Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
Schließlich gab sich Mike einen Ruck und sprach seine größte Angst aus. »Glaubst du, er ist verrückt? «, fragte er.
Derek wandte sich zu ihm um. »Ist das eine ernst gemeinte Frage?«
Mike grinste. »Ja, auch wenn es komisch klingen mag. Ich meinte verrückt im Sinne von ›er sollte einen Psychiater konsultieren‹.«
»Glaubst du denn, dass er das tun würde?«
»Nein, aber das war auch nicht meine Frage. Findest du, er sollte ?«
Derek kratzte sich am Kopf. »Wahrscheinlich … Jetzt, da du es erwähnst.«
»Also hast du auch noch nie daran gedacht.«
Derek schüttelte den Kopf. »Vielleicht hätte einer von uns beiden dran denken sollen, aber nein, es kam mir nie zuvor in den Sinn«, erwiderte er kleinlaut.
Mike atmete erleichtert auf. Zumindest war er nicht allein. Er fühlte sich schon besser.
»Wieso kommst du gerade jetzt darauf?«, fragte sein Cousin.
Mike zuckte die Schultern. »Amber hat es erwähnt, und ich denke, sie hat nicht ganz Unrecht. Du allerdings auch nicht – ich bin nicht sicher, ob er freiwillig zu einem Psychiater gehen würde. Es wird nicht einfach sein, ihn dazu zu überreden.«
Da erklang vom Bootshaus herüber ein ohrenbetäubendes Krachen, gefolgt von einem Schrei. »Da ist jemand!«, brüllte Edward.
Mike und Derek, die das Haus schon fast erreicht hatten, machten auf dem Absatz kehrt und spurteten zurück, um nachzusehen, was Edward nun wieder angestellt hatte. Als sie näher kamen, stand Edward wild gestikulierend vor dem Bootshaus. In einer Hand hielt er sein Stinktier, das immer irgendwo in seiner Nähe war.
Mike klopfte das Herz bis zum Hals. »Dad, setz bitte dieses Vieh ab und sag uns, was genau los ist.« Er versuchte, einen Blick in das Bootshaus zu werfen, doch Edward verstellte ihm die Sicht.
»Jemand ist da drinnen. Ich habe ihn nicht genau gesehen, aber ich werd ihn mir vorknöpfen.« Er packte eine lange Stange und drehte sich um. »Los geht’s.«
Mike legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Warte. Ich gehe vor und sehe mich um.« Er schob seinen Vater sanft aus dem Weg, und Derek hielt Edward zurück, während Mike das Bootshaus betrat. Das würde wohl schon wieder einer dieser Tage werden …
Kapitel 13
Auf den ersten Blick konnte Mike nichts Ungewöhnliches in dem alten Bootshaus bemerken. Und er konnte auch niemanden sehen.
»Hallo?«, rief er.
Prompt ertönte aus der Ecke eine vertraute Stimme. »Bist du das, Mike?«
Das klang verdächtig nach seinem Cousin Jason.
»Bin ich froh, dass du aufgetaucht bist«, stöhnte Jason, der in einer Ecke kauerte. »Ich bin hinters Haus gegangen, um deinen Vater zu suchen, und nachdem ich ihn im Garten nirgendwo entdecken konnte, habe ich beschlossen, im Bootshaus nachzusehen. Ich wollte mit ihm reden, aber er hat mich doch glatt mit einem Stinktier bedroht, als wäre es eine Knarre. Also hab ich mich hier hinten versteckt, um nicht vollgesprüht zu werden.« Jason richtete sich zu voller Größe auf.
Mike fluchte leise. »Du kannst rauskommen«, versicherte er seinem Cousin. »Du warst ohnehin nicht in Gefahr; der Skunk ist harmlos.«
»Was? Wieso …?« Jason kam auf ihn zu.
»Frag nicht«, brummte Mike.
Amber hatte Recht. Edward benötigte dringend Hilfe. Sie mussten seinen Eskapaden einen Riegel vorschieben.
Doch im Augenblick beschäftigte ihn eine ganz andere Frage. »Was machst du denn hier in den Staaten? Solltest du nicht in Übersee sein, um zu trainieren oder dich für einen Wettkampf zu qualifizieren?« Sein Cousin war professioneller Snowboardfahrer und sollte die USA bei den kommenden Olympischen Spielen vertreten. Er war ein vielversprechender Kandidat für die Goldmedaille.
»Dann hast du es also noch nicht gehört, wie?«, fragte Jason.
»Was denn?«
Jason fuhr sich stöhnend mit den Fingern durch die Haare. »Eine meiner Dopingproben bei der Weltmeisterschaft war positiv. Ich soll Steroide eingenommen haben. Es kann durchaus sein, dass ich nicht zu den Qualifikationen für die Olympischen Winterspiele nächstes Jahr zugelassen werde.«
Mike starrte seinen Cousin an. Er musste sich verhört haben. »Du und Doping? Niemals. Wie konnte denn das passieren?«
» Vielen Dank !« Jason streckte triumphierend einen Arm in die Luft. »Wenn mir nur alle so vertrauen würden wie du, dann müssten wir diese Unterhaltung nicht hier führen.« Er deutete auf den
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