Spiel mit der Liebe
Blackwood zu ihnen geritten war, dann donnerten sie aus der Stadt, auf ihrem Weg in die Heide von Hampstead. Clay war nicht sicher, was er dort herausfinden würde.
Er betete, dass Kitt noch lebte und nicht verletzt war.
Er betete zu Gott, dass er sie finden würde.
Und diesmal würde er ihr ganz genau sagen, wie sehr er sie liebte, allen Konsequenzen zum Trotz.
Mit jedem Loch, durch das der Wagen fuhr, schmerzten und pulsierten Kitts Arme, die über ihrem Kopf festgebunden waren. Ihre Handgelenke waren aufgeschürft und bluteten von ihren Anstrengungen, das Seil zu lösen. Ihr Mund war trocken, ihre Zunge so dick und geschwollen, dass sie nicht mehr schlucken konnte.
Tränen brannten in ihren Augen. Sie versuchte, sie zurückzuhalten, doch sie rannen über ihre Wangen, machten das Tuch über ihrem Mund feucht. Wohin brachte Demetro sie? Und was noch viel wichtiger war, was würde er mit ihr tun, wenn er sein Ziel erst einmal erreicht hätte?
In ihrem Gedanken formten sich ein Dutzend schreckliche Bilder. Alle rankten sich um ihre größte Angst, dass Demetro sie vergewaltigen würde, dass Demetro sie an andere Männer verkaufen würde, die ihre perverse Lust an ihr stillen würden. Sie kannte die Erniedrigung, den Schmerz. Sie glaubte nicht, dass sie das noch einmal würde ertragen können.
Kitt schloss die Augen und dachte an Clay und daran, wie sehr sie ihn liebte. Sie dachte an seine zärtliche Geduld, seine langsame, fürsorgliche Verführung. Sie erinnerte sich an die wilde, feurige Leidenschaft, die sie nach ihrer Rückkehr aus Italien geteilt hatten und die in gewisser Weise noch schöner war als seine zärtliche Liebe.
Sie versuchte sich einzureden, dass Clay die Botschaft verstehen würde, die sie in ihrem Brief versteckt hatte, doch sie konnte nicht so recht daran glauben.
Clay würde den Fehler in ihrem Namen nicht bemerken, und selbst wenn er es tat, würde er ihn nicht verstehen. Er würde jedes Wort dieses kurzen, kühlen Briefes glauben, den sie ihm hinterlassen hatte. Es war die gleiche Art von Brief, die sie ihm auch schon zuvor geschrieben hatte.
Hatte Stephen das irgendwie herausgefunden? Vielleicht. Der Klatsch war heftig gewesen. Jeder in der gehobenen Gesellschaft hatte gewusst, dass sie ihren Mann nur einen Monat nach der Hochzeit verlassen hatte. Sie hatte einen weiteren Skandal heraufbeschworen - und diesmal hatte sie es Clay überlassen, die bissigen Zungen der Klatschmäuler zu ertragen. Kitt erschauderte, sie erinnerte sich an seine Kindheit, die uneheliche Geburt, die ihn zur Zielscheibe von Tausenden von Späßen gemacht hatte. Indem sie davongelaufen war, hatte sie ihn neuem Spott ausgesetzt.
Sie hatte ihn verletzt.
Und alle wussten, dass Clay ihr noch nicht verziehen hatte.
Der Wagen rollte die langen Stunden der Nacht und den gan-
zen nächsten Tag über vorwärts. Abgesehen von den wenigen Malen, in denen Demetro angehalten hatte, damit sie den Nachttopf benutzen konnte, war sie die ganze Zeit in dem vardo festgebunden.
Wenigstens begann ihr Nachthemd wieder zu trocknen, obwohl das Innere des Wagens nur wenig wärmer war als die feuchte, kalte Luft draußen. Einmal, während einer Pause unter einigen Bäumen, ein Stück abseits von der Straße, hatte der Zigeuner ihr den Knebel weggenommen und ihr etwas trockenes Brot und verschimmelten Käse zu essen gegeben, doch als sie ihn gebeten hatte, sie laufen zu lassen, als sie ihm Geld geboten hatte - mehr, als er je ausgeben konnte -, war er wütend geworden und hatte ihr den Knebel wieder in den Mund gesteckt.
Jetzt lag sie wieder gefesselt im Inneren des vardo. Jeder einzelne Muskel ihres Körpers schmerzte, sie zitterte vor Müdigkeit, und noch immer fuhr er weiter. Sie betete, dass Demetro anhalten würde, dass er ihr die Erlösung von ihrer Erschöpfung und ihren Schmerzen gönnen würde.
Und dann dachte sie daran, was er tun würde, wenn der Wagen endlich anhielt, und sie betete, dass die endlose Reise weitergehen würde.
28
Nass und über und über mit Lehm bespritzt, kamen die Männer am späten Nachmittag im Blair House an. Eine besorgte Anna wartete in der Eingangshalle auf sie. Ihr kurzes blondes Haar war zerzaust, als wäre sie sich mit den Fingern hindurchgefahren. Sie führte die Männer in einen der Salons, wo ein warmes Feuer im Kamin brannte.
»Ich weiß, dass du dir Sorgen machst«, wandte sie sich an
Clay und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Aber das ist nicht das erste Mal, dass
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