Spiel mit der Liebe
glaubte, dass er die Wahrheit sagte. Niemand war nahe genug, um sie zu hören, wenn sie schrie. Sie hatte gelernt, dass der kräftige Zigeuner kein unvorsichtiger Mann war.
»Ich werde eine deiner Hände losbinden, damit du essen kannst.« Er tat es, und das Blut floss in ihre tauben Finger und ließ sie schmerzhaft pulsieren. Dennoch genügte dieses kleine Stück Freiheit, um ihr die Tränen in die Augen zu treiben.
Sie nahm das trockene Brot, das er ihr anbot, verschlang es, nippte an dem schweren Rotwein aus dem Metallbecher, den er ihr reichte. Kitt schloss die Augen vor dem reinen Glück, das dieses schlichte Mahl ihr schenkte.
»Ich muss schlafen«, erklärte Demetro. »Wenn du klug bist, wirst du das Gleiche tun.« Er griff nach ihrem Handgelenk und band ihre Hand wieder am Bettpfosten fest.
Kitt sah sich im Inneren des Wagens um. Sie bemerkte die schwarzen Stiefel in einer Ecke des Wagens, das abgetragene Leinenhemd und die schwarze Hose, die an einem Haken an der Wand hingen, und die Holzflöte, die auf dem schmalen Sims lag. Dann löschte Demetro die Kerze und schloss die Tür.
Erschöpfung überfiel sie, und ihr Kopf sank auf die Matratze zurück. Sie versuchte, nicht zu weinen, doch eine Träne rann über ihre Wange. Sie versuchte, nicht an Clay zu denken, ihn nicht zu vermissen. Sie versuchte, sich nicht zu fragen, wo sie wohl in einigen Wochen sein würde, wenn er endlich die Wahrheit dessen begriff, was ihr zugestoßen war.
Sie fragte sich, ob sie dann wohl noch am Leben war.
Oder ob es ihr überhaupt noch etwas ausmachen würde.
Clay ritt schnell, den ganzen Tag über und weit bis in den Abend hinein. Er selbst war noch erschöpfter als sein Pferd. Er hielt nur an, um dem Grauen eine Rast zu gönnen und seine Kraft wiederzufinden. So, wie er ritt, war er mehr als doppelt so schnell wie der Wagen, doch der Zigeuner war beinahe zwölf Stunden vor ihm losgefahren.
Dennoch hatte Clay schon eine lange Strecke hinter sich gebracht, seit er das Blair House verlassen hatte. Wenn Demetro vor ihm war, würde er ihn heute Nacht oder am frühen Morgen einholen.
Es war wahrscheinlich, dass Demetro die Seitenstraße eingeschlagen hatte, die Clay gewählt hatte. Die Straße war schlecht, und nur wenige Menschen benutzten sie. Es gab weniger Städte und viel mehr Wälder, in denen Demetro den Wagen von der Straße lenken konnte, so dass er nicht mehr zu entdecken war.
An einigen Stellen in der lehmigen, von Spurrinnen überzogenen Straße hatte Clay die Spuren eines kleinen Wagens entdecken können, der von einem einzelnen Pferd gezogen wurde. Es hätte ein Karren sein können oder der einfache Wagen eines Bauern auf seinem Weg vom Markt nach Hause, doch es gab ihm die Hoffnung und die Kraft, die er brauchte, um weiterzureiten. Er ritt noch einmal zwei Stunden, bis die schmale Sichel des Mondes, die ab und zu durch die Wolken zu sehen war, ganz hinter den Wolken verschwand und die Dunkelheit sich wie ein feuchtes Laken über seine Schultern legte.
Er verfluchte die Kälte und die gnadenlose Nacht, dann hielt er sein Pferd unter einem Baum an und zog seine Uhr hervor, um nach der Zeit zu sehen. Es war kurz nach Mitternacht. Die Nasenflügel des Grauen bebten, und seine Flanken hoben und senkten sich heftig. Das Pferd rang nach Atem. Sowohl er als auch der Wallach brauchten eine Rast, obwohl er wusste, dass er nicht schlafen würde. Clay ließ das Tier langsam weitergehen und sah sich nach einer Stelle um, an der er wenigstens ein paar Stunden rasten konnte. Dann würde er weiter nach seiner Frau suchen, ob mit dem Licht des Mondes oder ohne.
Kitt bewegte sich auf der mit Stroh gefüllten Matratze. Sie hatte vergebens versucht zu schlafen, jetzt lag sie matt vor Erschöpfung da und starrte an die Decke. Sie hatte Demetros leises Schnarchen unter dem Wagen gehört, dann war er vor einigen Minuten aufgestanden, um sich im Wald zu erleichtern. Jetzt hörte sie, wie er zurück zum Wagen kam. Sie erstarrte, als seine Schritte auf der hölzernen Treppe vor dem Wagen dröhnten. Die Tür öffnete sich, und Demetro kam herein.
Kitt leckte sich über die trockenen Lippen. »Ich dachte, Sie wollten schlafen.«
Er schlug den Feuerstein und zündete die Kerze auf dem Sims neben dem Bett an, dann betrachtete er sie. Sie fragte sich, was er wohl sah, wenn er das zerzauste Geschöpf ansah, das sie jetzt war.
»Ich habe nachgedacht ... Vielleicht war Demetro nicht fair. Ist es möglich, dass die kleine gadjo -Frau gern
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