Spiel mit der Liebe
Ariel schelmisch an. »Ich war nicht ganz sicher, ob wir es heute Abend bis hierher schaffen würden. Weißt du, mein Mann dachte, dass wir vielleicht besser zu Hause bleiben und ...»
Clay räusperte sich plötzlich und warf ihr einen warnenden Blick zu. »Ich bin sicher, es interessiert Lady Greville überhaupt nicht, warum wir uns hätten verspäten können.«
Kitt unterdrückte ein Lachen, sie genoss seine Verlegenheit.
»Ich kann mir vorstellen, dass du nur einen Blick auf deine Frau in diesem Kleid geworfen hast«, meinte Ariel und schloss ihren Fächer, »und dann hast du an etwas gedacht, das du viel lieber tun würdest, als zu diesem langweiligen Ball zu gehen.« Sie zwinkerte Clay zu, und Kitt sah, dass er wirklich errötete.
Das war für einen so weltgewandten Mann wie Clay so ungewöhnlich, dass Kitt es besonders liebenswert fand. Sie hatte Mitleid mit ihm und wechselte deshalb schnell das Thema. »Habt ihr Anna gesehen?«
»Sie tanzt mit Lord Constantine«, sagte Ariel. »Ich bewundere diesen Mann für seine Hartnäckigkeit.«
»Und das bedeutet?«, fragte Kitt.
»Das bedeutet, dass er eine größere Chance hat, ganz allein Napoleons gesamte Armee zu besiegen, als Anna Falacci zu seiner Geliebten zu machen.«
»Nach allem, was ich feststelle«, meinte Clay gedehnt, »ist Landen nicht einer, der so schnell aufgibt. Vielleicht wird er ihr anbieten, sie zu heiraten.«
»Schon möglich. Ich glaube allerdings, das wird auch keinen
Unterschied machen. Der Marquis mag ja entschlossen sein, aber das ist Anna auch. Sie hat einen Mann verloren, den sie geliebt hat. Ich glaube, sie ist nicht bereit, dieses Risiko noch einmal einzugehen.«
Kitt dachte darüber nach, und ein eisiger Schauer rann ihr über den Rücken. Anna hatte über ihren Kummer gesprochen, als sie Antonio Pierucci verloren hatte. Kitt dachte an Clay und fragte sich, was für einen Schmerz sie wohl fühlen würde, wenn sie einen Mann liebte, den sie dann an eine andere Frau verlor.
Unbewusst suchten ihre Blicke nach ihm. Er war ein paar Schritte weitergegangen und sprach mit dem Grafen von Winston, der ihm seine Tochter vorstellte. Das Mädchen war untersetzt und hellhäutig, mit honigblondem Haar und einem runden, üppigen Busen und genoss das Jahr ihrer Einführung in die Gesellschaft. Es wurde getuschelt, dass sie bereits mehrere Heiratsanträge bekommen hatte, doch als Clay sie anlächelte und sich förmlich vor ihr verbeugte, lächelte das Mädchen ihn so strahlend an, dass Grübchen in ihren Wangen erschienen.
Genau wie die Hälfte der Frauen der gehobenen Gesellschaft, so war auch sie vernarrt in ihn, und das nur nach einer kurzen Vorstellung. Als Kitt sah, wie er sie ohne jede Absicht verzauberte, wurde ihr das Herz schwer.
Es ist lächerlich, sagte sie sich. Clay war ganz einfach nur höflich. Claire Sloan kam gerade erst aus der Schule, und schon war sie auf dem Heiratsmarkt begehrt, wohl kaum interessant für einen Mann wie Clay. Doch sie fühlte sich schrecklich unsicher.
Clay verabschiedete sich, und Kitt wandte sich ab, entsetzt über ihre unbegründete Eifersucht. Doch sie konnte das Bild von Clay und Lady Claire mit den Grübchen nicht wieder aus ihrem Kopf vertreiben.
Noch immer kamen Gäste an. Jetzt war Kitt wieder bei Clay und begleitete ihn über die geschwungene Treppe in den Tanzsaal. Vergoldete Spiegel säumten den Ballsaal, der von Kerzen in herrlichen Kristalllüstern erhellt wurde. Riesige silberne Urnen waren mit weißen Straußenfedern und eleganten Sträußen mit weißen Orchideen geschmückt. Diener mit silbernen Perücken und königsblauer Livree trugen Tabletts mit Horsd’ceuvres und Champagner.
Kitt tanzte jeden Tanz mit Clay, dann entdeckte er einen Freund und führte sie zu ihm. Es war Blackwood, stellte sie fest, sie erinnerte sich an seine dunkle, ein wenig exotische Gestalt von der Hinrichtung.
»Ich möchte dir meine Frau vorstellen, Lady Kassandra Harcourt«, wandte sich Clay an den Grafen und schenkte ihr ein intimes Lächeln.
»Lady Kassandra ...« Der Graf verbeugte sich elegant über ihrer Hand. Jetzt, wo sie den Mann aus der Nähe sah, stellte sie fest, dass er atemberaubend gut aussah. Und dennoch hatte er etwas an sich, eine Härte, eine Art von Rücksichtslosigkeit, die sie dazu brachte, einen Schritt näher zu Clay zu treten.
»Ich kenne Ihren Vater«, sagte er. »Ich bin froh, dass wir einander jetzt wenigstens förmlich vorgestellt worden sind.« Es war offensichtlich, dass er
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