Spiel mit der Liebe
deshalb kämpfte sie heftiger als zuvor.
Es war verdammt viel zu dunkel, um etwas zu sehen. Er hätte schon vor Stunden anhalten sollen, doch Clay konnte seine Suche einfach nicht aufgeben. Kitt war hier irgendwo, verängstigt, der Gnade eines Mannes ausgeliefert, der sie gefangen hielt. Dennoch war es viel zu gefährlich, weiterzureiten. Wenn sein Pferd in ein Loch trat und lahmte, würde er es nie schaffen, sie einzuholen.
Er fluchte, erschöpft bis auf die Knochen, und wollte gerade vom Pferd steigen, als er den schrillen Schrei einer Frau hörte. Sein Herz begann zu rasen, als er zwischen den Bäumen einen Schatten entdeckte, die schwachen Umrisse eines gewölbten, geschlossenen Wagens.
Er schwang sich von seinem Pferd, riss die Pistole aus dem Halfter hinter seinem Sattel und schlich weiter. Das Blut pulsierte heftig in seinen Adern. Er war bemüht, in Deckung zu bleiben, als er zwischen den Bäumen verschwand. Die kalte Nachtluft trug das leise Schnauben eines Pferdes zu ihm, das nicht weit weg von dem Wagen graste. Clay hörte das Geräusch seiner eigenen Schritte, dann konnte er Stimmen erkennen, eine davon war eine Frauenstimme.
Eisige Entschlossenheit erwachte in ihm. Er fasste die Pistole fester und schlich leise weiter. Er blieb erst stehen, als er die Lichtung erreichte, auf der der Wagen stand.
Dann sah er sie - sie lag vor der schmalen Holztreppe, auf dem großen, dunklen Zigeuner, Demetro.
Sein Herz raste. Sein Griff um die Pistole wurde noch fester. Bleibe ruhig, sagte er sich und konnte nicht schießen, weil er Angst hatte, Kitt dabei zu verletzen. Lass dir einfach Zeit.
»Lassen Sie mich los!« Sie wehrte sich heftig, trat nach ihm, als der Zigeuner sich herumrollte und sie unter sich begrub.
»Solch eine Frau«, keuchte er. »Du wirst jede Goldmünze wert sein, die ich für dich bekomme.«
Das Geräusch einer Pistole, die gespannt wurde, ertönte laut über die Lichtung. »Die Lady ist tausend Mal mehr Gold wert.« Clays Stimme war tödlich ruhig. Er musste sich zusammenreißen, um nicht den Abzug durchzudrücken. Er sah ihre aufgeschürften und blutenden Handgelenke, ihre kleinen nackten Füße, das schmutzige Nachthemd, und er umklammerte die Pistole so fest, dass seine Handgelenke weiß hervortraten. »Lassen Sie sie los.«
Der Zigeuner zischte etwas. Er nahm den Blick nicht von Clay, als er sich von ihr schob und dann langsam aufstand.
Einen Augenblick lang sah Clay zu Kitt, die leise wimmerte und dann unsicher auf die Beine kam. Im gleichen Augenblick sprang der Zigeuner vor, warf sich gegen Clay, stieß ihm die Pistole aus der Hand, und Clay fiel in den Schmutz. Demetro versuchte, an ihm vorbei wegzulaufen, doch Clay erwischte seinen Fuß, drehte ihn herum, und der Mann fiel auf ihn. Sie rollten im Schmutz, dann gelang es dem Zigeuner, sich zu befreien, und beide kamen wieder auf die Beine.
Vorsichtig umkreisten sie einander wie Raubtiere, die zum Töten ansetzen. Aus den Augenwinkeln entdeckte Clay Kassandra, die unsicher schwankte und beide Fäuste voller Angst an den Mund presste. Demetro trat näher. Er holte zum ersten Schlag aus. Clay wich seinem Schlag leicht aus, auch er holte aus, versetzte Demetro einen Schlag ins Gesicht, und der ging zu Boden.
Erregung erfasste ihn. Er war froh, dass der Mann versucht hatte, wegzulaufen. Er wollte ihm die Arroganz aus seinem gut aussehenden Zigeunergesicht schlagen, wollte ihn in den Dreck hinter dem Wagen werfen. Demetro kam wieder auf die Füße und holte aus. Er war muskulös und stark, aber Clay hatte jahrelang geboxt, und sehr oft entschied die Erfahrung den Kampf.
Er wich einem harten linken Haken aus, donnerte eine heftige Rechte in Demetros Magen und versetzte ihm dann einen soliden Schlag auf das Kinn. Der Zigeuner fiel zu Boden, als hätte ihm jemand die Beine weggezogen. Clay fasste in das dicke schwarze Haar, zog ihn auf die Füße und schlug noch einmal zu. Er versetzte ihm zwei weitere heftige Schläge, und Demetro begann, aus Mund und Nase zu bluten. Ein weiterer Schlag machte ihn bewusstlos, und er landete im Dreck.
Wieder griff Clay nach ihm, bereit, noch einmal zuzuschlagen. Seine Wut war so wild, dass sie ihn beinahe blind machte.
»Clay! Hör auf, Clay - bitte!« Kitts zitternde Stimme drang kaum durch seine Wut. »Demetro hat nicht ... es ist nichts geschehen. Ich habe ihn mit einem Trick dazu gebracht, mich loszubinden. Ich dachte, ich könnte vielleicht ... vielleicht entkommen.«
Mit gespreizten Beinen
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