen Arme hinter dem Kopf. Da war es wieder, diese schwache, sanfte Sehnsucht, die sie nicht so recht benennen konnte, die aber immer da zu sein schien, wenn sie ihn zeichnete, die unter den kostbarsten Erinnerungen war, die sie von ihm in sich trug.
Hatte er sie geliebt? Guter Gott, was wäre, wenn es wirklich so war?
Kitt nahm den Brief noch einmal in die Hand. Er hat dich so
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