Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
Deveaux, die Inhaberin. Kann ich Ihnen helfen?«
Sie verströmte eine ätherische Schönheit, und ihr leuchtend buntes, auffällig gemustertes Kleid umwehte sie sanft, wenn sie sich bewegte.
»Ich suche ein Mitbringsel«, erklärte ihr Amber.
»Wie Sie sehen, ist die Auswahl riesig, und jeder Gegenstand hat seine ganz speziellen Einsatzmöglichkeiten«, sagte Clara mit einer schwungvollen Handbewegung, sodass ihre zahlreichen Armreifen klimperten. »Für wen ist es denn? Je mehr ich über den Menschen weiß, den Sie beschenken wollen, desto besser kann ich Ihnen behilflich sein.« Sie hatte eine äußerst angenehme Stimme.
Amber nickte. »Es ist für einen Mann, meinen Schwiegervater, um genau zu sein. Ich werde ein paar Tage bei ihm verbringen und brauche ein kleines Dankeschön. «
»Da Sie hier bei mir gelandet sind und nicht in der Boutique etwas weiter vorn, nehme ich an, dass Sie nicht auf der Suche nach einem konventionellen Geschenk sind.« Ein verschmitztes Lächeln brachte ihre Augen zum Funkeln.
Amber lachte. »Stimmt. Mein Schwiegervater ist … etwas eigen.« Sie wählte ihre Worte mit Bedacht.
»Das sind wir doch alle.« Clara musste etwa Mitte fünfzig sein, so wie Edward, aber sie strahlte eine Weisheit aus, die nichts mit ihrem Alter zu tun hatte.
Amber nickte und stimmte ihr zu. »Er ist ein Einzelgänger, lebt sehr zurückgezogen und glaubt an Flüche. Genau genommen an einen ganz bestimmten Fluch. Er beschäftigt sich mit Voodoo und glaubt, damit böse Geister vertreiben zu können«, erklärte Amber. »Ich würde ihm gerne etwas mitbringen, das ihm signalisiert, dass ich seine Überzeugungen respektiere.«
Und vor allem wollte sie Edward etwas aus der Reserve locken. Eventuell sogar eine Annäherung zwischen Vater und Sohn herbeiführen und dafür sorgen, dass sich die beiden künftig etwas besser verstanden. Man konnte schließlich nie wissen, wie viel Zeit ihnen noch miteinander blieb. Amber hatte selbst erlebt, wie schnell einem ein geliebter Mensch genommen werden konnte.
»Wenn er einen Fluch fürchtet, bräuchte er möglichst viel positive Energie in seiner Umgebung.«
»Klingt einleuchtend. Ich heiße übrigens Amber.« Sie streckte die Hand aus.
Sie schüttelten einander die Hände. »Amber. Wunderschöner Name.«
Amber lächelte. »Danke. Meine Mutter hat ihn ausgesucht«, sagte sie wehmütig.
»Tut mir leid, dass sie verstorben ist.«
Amber hob überrascht eine Augenbraue. Wie konnte Clara das wissen?
Sie neigte den Kopf. »Danke.«
»Wie lautet Ihr voller Name, Amber?«
»Amber Rose – äh – Corwin.« Es war das erste Mal, dass sie ihren neuen Nachnamen laut aussprach. Er fühlte sich seltsam auf ihren Lippen an.
»Corwin, wie die Stewart-Corwins«, sagte Clara mit einem wissenden Lächeln.
»Woher …«
»Sie haben erwähnt, dass Ihr Schwiegervater ein Einzelgänger ist, der an Flüche glaubt. Der Corwin-Fluch ist den Leuten in diesen Breitengraden ein Begriff. Jeder Mann hier, der diesen Nachnamen trägt, kann mit einer ganzen Reihe von persönlichen Tragödien aufwarten.« Claras Blick war warmherzig und geradezu beunruhigend verständnisvoll.
Es überraschte Amber, dass der Corwin-Fluch auch außerhalb des Corwin-Clans bekannt war. Es klang ganz danach, als stünden noch mehr Menschen außer Edward unter seinem Einfluss. »Erzählen Sie mir davon. Ich bin neu in der Gegend und in der Familie.«
Interessanterweise kam es ihr ganz und gar nicht seltsam vor, Clara über ihren Schwiegervater auszufragen. Wenn sie Edward wirklich helfen wollte, musste sie wissen, womit sie es zu tun hatte.
Clara nickte. »Das wird eine Weile dauern. Ich mache uns eine Kanne Tee.«
Ein paar Minuten später saß Amber mit Clara Deveaux an einem kleinen Ecktischchen, das ihr vorher gar nicht aufgefallen war, trank Tee mit Orangenaroma und lauschte der Legende vom Corwin-Fluch.
Claras Schilderung passte zu dem, was Amber bereits von Mike gehört hatte, wobei Clara mit mehr Details darüber aufwartete. Dass zum Beispiel Mitglieder der Perkins-Familie in der gleichnamigen Stadt, die keine fünf Kilometer entfernt war, bis vor kurzem versucht hatten, den Mythos mit illegalen, moralisch bedenklichen Mitteln aufrechtzuerhalten. Sowohl in Stewart als auch in Perkins musste man sich erst Schritt für Schritt von dem regelrechten Terrorregime der früheren Bürgermeisterin Mary
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