Spiel mit der Liebe
Sie fühlte einen Anflug von Triumph, als sie sein angespanntes Gesicht sah, und zwang sich, die
Mundwinkel ein wenig hochzuziehen, doch mehr schaffte sie nicht.
Sie sah, wie Clay, der noch immer neben der Herzogin stand, sie beobachtete. Wenn Stephen sie zu ihm zurückbrachte, würde er vielleicht bleiben, um sich mit der Herzogin zu unterhalten, und sie wäre gezwungen, seine Anwesenheit noch länger zu ertragen. Statt also zu Clay zurückzugehen, lief sie in dem Augenblick, in dem der Tanz endete, zu den großen Fenstertüren, die auf die Terrasse führten. Sie suchte sich einen Ort, an dem sie wieder normal atmen konnte, und lehnte sich gegen die kühle Hauswand.
Gütiger Himmel, würde dieser Mann sie denn nie in Ruhe lassen? Was wollte er von ihr? Warum verfolgte er sie noch immer? Doch tief in ihrem Inneren wusste sie es. Er genoss die Macht, die er über sie hatte, es gefiel ihm, sie insgeheim mit dem grausamen Geheimnis zu verspotten.
Und in der Tat erschien er einige Minuten später auf der Terrasse, seine schlanke Gestalt wurde erhellt vom Licht der Fackeln, sein blondes Haar glänzte wie Gold in ihrem Schein.
Als er sie im Schatten entdeckte, kam er auf sie zu. Kitt sah sich um und stellte fest, dass die Terrasse leer war, und einen kurzen Augenblick lang geriet sie in Panik. Sie war wieder in Greenlawn, war gerade erst sechzehn Jahre alt geworden und hatte sich in Stephens galante Art und sein gutes Aussehen verliebt. Einen Augenblick lang glaubte Kitt, sie würde wirklich in Ohnmacht fallen.
19
Clay hatte gesehen, wie seine Frau durch die Tür auf die Terrasse gelaufen war, und etwas an ihrem übereilten Verschwinden hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er wusste, dass sie den Grafen von Westerly nicht mochte, dass sie seine Bitte, mit ihm zu tanzen, abgelehnt hätte, wenn die Herzogin nicht darauf bestanden hätte.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie der große blonde Graf durch eine andere Tür auch nach draußen ging, und seine Aufmerksamkeit war geweckt. Westerly war schon immer von Kitt fasziniert gewesen, während sie sich alle Mühe gab, ihm aus dem Weg zu gehen.
Vielleicht glaubte Stephen, dass Kitt jetzt, wo sie verheiratet war, an einer Affäre interessiert war. Es war möglich, dass er sie deshalb bereits angesprochen hatte.
Clay biss die Zähne zusammen. Es war vielleicht an der Tagesordnung, dass sich eine verheiratete Frau einen Geliebten nahm - nachdem sie ihrem Ehemann erst einmal ein Kind geschenkt hatte -, aber weder später und auch jetzt nicht hatte Clay die Absicht, seine Frau mit einem anderen Mann zu teilen.
Er stellte sein Champagnerglas auf den Marmortisch, bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge und trat auf die Terrasse. Ein Stück weiter hörte er Kitts Stimme. Er glaubte, in ihrer Stimme einen schwachen Ton von Angst zu hören, doch er zwang sich, dort stehen zu bleiben, wo er war. Die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf, er dachte an alle Möglichkeiten und erinnerte sich an andere Begegnungen zwischen den beiden. Westerly und Kitt. Ein schrecklicher Verdacht kam ihm. Er musste wissen, ob das stimmte.
»Was tust du hier draußen, Stephen?«, hörte er Kitt fragen, und ihre Stimme zitterte. »Du weißt doch sicher, dass du der letzte Mensch bist, den ich sehen will.«
»Das behauptest du, Mylady, aber irgendwie glaube ich das nicht. Es hat eine Zeit gegeben, da haben wir einander etwas bedeutet. Vielleicht könnte es wieder so sein.«
»Du bist wahnsinnig. Ich verabscheue dich. Du bist schlecht und widerwärtig - der elendste Kerl, der mir je begegnet ist.«
»Und du, meine Liebe, bist ein ganz besonders hübsches kleines Ding. Ich würde dich sehr gern noch einmal kosten.«
Kitt unterdrückte einen Schrei, als er nach ihr griff. Im gleichen Augenblick trat Clay aus dem Schatten, schob sich zwischen die beiden und packte den Mann bei den Aufschlägen seiner Jacke. Er stieß Westerly mit seiner ganzen Kraft gegen die Wand. Die Wut machte ihn blind.
»Du warst das, nicht wahr?« Er starrte in Westerlys blasse Augen, die im Licht der Fackeln noch heller zu sein schienen. Er kannte diese Augen, stellte er fest, kannte diese langen, dünnen Finger, die versuchten, seine Hände von sich zu schieben. Er hatte sie in Kitts dunklen, schmerzerfüllten Zeichnungen gesehen.
»Lassen Sie mich los«, verlangte Westerly. »Was bilden Sie sich eigentlich ein?«
Clay stieß ihn noch einmal gegen die Wand, noch fester als zuvor. Er brauchte seine ganze Willenskraft, um
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