Spiel mit der Liebe
würde. Doch jetzt war sein Mund trocken, und ein dicker Kloß saß in seinem Magen. Er versuchte, seinen Zorn zu unterdrücken, sagte sich, dass er sie von Anfang an richtig beurteilt hatte, aber das Feuer in seinem Inneren flackerte nur noch einmal kurz auf, dann erstarb es.
Stattdessen schmerzte sein Herz, es zerbrach in winzige Stücke in seiner Brust. Er hatte so sehr versucht, sie nicht zu lieben, hatte sich eingeredet, dass es ihm gelungen war. Jetzt erst erkannte er, wie elend er versagt hatte.
Er dachte an all die Jahre, in denen er allein gelebt hatte, Jahre, in denen es ihm gelungen war, niemanden zu brauchen. Und dann hatte er Kassandra geheiratet. Zum ersten Mal in seinem Leben war die Einsamkeit, die ihn immer begleitet hatte, verschwunden gewesen. Mit Kassandra an seiner Seite fühlte er sich anders, vollkommen.
Und jetzt war er wieder verloren, er war nur noch ein halber Mensch, die andere Hälfte schwebte irgendwo, wo er sie nicht erreichen konnte.
Ich möchte, dass du mich liebst, Clay ...so wie ich dich liebe. Wenn er vielleicht die Worte ausgesprochen hätte, die sie hätte hören wollen - aber wie hätte er das tun können? Er hatte sie ja noch nicht einmal vor sich selbst zugegeben, hatte nicht gewagt, es sich einzugestehen. Er schloss die Augen. Die Nachricht schien ein Loch in seine Hand zu brennen. Langsam öffnete er die Faust und las sie noch einmal.
Liebster Clay,
ich habe mich entschieden, nach Italien zurückzukehren. Da ich weiß, dass du ganz sicher etwas dagegen haben wirst, werde ich heute Nacht abreisen. Bitte bedanke dich bei Anna und dem Marquis für ihre Gastfreundschaft. Ich werde dir nach meiner Ankunft in Italien schreiben.
Deine Frau Kasandra
Seine Augen brannten bei diesen Worten. Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht, hasste sich selbst für seine Schwäche, wenn es um Kitt ging, und versuchte, sich keine Sorgen darüber zu machen, ob ihre Reise auch sicher geendet hatte, ob sie bereits auf dem Schiff war, das sie wegbringen würde.
Er sah auf den Brief, las die Worte noch ein letztes Mal. Als sein Blick dann auf ihren Namen fiel, runzelte er die Stirn.
Deine Frau, Kasandra.
Eigenartig. So wurde ihr Name nicht geschrieben. Es fehlte ein s.
Er klopfte mit dem Brief auf seine Hand, wieder und wieder las er die Unterschrift. Doch ganz gleich, wie eingehend er die Schrift auch betrachtete, das zweite s erschien nicht. Warum hatte sie ihren Namen nicht richtig geschrieben? Warum hatte sie nicht das ganze Wort ausgeschrieben?
Ich möchte, dass du mich liebst, Clay - ich fühle mich ohne dich nicht vollkommen.
Die Erinnerung traf ihn wie ein Schlag, sie ließ ihn beinahe taumeln. Ihr Name war nicht vollkommen, weil sie nicht vollkommen war. Nicht ohne ihn. Er wusste, wie sie sich fühlte, denn er fühlte genau das Gleiche.
Und sie hatte ihn nicht verlassen.
Jemand hatte sie ihm genommen.
Die Tür des Arbeitszimmers schlug gegen die Wand, als Clay aus dem Zimmer stürmte. Er war nicht überrascht, als er feststellte, dass Blackwood und Landen noch immer in der Eingangshalle standen.
»Sie ist nicht abgereist«, erklärte Clay düster. »Jemand hat sie mitgenommen.« Er wandte sich an den Butler. »Sagen Sie dem Stallknecht, er soll mein Pferd satteln - und er soll sich beeilen.«
Henderson nickte und lief los, seine langen Arme wedelten, als er durch den Flur rannte.
Clay wandte sich an den Marquis. »Haben Sie unten am Rankgitter nach Fußspuren Ausschau gehalten?«
»Viel zu lehmig. Es hat die ganze Nacht geregnet. Es hat keinerlei Anzeichen für Spuren gegeben. Wir haben angenommen, dass sie ins Dorf gegangen ist und sich dort eine Kutsche gemietet hat. Anna ist hinter ihr hergefahren, während ich gleich hierher gekommen bin.«
»Bist du auch ganz sicher?«, drängte Blackwood Clay. »Ist sie dir nicht einfach wieder davongelaufen?«
Clay fühlte, wie ihn eine eigenartige Ruhe ergriff. Und eine Sicherheit, die er noch nie zuvor gefühlt hatte. »Ich bin sicher«, war alles, was er sagte.
»Dann werde ich mit dir kommen.« Adam ging zur Tür. »Ich hole mein Pferd, und wir treffen uns vor dem Cock and Crow, auf deinem Weg aus der Stadt. Ich werde dort sein, wenn du kommst.«
Zehn Minuten später hatte Clay sich umgezogen. Er trug jetzt lederne Hosen und Stiefel, steckte eine Pistole in seinen Gürtel und zog einen schweren Wollmantel über. Zusammen mit dem Marquis ritt er durch die verregneten Straßen Londons und wartete nur lange genug, bis
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