Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
aufzutreiben.«
»Lass mal, Mel«, wiederholte die Bedienung lautstark für den »Küchenchef«.
»Also, Schätzchen – ich meine, Lady, und jetzt bringen Sie mir bitte noch irgendein Bier vom Fass; egal, welches.« So klang es, wenn sich King Bobby um etwas mehr Respekt bemühte.
»Dämliche Touristen«, brummte die Bedienung in ihren nicht vorhandenen Bart und ging zum Tresen, um ihm sein Bier zu holen.
King Bobby klemmte sich die Papierserviette hinter den Hemdkragen und wollte sich eben über diese billige Rippchenimitation hermachen, da sagte plötzlich eine Frauenstimme: »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Er hob den Kopf und blickte in die Augen der Frau, die er quer über den ganzen Kontinent gejagt hatte. »Sieh mal einer an; Amber Corwin, die kleine Betrügerin.«
Kapitel 15
Ambers Herz hämmerte wie verrückt in ihrer Brust. King Bobby beäugte sie, wie man ein Stück Fleisch beäugt, das am Metzgerhaken baumelt, und schien zu überlegen, ob er sie in Scheiben schneiden, würfeln oder aufspießen sollte.
»Was für ein Zufall«, bemerkte er in seinem trägen Südstaatenakzent. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
Es fiel Amber nicht leicht, sich unbeeindruckt zu geben, doch sie tat wie geheißen und ließ sich betont gelassen auf der Sitzbank ihm gegenüber nieder. »Tag, King Bobby. Lange nicht gesehen.«
Er hob eine Augenbraue, oder zumindest kam es ihr so vor. Der Hut hing ihm tief in die Stirn. »Sie haben mich ja ganz schön an der Nase herumgeführt.«
Amber zwang sich zu einem lässigen Schulterzucken. »Nicht wirklich. Man muss nur wissen, wo man suchen muss. Und das wussten Sie offensichtlich, sonst wären Sie nicht hier. Also, wie kommt es, dass Sie den weiten Weg hierher auf sich genommen haben, nur um meine Wenigkeit aufzuspüren?«, erkundigte sie sich mit einer gekonnten Imitation seines Akzents und deutete dabei mit dem Daumen auf sich.
Er lachte dröhnend. »Ich mag Sie, Amber Rose. Ehrlich. Besser gesagt, ich mochte Sie, bis ich feststellen musste, dass Sie sich mit Leuten abgeben, die King Bobby auf unehrliche Weise um sein schwer verdientes Geld bringen!«
Amber verengte den Blick. Also war ihm nicht klar, dass sie Marshalls Komplizin gewesen war? Oder versuchte er, ihr ein Geständnis zu entlocken? »Wie kommen Sie darauf, dass Marshall Sie betrogen haben könnte?«, fragte sie.
»Weil er wie die schnellste Maus von Mexiko das Weite gesucht hat, sobald dieser Typ am Tisch behauptet hat, er würde Sie aus L. A. kennen.« Er stützte beide Ellbogen auf den Tisch und beugte sich nach vorn. »Ich mag so einiges sein, Lady, aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Ich musste nur eins und eins zusammenzählen, und dann war mir klar, dass an diesem Spiel etwas faul war. Fauler als faul.«
Amber schluckte schwer, war aber noch nicht bereit, irgendetwas einzugestehen. »Sie haben keinerlei Beweise.«
»Ich habe zwei Leute, die untergetaucht sind, das ist für mich Beweis genug«, entgegnete er mit anschwellender Stimme – und vermutlich in gleichem Maße ansteigendem Blutdruck. Jedenfalls war er puterrot angelaufen.
»Beruhigen Sie sich, sonst bekommen Sie noch einen Herzinfarkt«, beschwichtigte ihn Amber. »Was wollen Sie von mir?«
»So gefallen Sie mir schon besser. Ich will Ihren Freund Marshall. Oder ist er Ihr Liebhaber und Sie beschützen ihn deshalb?«
»Nein, er ist nicht mein Liebhaber! Er ist …« Beinahe hätte sie »mein Geschäftspartner« gesagt, doch sie konnte sich gerade noch rechtzeitig einbremsen. Sie wollte auf keinen Fall zu viel verraten. Er sollte ihretwegen ruhig kombinieren, aber sie würde ihm keine Munition liefern. »Er ist ein Freund von mir und ein alter Freund meines Vaters. Aber das gehört nicht hierher.«
»Vielleicht doch. Ich habe gesehen, wie er Sie angestarrt hat. Der Mann interessiert sich nicht nur für Pokerspiele.«
Weil sie für die Runde eine überzeugende Show abgeliefert hatten, dachte Amber. Aber offenbar nicht überzeugend genug, sonst würde King Bobby jetzt nicht hier sitzen und ihr den Betrug auf den Kopf zusagen.
Sie schwieg.
»Verraten Sie mir einfach, wo er ist. Oder noch besser, verraten Sie mir, wo das Geld ist, dann sind wir quitt.«
Amber atmete langsam aus. Sie konnte Marshall im Augenblick nicht besonders gut leiden, aber sie wollte ihn auch nicht ans Messer liefern. Außerdem hatten sie sich beide desselben Verbrechens
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