Spiel mit der Liebe
es die Wahrheit ist? Wenn es nun ...«
Eine eigenartige Stille legte sich über die Menschenmenge, und Kitt wandte sich zu den Galgen um. Man hörte das Weinen
eines Mannes, ein anderer murmelte ein Gebet. Einen Augenblick später stellte sich ein Wachmann neben jeden der Männer und trat dann die hölzerne Kiste beiseite. Gleichzeitig fielen alle vier Männer und hingen dann am Ende der Schlinge.
Keiner sagte ein Wort.
Der Wind frischte auf. Zwei der Körper schwangen über der Plattform, in dem eisigen Wind knarzte das Seil. Die beiden anderen Körper zuckten in den letzten Regungen vor dem Tod.
Clays Aufmerksamkeit richtete sich nur auf Kitt, die voller Entsetzen auf den Anblick vor ihr starrte. Einige Augenblicke vergingen, dann wandte sie sich zu ihm.
»Würdest du ... mich jetzt bitte ... nach Hause bringen?« Unter dem Rand ihrer Haube sah sie so blass aus wie der Tod, der an den Galgen lauerte, und er verfluchte sich selbst, verfluchte alle störrischen, eigensinnigen Frauen und ganz besonders seine eigene Frau.
Er kämpfte gegen den Wunsch an, sie auf seine Arme zu nehmen und sie zurück zur Kutsche zu tragen, weil er wusste, dass das das Letzte war, was sie von ihm wollte, deshalb streckte er ihr ganz einfach nur den Arm hin. »Halte dich einfach nur fest, dann bringe ich dich hier weg.«
Er brauchte seine ganze Willenskraft, um sie durch die Menge zu führen, wo er sich doch mehr als alles andere wünschte, die letzten Minuten aus ihrem Gedächtnis zu löschen, als hätte es sie nie gegeben. Er fühlte, wie sich ihre Finger in seine Jacke krallten, wie sie zitterte und sich ein wenig zu fest anklammerte. Mit geradem Rücken ging sie neben ihm her durch die zuvor so fröhliche Menschenmenge, blickte weder nach rechts noch nach links, sah einfach nur starr geradeaus.
Ein Windstoß wehte ihr die Haube vom Kopf, sie hing nur noch an dem Band um ihren Hals. Kitt machte keine Anstalten, die Haube zurechtzurücken. Als sie schließlich die Kutsche erreicht hatten, öffnete er ihr die Tür und wartete, während sie einstieg und sich mit hölzernen Bewegungen setzte.
Seine Sorge nahm zu. Er setzte sich neben sie, streckte die Hand aus und umfasste ihr Kinn.
»Kassandra ... Liebling, geht es dir gut?« Ihre Haut fühlte sich eiskalt an. Sie schien durch ihn hindurchzusehen. Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen. Mit einem Schluchzen legte sie den Kopf an seine Schultern und begann zu weinen.
Clay zog sie in seine Arme, hielt sie zärtlich und wünschte, er könnte sie beruhigen. »Ich hätte dich niemals hierher kommen lassen dürfen. Himmel, ich wünschte, ich hätte es dir verboten.«
Sie zog sich ein wenig von ihm zurück und sah ihn an. »Ich musste kommen, Clay. Verstehst du das denn nicht? Ich habe schon immer etwas Wichtiges tun wollen, aber ich hätte nie geglaubt, dass ich es auch wirklich tun würde. Meine Zeichnung könnte wirklich etwas bewirken. Wenn sie auch nur einen Menschen vor einem so schrecklichen Schicksal bewahrt, dann ist es die Sache wert, was immer es mich auch gekostet haben mag.«
Er zog sie noch fester an sich. Vielleicht hatte sie Recht. Er wusste es wirklich nicht. Er wusste nur, dass sie anders war als alle anderen Frauen, die er je gekannt hatte. Sie war klug und tapfer und entschlossen. Ihm kam der Gedanke, dass er stolz war auf sie und sehr froh, dass er sie geheiratet hatte.
Dieses Gefühl beunruhigte ihn ein wenig. Kitt war immer impulsiv gewesen und vollkommen unberechenbar. Er hatte keine Ahnung, was sie für ihn empfand, ganz abgesehen von den Freuden, die er ihr im Bett schenkte. Er selbst wurde mit jedem Tag, der verging, vernarrter in sie. Es machte ihm Sorgen, aber das Gefühl wurde immer stärker, breitete sich immer mehr in ihm aus.
Während die Kutsche nach Hause holperte, legte sie den Kopf an seine Schulter, und er hielt sie in seinen Armen, bis sie das Stadthaus erreicht hatten. Als der Lakai die Tür der Kutsche öffnete, richtete sie sich auf, rückte von ihm ab, borgte sich sein Taschentuch und wischte sich die letzten Tränen ab. Sie rückte ihre Haube zurecht, band sie fest und stieg dann hinter ihm aus der Kutsche.
»Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte er, als sie den Hauseingang erreicht hatten.
Kitt nickte, doch ihr Lächeln war nicht sehr überzeugend. »Ja, danke.« Mehr sagte sie nicht. Sie entschuldigte sich bei ihm und ging hinauf in ihr Schlafzimmer. Clay wünschte, er könnte ihr folgen. Er machte sich Sorgen um sie, doch
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