Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
dürfen, fürchte ich«, widersprach Jason mit tonloser Stimme.
»Dann eben in vier Jahren.«
»Nein.« Jason schüttelte entschlossen den Kopf.
Mike fiel der Ausdruck in seinen Augen auf; ein Ausdruck, den Mike schon als Kind unzählige Male gesehen hatte. Wenn Jason eine Entscheidung getroffen hatte, hielt er daran fest. Diese Dickköpfigkeit brauchte er auch, wenn er sportlich erfolgreich sein wollte.
»Warum denn nicht, um Himmels willen? Die Olympischen Spiele sind dein großes Ziel. Genau darauf hast du doch hingearbeitet.« Thomas klang genauso enttäuscht, wie sich Jason fühlen musste.
Amber wollte sich an den beiden Männern vorbeischlängeln und aus dem Zimmer schleichen. Mike ergriff ihre Hand und schloss sich ihr an.
»Warum kommst du mit mir mit? Willst du nicht da drinnen bleiben?« Sie deutete zum Schlafzimmer.
Er schüttelte den Kopf. »Sie müssen mal etwas allein sein.« Und er begrüßte es, dass sie das offenbar ebenfalls erkannt hatte.
Sie nickte. »Geht es dir gut?«
Er lehnte sich mit einer Schulter an die Wand und sah ihr in die Augen. »Warum sollte es mir nicht gutgehen? «
»Nun, zum einen wird das hier allmählich das reinste Tollhaus, und zum anderen hast du jetzt auch noch erfahren, dass sich der Lebenstraum deines Cousins in Luft aufgelöst hat. Ich könnte mir vorstellen, dass dich das auch mitnimmt«, sagte sie sanft.
»Mir geht es bestens, und Jason wird sich schon etwas einfallen lassen.«
Sie neigte den Kopf zur Seite. »Ich habe auch den Eindruck, dass er sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Er scheint eine starke Persönlichkeit zu sein. Es wird bloß etwas dauern, bis er es weggesteckt hat.«
»Ich frage mich nur, was er vorhat, nachdem er es weggesteckt hat.«
»Was immer es ist, ich bin sicher, du wirst für ihn da sein und ihm bei der Entscheidung helfen. Dafür hat man schließlich eine Familie.« Amber nickte bestimmt. »Apropos Familie: Ich muss dringend im Pflegeheim anrufen und mich nach meinem Vater erkundigen.«
Bei der Erwähnung ihres Vaters schaltete Mikes Gehirn, das eine Weile ganz auf ihn selbst und seine Familie konzentriert gewesen war, wieder auf Arbeitsmodus. »Ach ja, als ich vorhin draußen am Bootshaus war, weil mein Vater wieder einmal ausgetickt ist, hat mich ein Privatdetektiv aus Texas angerufen. Durch die ganze Aufregung hier hatte ich ganz vergessen, dir zu sagen, dass ich einen angeheuert habe.« Er zog sein Handy aus der Tasche, um seine Mailbox abzurufen.
Amber stand daneben und sah ihn mit ihren großen Augen hoffnungsvoll an. »Vielleicht erfährst du etwas über King Bobby, damit wir dieses Missverständnis ein für alle Mal bereinigen können.«
Mike runzelte die Stirn. »Du hast ihn bestohlen. Ich würde das kein Missverständnis nennen«, sagte er barsch. Plötzlich war ihm wieder eingefallen, wer sie war und was sie getan hatte.
Er hatte sich doch tatsächlich gestattet, es kurz zu vergessen. Zugegeben, selbst ein waschechter Cop hätte auf seinen verrückten Vater und das familiäre Durcheinander nicht souveräner reagieren können. Mike schrieb es der Erfahrung im Umgang mit Menschen zu, die sie ihrem früheren Job verdankte. Aber er hatte das untrügliche Gefühl, als würde noch mehr dahinterstecken.
Mike hatte schon im High-School-Alter nie Freundinnen – oder auch Freunde – mit nach Hause gebracht, aus verständlichen Gründen. Und als Erwachsener hatte er es bisher erst recht nicht getan. Es war ihm ohnehin mit keiner Frau je richtig ernst gewesen, um sie oder sich selbst diesem Irrsinn auszusetzen. Zum ersten Mal wurde ihm klar, dass er noch bei jeder potenziellen Kandidatin zu der Überzeugung gekommen war, sie würde ihn verlassen, sobald sie seinen Vater kennengelernt hatte.
Doch als er nun hier im Flur stand und die Frau betrachtete, die er geheiratet hatte, obwohl sie damals noch eine völlig Fremde für ihn gewesen war, wurde ihm schlagartig bewusst, dass sie die Einzige war, der er seine Familie anvertrauen konnte … und sein Herz obendrein.
Er schob den beunruhigenden Gedanken beiseite und hielt sich das Handy ans Ohr. Auf seiner Mailbox war nur eine Nachricht: »Howdy, Kollege, hier ist Ihr Privatdetektiv aus Texas. Leider kriege ich Sie partout nicht persönlich an die Strippe. Ich hab ’ne interessante Info über King Bobby für Sie. Ich sag nur ein Wort: Affäre . Rufen Sie mich zurück, dann erzähle ich
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