Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
schuldig gemacht, auch wenn sie es nicht gern zugab. Sie hatten King Bobby ausgenommen, und es spielte keine Rolle, dass sie der Ansicht war, ihre Gründe wären moralisch unbedenklicher oder uneigennütziger gewesen als Marshalls.
Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Genau deshalb kann mir Mike nicht verzeihen . Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag, so schmerzhaft, dass ihr schwindelte.
»Ich weiß nicht, wo Marshall ist. Und genauso wenig weiß ich, wo Ihr Geld ist. « Ihr Anteil am Gewinn befand sich auf Mikes Bankkonto, wo er hingehörte.
King Bobby räusperte sich. »Ich kann dafür sorgen, dass Ihr Leben ganz schön ungemütlich wird, meine Liebe. Ich habe Freunde an Orten, von denen eine Lady wie Sie keine Ahnung hat. Aber da Sie so verdammt hübsch sind, muss ich mich vielleicht damit zufriedengeben, eine Aussprache mit Ihrem Ehemann anzustreben. Ich habe nämlich den Verdacht, dass Ihr ehrenwerter Göttergatte, der Polizist, gar nicht begeistert reagieren würde, wenn seine Ehefrau in einen öffentlichen Skandal verwickelt wird.«
Amber griff nach der einzigen Waffe, die sie hatte, der einzigen Revolverpatrone, mit der Mike sie versorgt hatte, ehe er nach Boston zurückgekehrt war. »Tja, ein Skandal würde Mike zweifellos ziemlich auf die Palme bringen.« Sie nickte. »Genauso wie es Emmy Lou auf die Palme bringen dürfte, wenn sie von der Geliebten erfährt, die Sie sich hinter ihrem Rücken halten.«
Amber brach der kalte Schweiß aus, während sie sich wie ein Ertrinkender an den sprichwörtlichen Strohhalm klammerte. Blieb nur zu hoffen, dass sie damit quitt waren, dass sich King Bobby eine öffentliche Erniedrigung genauso wenig leisten konnte wie sie.
Seine Gesichtsfarbe wechselte von Scharlach- zu Purpurrot. »Woher zum Teufel wissen Sie davon? Niemand weiß über die persönlichen Angelegenheiten von King Bobby Bescheid!«
Ja! Amber vollführte im Geiste einen kleinen Freudentanz. Nach außen hin blieb sie cool und ließ ihm Zeit, sich wieder einigermaßen zu beruhigen. Der Schweiß sammelte sich zwischen ihren Brüsten und lief ihr über den Bauch, während sie gespannt auf den nächsten Spielzug des King wartete, aber sie achtete gar nicht darauf. Sie wusste, sie war auf dem besten Weg, ihre Probleme mit diesem Mann aus der Welt zu räumen.
»Verflucht! Ich wusste doch, dass Sie ein cleveres Ding sind«, brummte er. »Ich hätte es einfach abstreiten sollen.«
»Danke sehr.« Amber schüttelte den Kopf und versuchte, nicht loszulachen.
»Nur weil ich Ihnen nichts anhaben kann, heißt das noch lange nicht, dass ich mir nicht diesen Marshall vorknöpfen werde.«
Amber wurde schlagartig wieder ernst. »Dazu müssten Sie ihn allerdings erst einmal aufstöbern«, stellte sie nüchtern fest.
»Früher oder später taucht jeder verbuddelte Knochen wieder auf«, sagte King Bobby. Dann winkte er der Bedienung. »Hey, Schätzchen, bringen Sie der Lady ein alkoholfreies Bier.«
Die Frau begab sich mit einem mürrischen Blick zum Zapfhahn.
»Ehrlich gesagt muss ich los«, wehrte Amber ab.
»Aber erst müssen wir doch noch auf unsere kleine Abmachung anstoßen, finden Sie nicht?« King Bobby grinste sie an.
Nun gut, diesen Gefallen konnte sie ihm tun. Vor allem, wenn er danach die Stadt verließ und sie ihn nie mehr wieder sah. »Okay, meinetwegen.«
»Gut. Und wo wir gerade dabei sind, stoßen wir nicht nur darauf an, dass wir beide schweigen werden wie ein Grab, sondern auch darauf, dass ich mein Geld auf andere Weise auftreiben werde – und dass Sie mich informieren, wenn Sie von Ihrem alten Freund hören. Denn glauben Sie mir, eines Tages wird er bestimmt wieder auftauchen.«
Amber hob eine Augenbraue. Nun, da sie sich mit King Bobby versöhnt hatte, hoffte sie, dass sie nie mehr von Marshall hören würde. Aber das musste sie King Bobby ja nicht auf die Nase binden.
Solange der King glücklich war, war Amber frei.
»Her mit dem Bier«, sagte sie erleichtert. Noch ein paar Minuten, und dieser Alptraum hätte ein Ende.
Kaum hatten sie sich zugeprostet, da vernahm sie plötzlich ein lautes Räuspern. »Was zum Teufel geht hier vor sich?«, donnerte Mike.
Amber zuckte zusammen. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Situation auf einen Außenstehenden wirken musste. »Hör zu, King Bobby und ich …«
Mike ignorierte sie und maß den beleibten Texaner, der ihr
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