Spiel mit der Liebe
würde sie annehmen, sagte er sich. Was gab es für eine bessere Möglichkeit, Kassandra zu vergessen, als mit einer anderen Frau zu schlafen, nur wenige Häuserblocks von dem Haus entfernt, in dem sie in ihrem leeren Bett schlief.
»Clay?«
Beim Klang ihrer Stimme wandte er sich zu ihr um und sah die Unsicherheit in ihrem Blick.
»Ich hätte nicht abreisen dürfen«, meinte sie. »Das weiß ich jetzt. Es war falsch, wegzulaufen. Es tut mir Leid, dass ich es getan habe.«
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. Er unterdrückte einen erneuten Anflug von Zorn. »Das war eine sehr nette Rede, Kassandra.« Glaubte sie wirklich, dass eine einfache Entschuldigung all das auslöschen würde, was sie ihm angetan hatte? Glaubte sie, er könnte die langen, einsamen Nächte vergessen, die er ohne sie verbracht hatte, die Stunden, in denen er sich um ihre Sicherheit gesorgt hatte, die Verlegenheit, die er vor der gehobenen Gesellschaft gefühlt hatte? Das war verdammt nicht möglich. »Ich nehme an, du hast die Möglichkeit, nach Hause zu fahren.«
»Ich ... ich habe den Kutscher gebeten, zu warten.«
»Gut, wenn du mich dann entschuldigen würdest, ich habe Pläne mit einigen Freunden für diesen Abend gemacht.«
Sie reckte sich und hob ihr Kinn. Dann warf sie einen Blick zur Tür. Lily war gerade hindurchgegangen. »Mit Lady Simington, nehme ich an.«
Er leugnete es nicht.
»Dann entschuldige mich bitte, weil ich dich aufgehalten habe. Ich bin sicher, du wirst sie nicht warten lassen wollen.«
Er verbeugte sich übertrieben tief vor ihr und schenkte ihr noch ein letztes kühles Lächeln. »Genieße den Abend ... Herzogin.«
Kitt antwortete ihm nicht. Er ignorierte das schwache Zittern ihrer Lippen, als sie sich umwandte und ging, doch der Blick ihrer Augen ging ihm nicht aus dem Kopf, den ganzen Weg bis zu seiner Kutsche. Am Ende verschob er sein Rendezvous mit Lily und ging einfach in seinen Club. Dort betrank er sich, verspielte einen beträchtlichen Teil seines neuen Reichtums und kam erst spät am nächsten Morgen nach Haus. Als er zu Hause ankam, war Kitt nicht da.
Er fragte sich, ob sie wohl wieder ihre Sachen gepackt und ihn verlassen hatte.
Kitt folgte Perkins, Grevilles stoischem Butler, durch den langen Flur mit dem Marmorboden im Stadthaus des Grafen. Sie hatte eine Nachricht geschickt und festgestellt, dass Ariel in der Stadt war, worüber sie sehr erleichtert war.
Sie hörte die Stimme ihrer Freundin aus dem Salon. Als Ariel Kitt entdeckte, streckte sie ihr die Arme entgegen, und Kitt warf sich hinein und kämpfte gegen die Tränen.
»Ich bin so froh, dass du wieder zu Hause bist.«
Kitt versuchte zu lächeln. »Und ich bin so froh, dass du in der Stadt bist.«
»Komm - wir werden irgendwo hingehen, wo wir allein sind.« Ariel blieb gerade lange genug im Flur stehen, um Tee und Kuchen zu bestellen, dann gingen sie in den sonnigen gelben Salon im hinteren Teil des Hauses.
»Wann bist du zurückgekommen?« Ariel setzte sich auf das gelb gestreifte Sofa und zog Kitt neben sich.
»Die Dolphin ist gestern Abend angekommen. Die Reise schien mir endlos, ich glaubte, ich würde nie wieder nach Hause zurückkommen.«
»Ich nehme an, du weißt mittlerweile, dass du jetzt die Herzogin von Rathmore bist.«
Kitt öffnete das Band ihrer Haube und zog sie aus, dann warf sie sie achtlos auf das Sofa neben sich. »Ich habe es erst erfahren, als ich angekommen bin. Es hat mir so Leid getan, vom Tode des Herzogs zu hören. Er war ein so freundlicher Mann. Ich habe ihn sehr gemocht.«
Ruhelos stand sie auf und ging zum Fenster. »Ich hätte hier sein müssen. Clay hat mich gebraucht, und ich war nicht da.«
Auch Ariel stand auf. »Was hat er gesagt? Sicher hast du schon mit ihm gesprochen.«
Kitt schluckte, weil ein dicker Kloß in ihrem Hals saß. Tränen brannten in ihren Augen, aber vor ihrer Freundin würde sie nicht weinen. Sie hatte das bereits ausgiebig gestern Abend getan. »Ich habe ihn gesehen. Ich bin auf der Soiree bei Whitelawn gewesen, als ich erfahren habe, dass Clay dort war.« Sie lachte bitter auf. »Er hat mich seiner letzten Eroberung vorgestellt. Lady Simington ist eine sehr schöne Frau.«
Ariel spielte mit dem Spitzenbesatz ihres Kleides, und Kitt wusste, dass sie richtig vermutet hatte - die Frau war seine Geliebte. Himmel, es tat weh. Es tat so schrecklich weh.
Sie wandte sich um, starrte aus dem Fenster und sah, wie die ersten Regentropfen gegen die Scheibe schlugen. »Anna hat mir
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